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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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das Gebot der Sitte erfordert hätte, daß nur zwei zusammen waren. Hinzu kam der betrübliche Umstand, daß frische Wäsche fehlte - die stinkenden Kleider mußten Woche um Woche getragen werden -, und schließlich die unerträgliche Langeweile eines Lebens in ungewohnter Umgebung. Kein Missionarskind hat mehr unter der einfühlenden Kontemplation in diese Beschwernisse gelitten als ich. Tatsächlich bin ich so weit gegangen, mir die Bedingungen zu rekonstruieren, unter denen meine Ahnen gegen die Unbill der See ankämpften, und einige Nächte lang habe ich versucht, genauso zu leben, wie sie gelebt haben müssen, um mich durch diese Übungen in ihr Verhalten hineinzufinden. Auf der ersten Abbildung, die diesen Essay begleitet, mag man meine Reaktion auf die Drangsale erkennen, die von meinen Vorfahren ertragen werden mußten.« Hoxworth drehte das Blatt vorsichtig um und sah, daß Whipple Janders' Kamera vorzügliche Arbeit geleistet hatte. Aus der Koje grinste ihm Bromley Hale entgegen, sein Körper eingezwängt in die Koje, und... »Gütiger Gott!« rief Hoxworth. »Ist das nicht Mandy Janders?« Er betrachtete die nächste Fotografie, auf der zu sehen war, wie Mann und Frau in den engen Kojen zusammen schliefen, und ganz bestimmt war das sein Sohn Bromley Hale, der behaglich schnarchte, während die hübsche, schlanke Amanda Janders mit einem Hut auf dem Kopf neben ihm lag und voll Abscheu in die Kamera starrte.
    »O du meine Güte! Ich rufe lieber gleich Mandys Vater an«, sagte er schwach, aber der Essay fesselte ihn, wie er jeden in Honolulu fesselte, der so glücklich war, eines der dreihundert mit Whip Janders' glänzenden Fotografien ausgestatteten Exemplare zu besitzen.
    »Wie sich deutlich erkennen läßt«, hieß es weiter in Bromley Hales Essay, »muß das Leben an Bord der Brigantinen so schlimm gewesen sein, wie unsere Vorväter berichteten. Aber es wollte mir immer scheinen, als hätten unsere guten Ahnen über eine wichtige Sache stets ein seltsames Schweigen bewahrt. Das Leben auf der Brigantine muß die Hölle gewesen sein. Zugegeben. Aber das Leben ging weiter. Oh, und wie es weiterging. Dank unseren ausgezeichneten Bibliotheken in Honolulu war es mir möglich, gewisse Statistiken darüber aufzustellen, wie schnell das Leben weiterging. Nehmen Sie zum Beispiel die Brigg THETIS, auf der einige meiner Vorfahren, sowohl väterlicher- wie mütterlicherseits, diese gastlichen Gestade erreichten. Die THETIS lief am 1. September 1821 von Boston aus und erreichte nach zweihundertundsieben stürmischen Tagen am 26. März 1822 Lahaina. Bezieht man auf diese Daten einige Fakten aus der Biologie, die sich als unumstößlich erwiesen haben, dann muß jedes Kind der elf Missionarspaare, das vor dem 27. Mai 1822 zur Welt kam, noch in Neu-England - im heiligen Ehestand, versteht sich - empfangen worden sein. Jedes Kind aber, das nach dem 21. Dezember 1822 geboren wurde, kann aus demselben Grund erst auf den Inseln von Hawaii empfangen worden sein. Jedes Kind andererseits, das diesen Familien zwischen dem 27. Mai und 21. Dezember 1822 geboren wurde, kann nirgends sonst als auf der tanzenden THETIS empfangen worden sein. So wollen wir zusehen, was mit den Passagieren einer Kabine geschah:
    Eltern Kinder geboren
    Abner und Jerusha Hale Sohn James 1. Oktober 1822 John und Amanda Whipple Sohn Micha 2. Juni 1822 Abraham und Urania Hewlett Sohn Abner 13. August 1822 Immanuel und Jephta Quigley Tochter Lucy 9. Juli 1822.«
    An Hand alter Berichte bewies Bromley Hale, daß von den Missionarspaaren an Bord der THETIS neun in der kritischen Zeit Nachkommen zur Welt brachten. Dann wandte er sich den anderen ehrwürdigen Missionarsgesellschaften zu, stellte Abfahrts- und Ankunftsdaten fest, mit denen er wiederum die Daten aus dem Geburtenregister verglich, bis er schließlich zu einem erstaunlichen statistischen Erweis kam. »Gütiger Gott«, stöhnte Hoxworth, »wenn der Junge nur halb soviel Scharfsinn auf etwas Vernünftiges verwandt hätte...» Aber wie alle anderen in Honolulu las er begierig weiter. »Läßt nicht diese erstaunliche Fruchtbarkeit an Bord der Brigantinen die Vermutung zu, daß in den überfüllten Kabinen eine zusätzliche Beschäftigung gepflogen wurde - eine Beschäftigung, die angetan war, die Langeweile totzuschlagen, über die unsere Vorväter aber aus Gründen der Sittsamkeit geschwiegen haben? Ich könnte es mir denken.
    In dem, was ich nun untersuchen möchte, halte ich mich bei weitem nicht

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