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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Hosen anfertigen, deren eines Bein blau, das andere rot war und deren ausgefranste Enden gerade über das Knie reichten. Für die Bekleidung des Oberkörpers fand sie ein tapaähnliches Tuch aus Java, aus dem sie eine enge Jacke schneidern ließ, deren Zipfel über dem Gürtel zusammengebunden wurden. Seine Kopfbedeckung blieb weiterhin die Segelmütze, die er ins Genick geschoben trug, und als Schuhwerk entwarf sie ihm schwere Ledersandalen, die er abwerfen konnte, wenn er tanzen wollte. »Du mußt ein sichtbares Symbol werden«, beharrte sie und kleidete sich entsprechend. Ihr zartes, exotisches Gesicht war von Blüten umgeben, und ihre langen Zöpfe hingen über den Sarong der Inseln. Aber das, was die Touristen am längsten im Gedächtnis behielten, war der seltsame Walroßzahn, den Kelly an einer Silberkette um den Hals trug. Er wurde sein Warenzeichen. Judy bewirkte auch andere Wandlungen in Kelly. Wenn er sich mit ihr unterhielt, mußte er englisch sprechen. Aber wenn er auf der Bühne stand, ermutigte sie ihn, sein fürchterliches Pidgin zu gebrauchen. So pflegte er während einer Darbietung Florsheims Gitarrensolo zu unterbrechen und zu rufen: »He, du, Florsheim, Blalah. Letzte Nacht mußt ich denken. Mehr als hundert Jahr zurück die Mission kam zu diesem hier Fels und sehen, mein Großvadder un' dein Großvadder haben nix an, tun nix, schlafen unter Palme, trinken Okolehau. Sie machen Hölle heiß. Nach und nach, hundert Jahre später du ich Kanaka wir tun alle Arbeit, und Missionarskinder schlafen unter Palme, drinken Gin und haben fast nicht an, und tun nix. Florsheim Blalah, was is bloß passiert?«
    Judy bestand darauf, daß Florsheim die Stahlgitarre mit dem elektronischen Verstärker spielte, und sie ermutigte den großen Burschen, auch weiterhin unansehnliche Kleider zu tragen, damit Kellys Größe noch mehr zur Geltung kam. Aber es gab zwei Probleme, die sie nicht lösen konnte. Wo Kelly auch hinkam, sprach sogleich alles unbewußt Pidgin, selbst Judy. Niemandem gelang es sodann, die vielen Freundinnen des großen Mannes auszuschalten.
    Nach einer Weile gab Judy ihre Versuche auf; aber etwas erreichte sie dennoch. Sie bestand darauf, daß Kelly die Telegramme, die geschiedene Frauen vom Festland an ihn schickten, ignorierte.
    »Du bist ein Künstler, Kelly!« hämmerte sie ihm Tag für Tag ein. »Du brauchst dich nicht mehr mit diesen neurotischen Damen einzulassen, wenn sie dir ein Notsignal schicken.«
    »Sie sind die Freunde meiner Freunde«, erklärte er. »Haben sie je etwas für dich getan?« fragte sie ihn grob.
    »Nein«, sagte er.
    »Dann hör auf damit«, sagte sie und brachte mit der Zeit sogar Florsheim so weit, daß er nicht mehr atemlos hereingestürzt kam, um zu melden: »Kelly Blalah, habe diese zwei Stück Wahine bekommen, eine hat Auto. Kelly Blalah, du hilfst mir aus, hm?«
    Über eine Sache täuschte sich Judy Kee nie. Es stimmte, daß der finanzielle Erfolg der Gruppe ihrem organisatorischen Talent zu verdanken war, aber der künstlerische Erfolg konnte nur dem hinreißenden polynesischen Charme ihrer beiden Partner zugeschrieben werden. Wenn die Touristen den hübschen Kelly und den stämmigen Florsheim sahen, liebten sie die beiden instinktiv, denn diese Eingeborenen erinnerten sie an eine Zeit, in der das Leben einfacher und das Lachen leichter gewesen war und in der der Himmel voller Geigen gehangen hatte. Kein Fremder, der nach Hawaii kam, liebte die Inseln, weil Judy Kee und ihr scharfsinniger Vater Hong Kong umwälzende Änderungen in der Sozialstruktur bewirkten. Die Leute liebten Hawaii wegen seiner Polynesier. Alles, was Judy vermochte, war, ihren beiden Strandjungen ein sorgenfreies Leben zu bieten, denn unter ihrer Leitung verdienten sie nicht weniger als siebzigtausend Dollar im Jahr und fanden noch genügend Zeit, fast jeden Nachmittag zu baden. Zwei ältere Leute verfolgten die Wandlung Kellys und Florsheims mit
    Interesse. Malama erschien die Ankunft dieses entschlossenen chinesischen Mädchens wie eine Segnung von den alten Göttern, die Hawaii behüteten. Sie erklärte ihrer Teerunde: »Ich versuchte, ihn großzuziehen, und hatte keinen Erfolg. Aber diese kleine Pake sagt: >Spring!< und er springt. Immer nach der richtigen Seite.«
    »Ich habe gehört, daß sie die Grammophongesellschaft unter ihrem Namen führt«, sagte Frau Rodriques.
    »Das tut sie auch«, gab Malama zu. »Aber ich habe es ihr geraten. Ich wollte nicht, daß Kelly die Möglichkeit hat,

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