Hawaii
nehmen?«
»Wenn nicht, müssen wir darum kämpfen.«
»Gut!« brummte Teroro, denn jetzt hatte er Bestimmteres vor Augen.
»Wieviel Mann?« drängte Tamatoa.
»Etwa sechzig.«
»Mit allen Vorräten?«
»Mit allem.«
»Und einem Haus für unseren Gott?«
»Ja.«
Die Brüder lagen nebeneinander auf der Matte und flüsterten. Schließlich fragte Tamatoa: »Wen sollen wir mitnehmen?«
Teroro zählte rasch die Namen vieler Krieger her: »Hiro, Mato, Pa... «
»Wir ziehen nicht in den Kampf«, wies ihn Tamatoa zurecht. »Wir ziehen nach Norden - für immer.«
In dem schweigenden Raum trafen die Worte Teroro mit ihrem ganzen Gewicht. »Bora Bora für immer verlassen?« Er sprang auf und schrie: »Wir werden den Hohepriester umbringen, noch heute nacht.« Tamatoa packte ihn an einem Bein und zerrte ihn wieder auf die Matte herunter. »Wir beschäftigen uns mit einer großen Reise, nicht mit
Racheplänen.«
Aber Teroro fuhr fort: »Auf der Versammlung waren ich und meine Leute bereit, gegen alle Inseln zu kämpfen, wenn irgend jemand es wagte, dich zu berühren, Tamatoa. Wir hätten den Tempel mit Leichen übersät. Und heute sind wir nicht weniger bereit.«
Tamatoa lächelte und sagte: »Aber der Hohepriester hat dich überlistet, nicht wahr?«
Teroro ballte seine Fäuste und murmelte verbissen: »Wie konnte es nur geschehen? Unser Plan war so gut.«
»Oro hat gesiegt«, sagte der König traurig. »Wir nehmen besser unsere Götter und gehen fort von hier.«
Teroro knurrte: »Ich möchte, ehe wir gehen, noch einmal auf Havaiki losgelassen werden. Sie sollten nie das Feuer löschen können.«
»Kennt auf Bora Bora irgend jemand den Weg in den Norden?«
»Unser Onkel Tupuna hat ihn mich gelehrt.«
»Ist er Oro treu?« fragte Tamatoa. »Ja, aber ich glaube, er ist auch dir treu.«
»Unmöglich«, erwiderte Tamatoa.
»Bei alten Männern wie Tupuna sind viele Dinge möglich«, sagte Teroro lachend. »Soll ich ihn rufen?«
»Warte. Sitzt er nicht mit den anderen zusammen?«
»Sie kümmern sich nicht um ihn«, erklärte Teroro. »Sie haben ihn im Verdacht, daß er dir treu ist.«
»Wir könnten eine so lange Reise nicht ohne Priester unternehmen«, sagte Tamatoa ernst. »Fünfzig Tage allein auf dem Ozean... «
»Auch mir wäre lieber, wenn ein Priester mitkommt«, stimmte Teroro zu. »Wer sollte sonst die Zeichen deuten?« Und er sandte einen Boten aus, um Tupuna zu holen.
In der Zwischenzeit ließen sie sich wieder auf die Matte nieder und fuhren in ihren Plänen fort. »Können wir alles, was wir brauchen, zusammenbringen?« fragte der König.
»Helme und Speere können wir...«
»Bruder!« mahnte Tamatoa ungeduldig. »Ein für allemal: Wir fahren nicht zu irgendeinem Abenteuer aus. Ich frage: Kannst du Baumfruchttriebe beschaffen, die die Fahrt überdauern? Saatkokosnüsse, Getreidesaat und einige gute eßbare Hunde? Wir brauchen tausend Fischhaken und zweitausend Längen Tauwerk. Kannst du das alles zusammenbringen?«
»Ich werde es zusammenbekommen«, sagte Teroro. »Und überlege auch, wen wir mit uns nehmen sollen.« Abermals zählte Teroro die Namen auf, die ihm am nächsten lagen, und der König mußte ihn unterbrechen: »Suche einen Mann, der Messer, einen anderen der Bast verfertigen kann, und einen Mann für die Fischhaken.«
»Nun, unter sechzig Mann sollte es leicht sein...«
»Wenn ich den Raum in Erwägung ziehe, der uns zur Verfügung steht«, sagte Tamatoa nachdenklich, »so könnten wir nur siebenunddreißig Männer mitnehmen, ferner sechs Sklaven
und fünfzehn Frauen.«
»Frauen?« verwunderte sich Teroro.
»Angenommen, das Land im Norden ist leer«, setzte ihm Tamatoa auseinander. »Angenommen, wir finden dort keine Frauen. Dann müßten wir zusehen, wie einer nach dem andern von uns seinen Weg über den Regenbogen nimmt, und jeder wäre unersetzbar. Wir hätten keine Kinder.«
»Wirst du eine Frau mitnehmen?« fragte Teroro.
»Ich werde keine meiner jetzigen Frauen mitnehmen«, antwortete der König, »sondern Natabu, damit wir königliche Kinder haben werden.«
»Ich nehme Malama mit.«
Der König zögerte und ergriff dann die Hände seines Bruders. »Malama darf nicht mitkommen«, sagte er ernst. »Wir werden nur solche Frauen mitnehmen, die Kinder gebären können.«
»Ich möchte nicht ohne Malama sein«, sagte der jüngere Mann. »Sie ist meine Weisheit.«
»Es tut mir leid, Bruder«, sagte der König unwiderruflich. »Nur Frauen, die Kinder gebären
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