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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Harkness im Team haben.«
     
    Als die Mönche im Mittelalter zum Bau der Hütten Felsbrocken übereinanderschichteten, ließen sie an der oberen Mauerkante einige Lücken, durch die Rauch entweichen konnte. Viele Jahre später waren in die Luftlöcher im Obergeschoss der Vorratshütte Fenster eingesetzt worden. Die Fenster waren etwa dreißig bis vierzig Zentimeter breit. Selbst wenn es der Besatzung der Helikopter gelänge, die Scheiben einzuschlagen, würden sie niemals durch die enge Öffnung kriechen können.
    Vicki stand im Dunkeln und lauschte, wie die Türklinge klapperte und jemand mit der Faust gegen die Tür schlug. Stille. Dann hörte sie ein lautes Krachen. Die Eichentür zitterte und drückte sich gegen den schweren Querbalken aus Stahl, aber dessen Halterungen waren in die Wand einzementiert. Vicki erinnerte sich, dass sie die Nonnen über die Wikinger hatte sprechen hören, die im zwölften Jahrhundert irische Klöster überfallen hatten. Falls die Mönche keine Möglichkeit hatten, ins Landesinnere zu fliehen, zogen sie sich mitsamt ihren goldenen Kreuzen und juwelenbesetzten Reliquien in steinerne Türme zurück. Sie beteten und warteten, während die Nordmänner in die Türme einzubrechen versuchten.
    Vicki schob noch mehr Vorratskisten vor die Tür und stapelte sie übereinander. Das Hämmern setzte wieder ein und hörte schließlich auf. Sie stellte sich an den Fuß der Treppe und sah den Lichtstrahl einer Taschenlampe, der durch eins der kleinen runden Fenster im Obergeschoss hereinfiel.
    In seinem Brief aus Meridian, Mississippi, hatte Isaac T. Jones den Gläubigen gepredigt: Schaut nach innen und findet den Quell, der niemals versiegt. Unsere Herzen gehen über vor Tapferkeit und Liebe …
    Vor ein paar Monaten noch hatte Vicki am Flughafen von Los Angeles gestanden – ein Mädchen der Kirchengemeinde, das verängstigt und schüchtern auf seine erste Begegnung mit einem Harlequin wartete. Seit diesem Moment hatte sie sich viele Male bewähren müssen, und nie war sie davongelaufen. Isaac T. Jones hatte Recht. Die Tapferkeit hatte immer schon in ihr geschlummert.
    Ein scharfes Klirren war von oben zu hören, als jemand die Fensterscheibe einschlug. Glassplitter krachten auf den Fußboden. Können sie reinkommen? , dachte Vicki. Nein, nur ein Kind wäre groß genug, um durch die Öffnung zu kriechen. Sie wartete auf einen Schuss oder eine Explosion. Stattdessen hörte sie ein heiseres Krächzen wie von einem sterbenden Vogel.
    »Gott schütze mich. Bitte, schütze mich …«, flüsterte Vicki. Sie suchte den Raum nach einer Waffe ab, fand aber nur zwei Angelruten, einen Sack Zement und einen leeren Benzinkanister. Panisch fegte sie das nutzlose Zeug beiseite und entdeckte einige aufeinandergestapelte Gartengeräte. Ganz unten steckte eine mit Dreck verkrustete Schaufel.
    Vicki hörte ein leises Grunzen und zog sich in eine Ecke zurück. Oben an der Treppe hockte eine Gestalt – ein dicker kleiner Zwerg mit Hängebauch und breiten Schultern. Der Zwerg kroch die halbe Treppe herunter und drehte sein Gesicht in Vickis Richtung. Erst da begriff sie, dass das Ding nicht menschlich war, sondern eine Art Tier mit schwarzer Hundeschnauze.
    Kreischend und keckernd sprang das Tier über das Treppengeländer und schoss auf Vicki zu. Vicki hob die Schaufel in Schulterhöhe. Als die Kreatur einen Satz über eine Kiste machte und auf sie zugeschnellt kam, schwang sie die Schaufel, so fest sie konnte – und traf sie mitten in die Brust. Das Tier fiel zu Boden, krabbelte aber sofort wieder auf die Füße, sprang vorwärts und packte Vickis Beine mit seinen fünffingrigen Händen.
    Vicki stieß zu und rammte der Kreatur die Schaufelspitze in den Nacken. Sie setzte die Schaufel wie eine Keule ein, schlug wieder und wieder zu, und ein Kreischen erfüllte den Raum. Schließlich rollte das Tier auf den Rücken und entblößte die Zähne. Blut tropfte aus seiner Schnauze, und es zuckte mit den steifen Armen. Das Tier versuchte noch einmal aufzustehen, aber Vicki drosch unvermindert mit der Schaufel darauf ein. Dann endlich bewegte es sich nicht mehr. Tot.
    Zwei der Kerzen waren umgefallen und ausgegangen. Vicki holte die letzte noch brennende Kerze und besah sich den Angreifer. Überrascht stellte sie fest, dass es sich um einen kleinen Pavian mit gelbbraunem Fell handelte. Der Affe hatte Backentaschen, eine lange, unbehaarte Schnauze und muskulöse Arme und Beine. Die eng stehenden Augen standen noch offen,

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