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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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umfuhr mit seinem rechten Zeigefinger ihre Augen wie mit einem Schminkstift.
    »Sie wird hawaiischer aussehen als ich«, rief er. Dann deutete er nacheinander auf jeden der Gäste seiner Mutter. »Choy!« rief er. »Fukuda, Mendonca, Rodriques und du, Malama!« Er trat einen Schritt zurück, um sie genauer zu betrachten. »Morgen abend. Haare lang. Alte Muumuus. Blumen. Drei Ukuleles, zwei Gitarren. Lagune soll hawaiisch Musik hören wie noch nie.« Er verneigte sich vor Judy und fragte: »Schwester, du singst mit mir?«
    »Ja«, sagte sie schlicht.
    Malama war für eine Eingeborene ungewöhnlich freimütig und fragte: »Wird man es freundlich aufnehmen, wenn ein chinesisches Mädchen dieses Lied singt? Es ist so besonders hawaiisch.«
    »Die Art Leute gewöhnt besser dran«, erwiderte Kelly kurz, »weil dies Wahine... eine richtige Feldlerche.« »Was meinen Sie, Hong Kong?« fragte Malama.
    Seine düster gerunzelte Stirn zeigte deutlich, daß er sich sein ablehnendes Urteil für eine spätere Gelegenheit vorbehielt, wenn er mit Judy allein sein würde. Aber seine Tochter antwortete für ihn: »Er wird kommen, und ich auch.«
    Als sie später im Buick saßen, rief Hong Kong wütend: »Ich möchte nicht, daß meine Tochter in einem Nachtklub singt!«
    »Aber ich möchte singen«, sagte Judy fest.
    »Die Leute werden lachen, Judy, wenn meine Tochter in einem Nachtklub auftritt. Du, eine Chinesin, die vortäuschen will, eine Hawaiin zu sein.«
    »Papa, seit langem möchte ich singen... »
    »Aber mit Kelly Kanakoa! Einem nichtsnutzigen Eingeborenen!«
    »Was ist so schlimm an den Eingeborenen?« erwiderte Judy.
    »Ich habe ein anständiges chinesisches Mädchen nicht dafür großgezogen, daß sie mit einem Eingeborenen anbändelt!«
    »Du bändelst mit Malama an, wenn du es so nennen willst.«
    »Das ist ein Geschäft, Judy. Du wirst mich in Schwierigkeiten bringen.«
    »Du kommst morgen abend, Papa. Ich möchte wenigstens ein freundliches Gesicht sehen.«
    Das Team aus Kelly und Judy erregte mehr als eine Sensation. Für die Touristen vom Festland waren sie das erste Paar, das einen echten Kunstverstand bewies, und die fünf prächtigen grauhaarigen Frauen, die sie an jenem ersten Abend begleiteten, boten den rechten Rahmen für die zarte Schönheit des Mädchens und die geschmeidige Männlichkeit des Baritons. Und soweit es sich nur um die Touristen handelte, wurde diesem Paar ein künstlerischer und finanzieller Erfolg beschieden. Aber zwei Gruppen der Einwohner Hawaiis waren über das Auftreten des Paares entrüstet. Der chinesischen Bevölkerung erschien es unfaßbar, daß am Tage, da Hong Kongs Ernennung zum Treuhänder des Malama-Kanakoa-Trusts bekannt und er damit zum angesehensten Bürger in der Chinesengemeinde wurde, seine wohlerzogene Tochter in einem öffentlichen Nachtklub auftreten sollte, wo sie ihren Nabel entblößte und mit einem Mann wie Kelly Kanakoa sang. Zumindest die vier wichtigsten chinesischen Familien, deren Söhne schon daran gedacht hatten, die reizende Musiklehrerin zu heiraten, verkündeten: »Wir werden sie nie als Schwiegertochter akzeptieren.« Für die Eingeborenenbevölkerung andererseits war es ein Affront ohnegleichen, daß eine Adelsfamilie wie die Kanakoas eine reinblütige Chinesin als Gesangspartnerin für Kelly ausgesucht hatten und zuließen, daß sich das Mädchen wie eine echte Hawaiin anzog und derart der Öffentlichkeit darbot.
    So wurde Judy von den Chinesen und Kelly von den Eingeborenen gemieden. Aber am zweiten Abend hörte sie Manny Fineberg von den Clarity Records und bot ihnen einen günstigen Vertrag an. Seine einzige Bedingung war: »Auf dem Albumdeckel müssen wir ein vollblütiges Hawaii-Mädchen haben. Judy kann zwar wie ein Engel singen, aber über ihre Schlitzaugen kommt sie nicht hinweg.« Als die beiden jungen Sänger an diesem Abend nach Hause fuhren, sagte Judy: »Kelly, ich meine, für unser nächstes Album sollten wir eine eigene Gesellschaft gründen, hier in Hawaii.« Und so wurde die >Insel Grammophon< ins Leben gerufen, unter der Leitung von Judy Kee. Mit eisernem Willen suchte sie junge Talente, die die berühmten Lieder der Inseln sangen, und es dauerte nicht lange, so wurde die Hälfte der hawaiischen Melodien, die man auf dem Festland hören konnte, von diesem klugen chinesischen Mädchen hergestellt.
    Sie entwarf auch das Kostüm, mit dem Kelly in den Nachtklubs der Inseln berühmt werden sollte. Sie ließ für ihn von ihrem Schneider enge

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