Hawaii
nach Havaiki käme, würdest du meine Frau. Ein Mann kann schon seine Lust an dir haben.«
»Komm bald, Teroro, denn Bora Bora ist verloren.«
Als die elf Kanus den Tempel hinter sich ließen, das offene Meer erreichten, und dann jedes seiner Insel zufuhr, sah es wirklich so aus, als seien die Tage von Bora Boras Größe dahin, denn eine sehr traurige Gruppe saß in WARTET-AUF-DEN-WESTWIND. König Tamatoa mußte erkennen, daß er das Spiel um die Herrschaft im Tempel für immer verloren hatte. Alle Macht lag jetzt bei dem Hohepriester, und die Preisgabe der Insel an Oro war nur die sinnvolle Folge. Teroro, der die gelichteten Reihen seiner Mannschaft überblickte, sann auf Rache; aber er mußte erkennen, daß der Hohepriester ihn überlistet hatte, indem er so viele Krieger hingestreckt hatte, daß der Rest kleinmütig wurde. Die Mannschaft spürte, daß ihre Häuptlinge uneinig waren und daß der Hohepriester nun der Stärkere war. Aber sie wußten nicht, durch welche politischen Kniffe die oberste Gewalt an ihn übergehen sollte. Die jüngeren Priester waren durch den eindeutigen Sieg Oros so erregt, daß sie sich noch auf Havaiki freiwillig erboten hatten, Tamatoa und Teroro umzubringen, um damit die Probleme der Insel ein für allemal zu lösen. Zu ihrer Überraschung hatte der Hohepriester nicht zugestimmt; ja, er hatte sogar den Übereifer seiner Gehilfen gescholten und ihnen auseinandergesetzt: »Wenn wir uns des Königs und seines Bruders in dieser Weise entledigen, wird das Volk sie beklagen und sich vielleicht sogar gegen uns erheben. Wenn wir aber so fortfahren, wie wir begonnen haben, dann werden die Leute selbst dahinterkommen, daß der König gegen die Wünsche Oros machtlos ist, und sie werden ihn entweder zwingen, sich Oros Willen zu fügen, oder sie werden ihn verlassen.«
»Aber was wird geschehen, wenn der König sich widersetzt?« hatte ein alter Priester gefragt, der sich an Tamatoas Vater erinnerte, gegen den Havaiki, Tahiti und Moorea vereint aber erfolglos in den Krieg gezogen waren. Der Hohepriester hatte zu den Opfern aufgeblickt, die im Mondlicht baumelten, und dann bemerkt: »Tamatoa soll sich nur widersetzen, aber sein Volk wird es nicht tun. Habt ihr nicht bemerkt, wie seine Leute schon jetzt ratlos und verbittert sind? Wo ist Teroro, ihr Führer, in
diesem Augenblick? Er tändelt in der Hütte mit Tehani!«
Der alte Priester, der noch immer bezweifelte, daß Tamatoa abdanken würde, hatte eingeworfen: »Wen sollen wir zum Herrn über Bora Bora setzen, wenn wir den König entthronen?«
Der Hohepriester hatte gehofft, daß diese Frage nicht aufgeworfen würde, denn er wollte vor seinen Untergebenen nicht als der Urheber eines Planes dastehen, der tatsächlich von der allgemeinen Priesterschaft beschlossen worden war. So hatte er nur zweideutig gesagt: »Oro hat einen Nachfolger bestimmt.«
»Wen?« hatte der alte Mann ihn bedrängt.
»Oro hat Tehanis Vater, den großen Häuptling Tatai, dazu bestimmt.« Ein langes Schweigen war eingetreten. Die Priester waren von der Ungeheuerlichkeit dieser Entscheidung betroffen gewesen. Bora Bora war ihre Heimat, und was hier vorgeschlagen wurde, kam der Unterwerfung der Insel unter das Herrscherhaus von Havaiki gleich, etwas, das weder durch Kampf noch List bisher erreicht worden war. Der Hohepriester wußte, daß diese Nachricht zunächst abstoßend wirken mußte, und deshalb hatte er auch sogleich hinzugefügt: »Es ist Oro, der Tatai dazu bestimmt hat.« Die Anrufung Oros unterband bei den Männern, die erst vor kurzem ihr Leben dem Dienst dieses Gottes geweiht hatten, jeden Einwand, und der Hohepriester hatte fortfahren können: »Das ist auch der Grund, weshalb Tatai seine Tochter Tehani überredet hat, die Frau Teroros zu werden. Er wird auf diese Weise nach Havaiki übersiedeln, seine besten Gefolgsleute mit sich nehmen und bald unter den Männern Havaikis untergehen. Tatai hat versprochen, wenn er König von Bora Bora wird, seine Frauen zurückzulassen und unsere Frauen zu heiraten. So wird Oro obsiegen.« Er hatte nicht hinzugefügt, daß er hoffte, wenn es soweit sei, sein Hauptquartier nach dem großen Tempel in Havaiki zu verlegen, und daß er dann diejenigen seiner Priester von Bora Bora mit sich nehmen würde, die seinen Meisterplan mit der größten Hingabe unterstützten.
Aber keinem seiner Zuhörer mußte das erst gesagt werden, und während ihnen aufregende Gedanken durch den Kopf gingen, kehrten die heiligen Männer nach
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