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Hawkings Kosmos einfach erklaert

Hawkings Kosmos einfach erklaert

Titel: Hawkings Kosmos einfach erklaert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Vaas
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mögliche Geschichten des Universums nicht jene Sequenz von Galaxien- und Sternbildung durchlaufen, die für die Entwicklung von uns Menschen entscheidend war. Zwar gibt es die Möglichkeit, dass sich intelligente Wesen auch ohne Galaxien und Sterne entwickeln, aber sie erscheint doch recht unwahrscheinlich. So bedeutet die bloße Tatsache, dass wir als Wesen existieren, die fragen können: ‚Warum ist das Universum so, wie es ist?‘, eine Einschränkung, der die Geschichte, in der wir leben, genügen muss. Daraus folgt nämlich, dass sie zur Minderheit jener Geschichten gehört, in denen Galaxien und Sterne entstehen. Dies ist ein Beispiel für das sogenannte Anthropische Prinzip. Es besagt, das Universum müsse mehr oder weniger so sein, wie wir es sehen, denn wäre es anders, gäbe es niemanden, der es beobachten könnte.“
    Das Anthropische Prinzip hilft also dabei, aus der unübersichtlichen Fülle kosmischer Möglichkeiten eine Auswahl zu treffen. Es wirkt wie ein Sieb, um von den vielen Historien jene auszuwählen, die für unser Universum relevant sind. Es ist aber kein Anthropozentrismus, der den Menschen für den Mittelpunkt der Welt hält, wie Hawking betont. „Wir sind nur an der Teilmenge jener Geschichten interessiert, in denen sich intelligentes Leben entwickelt. Es muss nicht unbedingt menschliche Züge besitzen. Kleine grüne Außerirdische täten es auch, täten es vielleicht sogar besser. Die Menschheit hat keine sehr gute Bilanz an intelligentem Verhalten aufzuweisen.“
    Das Zittern der Raumzeit: Gravitationswellen, die sich als oszillierende Stauchungen und Stre-ckungen von Abständen durchs All ausbreiten, sind wohl die allerersten Signale vom Anfang unseres Universums. Sie können verraten, was genau im Urknall geschah und ob dies zu Hawkings Modell passt. Doch ob Raumsonden diese ultrafeinen Signale jemals erhaschen können, ist unklar. Bald werden aber bereits Gravitationswellendetektoren auf der Erde die Erschütterungen der Schwerkraftbeben ermessen, die bei der Kollision von Schwarzen Löchern ausgelöst werden. Das Bild zeigt eine Momentaufnahme einer aufwendigen Computersimulation eines solchen Ereignisses.
    Es gibt wohl andere, wahrscheinlichere Möglichkeiten für den Zustand des Universums, also mit unserer Existenz unvereinbare Historien, doch in diesen könnten wir nicht leben. Insofern treffen wir durch unsere Beobachtungen eine Art Vorauswahl, und somit braucht die Geschichte unseres Universums kein typischer Strang im unvorstellbar reichhaltigen Bündel der Superpositionen sein. (Inzwischen hat Hawking die Rolle des Menschen für die kosmologische Theoriebildung mit seinem „Top-down-Ansatz“ sogar noch einmal verstärkt, siehe Exkurs Hawkings Sicht von oben .)
    Sterne und Staub: Wenn die Naturkonstanten nur geringfügig anders wären, könnten keine Sonnen entstehen – wie hier in der 400 Lichtjahre fernen Dunkelwolke bei Rho Ophiuchi im Sternbild Schlangenträger mit nur 300.000 Jahre alten Sternen (aufgenommen von dem Weltraumteleskop Spitzer in der Infrarotstrahlung). Hawking vermutet deshalb, dass es andere Universen gibt, von denen die meisten extrem lebensfeindlich sind.
    Mit der Quantenkosmologie und der Keine-Grenzen-Hypothese, so argumentieren Stephen Hawking und Jim Hartle, lassen sich im Prinzip Voraussagen über unser Universum machen, die man mit astronomischen Beobachtungen überprüfen kann. Das klingt in der Theorie gut, ist in der Praxis aber sehr schwierig. Zum einen ist der quantenkosmologische Apparat bislang nämlich sehr grob und basiert auf vielen vereinfachenden Annahmen. Sonst wären die komplizierten Rechnungen überhaupt nicht möglich. Und zum anderen handelt es sich ja immer nur um Wahrscheinlichkeitsaussagen. (Wofür es in vielen kosmologischen Modellen noch nicht einmal Konsens überein Wahrscheinlichkeitsmaß für Voraussagen gibt; auch Hawkings Vorschlag von 2007 ist umstritten.) Wieso aber sollten wir uns in der wahrscheinlichsten aller möglichen Entwicklungsgeschichten des Universums wiederfinden?
    Hawking ist sich dieser Schwierigkeit schmerzhaft bewusst: „Welche Prinzipien wählen einen Zustand unter den vielen möglichen Zuständen aus, in denen das Universum existieren könnte, und geben uns somit einen Mechanismus an die Hand, Vorhersagen zu treffen oder verschiedene Eigenschaften des

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