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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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hinzu: »Ich hätte nie gedacht, den Tag zu erleben, da ein vornehmer chinesischer Bankier zu einem meiner Wächter ernannt würde. Es ist ein glücklicher Tag für mich, Hong Kong. Ihre Leute und meine haben in vergangenen
    Zeiten so gut zusammengepaßt, und ich hoffe, daß dies ein glückliches Zeichen für die Zukunft ist.«
    »Es ist ein neuer Tag für Hawaii, Malama«, antwortete er. »Ist dies zauberhafte Mädchen Ihre Tochter?« fragte Malama, und als Hong Kong bejahte, lachte sie und sagte: »Wenn ich in früheren Zeiten einen reichen Chinesen mit einem hübschen jungen Mädchen sah, wußte ich nie, ob es seine Tochter oder seine vierte Nebenfrau war.«
    »Ich empfinde die gleiche Ungewißheit, wenn ich einen Nachtklub in New York besuche«, erwiderte Hong Kong gutgelaunt, »und die Haole-Bankiers mit ihren Begleiterinnen sehe. Wir armen Chinesen dürfen nicht mehr Vielweiberei treiben - nur noch die Haoles.«
    »Ich möchte Ihnen meine Freunde vorstellen«, sagte Malama lächelnd. »Wir kommen hier zuweilen zusammen, um hawaiische Musik zu machen. Dies sind Frau Choy, Frau Fukuda, Frau Mendonca und Frau Rodriques.« Hong Kong verneigte sich vor jeder der hünenhaften Frauen und kehrte dann zu Frau Choy zurück. »Sie sind doch das hübsche Mädchen, das nach dem Rennpferd genannt wurde, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Frau Choy und lachte fröhlich. »Mein Name ist Carrydie-Post. Wissen Sie, Vater gewann viel Geld mit dem Pferd.«
    »Ich weiß! Meine Großmutter bekam heraus, daß mein Vater viel Geld auf Carrydie-Post gesetzt hatte, und wurde fuchsteufelswild. Aber das Pferd gewann das Rennen. So haben sich mein Vater und Ihr Vater wahrscheinlich zusammen betrunken«, sagte Hong Kong leutselig, und die Damen lachten. »Dies ist meine Tochter Judy, eine Musikerin. Sie hat eine Stellung am Konservatorium.«
    »Wie wundervoll!« rief Malama und schob dem lieblichen chinesischen Mädchen, das sich ohne Verlegenheit in die Reihe der hawaiischen Frauen an der Wand des großen, altmodischen
    Wohnzimmers einordnete, eine Ukulele hin. »Sie werden die Worte nicht verstehen, aber Sie können mitsummen.« Und die sechs Frauen begannen ein altes hawaiisches Lied aus den Tagen, da die Könige noch in Lahaina residierten. Es stimmte, daß Judy Kee die Worte nicht verstand; aber sie sang richtig, und einmal verstummten die andern sogar, um zuzuhören, wie sie eine Strophe vorsang. Dann rief Frau Choy: »Wenn nur etwas gegen die Schlitzaugen zu machen wäre! Sie gäbe eine richtige Hawaiin ab.«
    Alles lachte, und Hong Kong fragte ruhig: »Ich möchte herausfinden, Malama, was sich ein hawaiischer Eingeborener denkt, der unter Kuratel gestellt ist?« Man hätte ebensogut den Papst fragen können, was er von Martin Luther hält. Aber Hong Kongs direkte Art, ein Thema anzugehen, erwies sich oft als fruchtbar. Das zeigte sich auch jetzt wieder; denn alle hawaiischen Damen waren an dieser Frage interessiert, die so viele ihrer Freunde berührte.
    »Ich will Ihnen was sagen, Hong Kong«, gestand Malama, nachdem sie Judy gebeten hatte, ihr beim Eingießen des Tees zu helfen. »Ich bestand meine Prüfungen in Vassar mit Auszeichnung und war trotzdem nicht in der Lage, meine eigenen Angelegenheiten zu verwalten. Hier in Hawaii erklärte man mir später: >Wir werden drei Weißen riesige Gehälter zahlen, damit sie es für Sie tun. < Das war eine Beleidigung, und ich versuchte, dagegen anzukämpfen. Aber dann erinnerte ich mich an das, was uns der liebe Haole-Lehrer in der Hewlett-Hall beigebracht hatte. Ich war eine Eingeborene. Ich war anders. Bei mir wurde vorausgesetzt, daß ich unfähig sei. So ergab ich mich in mein Schicksal und hielt es nicht für eine Schande, als Verschwenderin gebrandmarkt zu sein. Ich liebe meine Freunde; ich liebe es, wenn eine Gitarre gut gespielt wird; ich liebe das Ried. So vergehen mir die Tage. Ein wenig Freundschaft. Die Vögel im Ried... bis ich sterbe. Ich bin eine Verschwenderin, also verdiene ich es, unter Vormundschaft gestellt zu werden.«
    Frau Fukuda sagte: »Was die Weißen und geizige Japaner wie meinen Mann immer zur Weißglut bringt, ist die Art, wie Malama ihr Eigentum an ihre Freunde verschenkt. Das können sie einfach nicht verstehen. Mit ihren verknöcherten und erbärmlichen Herzen können sie das einfach nicht verstehen.«
    »Was ist schon Geld?« fragte Malama. »Wieviel billigt Ihnen der Trust zu?« fragte Hong Kong. »Ich mache den Treuhändern keinen Vorwurf«, wich Malama aus.

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