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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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und es war, als starrte die tote Kreatur sie böse an.
    Vicki erinnerte sich an Hollis’ Beschreibung der Tiere, die ihn damals in seinem Haus in Los Angeles angegriffen hatten. Dieses hier sah genauso aus. Hollis hatte die Tiere Splicer genannt. Die Chromosomen des Pavians waren manipuliert und von den Wissenschaftlern der Tabula neu gespleißt worden. Das Ergebnis war ein Geschöpf, dessen einziges Lebensziel im Angreifen und Töten bestand.
    Oben zertrümmerten die Männer ein zweites Fenster. Vicki nahm die Schaufel in beide Hände und schlich durch den Raum. An ihrem linken Bein blutete eine Schnittwunde. Von ihrem Hosensaum tropfte Blut, das sie mit ihren Schuhen auf dem Boden verschmiert hatte. Etwa eine Minute lang passierte nichts; dann begann die Flamme der letzten Kerze zu zucken, und drei Splicer kamen die Treppe herunter. Sie hielten inne, nahmen Witterung auf, und dann stieß der Anführer ein heiseres Gebell aus.
    Es waren zu viele, und sie waren zu stark. Vicki wusste, dass sie sterben würde. In ihrem Kopf tauchten Bilder wie Schnappschüsse in einem Fotoalbum auf – ihre Mutter, die Schule, ihre Freunde – und so vieles von dem, was ihr früher so wichtig erschienen war, verblasste schon jetzt. Am deutlichsten konnte sie sich an Hollis erinnern, und Vicki fühlte eine tiefe Traurigkeit darüber, dass sie ihn niemals wiedersehen würde. Ich liebe dich , dachte sie. Denke immer daran. Meine Liebe wird niemals sterben.
    Die Splicer witterten ihr Blut. In unglaublicher Geschwindigkeit sprangen sie von der Treppe und auf sie zu. Die Tiere kreischten, und ihre Laute erfüllten den kleinen Raum. Ihre spitzen Zähne erinnerten Vicki an Wölfe. Keine Chance , dachte sie. Überhaupt keine Chance. Trotzdem hob sie die Schaufel an und stellte sich dem Angriff.

SECHSUNDZWANZIG
    S ophia Briggs hatte Gabriel erzählt, dass jedes Lebewesen eine unsterbliche, unzerstörbare Energie in sich trage, die sie das Licht nannte. Wenn ein Mensch starb, verband sich sein Licht mit der Energie, die das gesamte Universum durchströmte. Nur Traveler waren in der Lage, ihr Licht in andere Sphären zu schicken und hinterher in ihren lebendigen Körper zurückzukehren.
    Die Sechs Sphären, so hatte Sophia es erklärt, waren durch eine Reihe von Barrieren getrennte Parallelwelten, und diese Barrieren bestanden aus Wasser, Erde, Feuer und Luft. Gabriel hatte alle vier Hindernisse überwinden können, als er zum ersten Mal transzendiert war. Und jetzt fühlte er sich, als schwebe er durchs All, von unendlicher Dunkelheit umgeben, während sein Körper im Hinterzimmer eines Trommelgeschäfts am Camden Market zurückblieb. Gabriel dachte an seinen Vater. Plötzlich spürte er sich von etwas Unbekanntem angezogen, und dabei ließ er sich von dem unbändigen Wunsch führen, seinen Vater zu finden.
     
    Das Schwebegefühl ließ nach; er spürte nasse Erde unter seinem Rücken und spitzen Kies unter seinen Händen. Er öffnete die Augen und entdeckte ein paar Schritte vor sich einen breiten Fluss.
    Er rappelte sich hastig auf, blickte sich nach irgendwelchen Anzeichen für Gefahr um. Er stand an einer schlammigen Uferböschung, die mit Autowracks und verrosteten Maschinenteilen übersät war. Keine zehn Meter oberhalb des Ufers erhoben sich mehrere geschwärzte Hausruinen. Gabriel konnte nicht sagen, ob es Tag oder Nacht war, denn den Himmel bedeckte eine dicke, gelbgraue Wolkenschicht, die nur an wenigen Stellen den Blick auf einen helleren, aber aschgrauen Himmel freigab. In Los Angeles hatte er manchmal einen solchen Himmel gesehen, wenn der Rauch, der von den Buschbränden der umliegenden Hügel aufstieg, sich mit dem Smog vermischt und die Sonne verdunkelt hatte.
    Einen knappen Kilometer flussaufwärts entdeckte er eine eingestürzte Brücke. Es sah aus, als wäre die Konstruktion in die Luft gesprengt oder vom Himmel aus bombardiert worden. Ein Ziegelsteinhaufen und zwei elegant geschwungene Bogen ragten noch aus dem Wasser. Sie stützten verbogene Stahlträger und die Überreste einer Straße.
    Gabriel ging vorsichtig ein paar Schritte auf den Fluss zu und versuchte, sich daran zu erinnern, was Hollis in New York zu Naz gesagt hatte, dem jungen Mann, der sie durch den U-Bahn-Tunnel geführt hatte. Hollis und Vicki zitierten ständig aus den Briefen des Isaac T. Jones, sodass Gabriel nicht wirklich zugehört hatte. Es war um irgendeinen falschen Weg gegangen, der zu einem dunklen Fluss führt.
    Isaac T. Jones hatte Recht, was

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