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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Wänden des Salons hingen Jagdtrophäen. Michael hatte das Gefühl, von einem toten Elch angestarrt zu werden.
    Nash und die übrigen Anhänger der Bruderschaft betrachteten Michael als ihre wichtigste Informationsquelle, was die anderen Sphären betraf. Michael war bewusst, wie wenig gefestigt seine Position immer noch war. Normalerweise tötete die Bruderschaft jeden Traveler, aber er hatte überlebt. Er war bemüht, sich so unersetzlich wie möglich zu machen, ohne das wahre Ausmaß seines Ehrgeizes zu zeigen. Wenn die Welt ein großes, unsichtbares Gefängnis wurde, musste es jemanden geben, der sowohl die Wachen wie auch die Insassen kontrollierte. Und wer sagte, dass dieser jemand nicht ein Traveler sein konnte?
    Ursprünglich hatte die Bruderschaft Michael an einen Quantencomputer hängen und auf diese Weise Kontakt zu den höher entwickelten Zivilisationen der anderen Sphären aufnehmen wollen. Obwohl der Computer zerstört worden war, hatte Michael General Nash versprochen, dass er die benötigten Informationen auch so beschaffen könne. Er hielt es für ratsam, seine persönlichen Ziele zu verschweigen. Falls er seinen Vater finden und sich von ihm besonderes Wissen aneignen könnte, würde er es zu seinem eigenen Vorteil einsetzen. Michael fühlte sich wie ein Mensch, der dem Exekutionskommando entkommen war.
    Während des vergangenen Monats hatte Michael seinen Körper bei zwei Gelegenheiten verlassen. Es war beide Male gleich abgelaufen – zunächst waren einzelne Lichtfunken aus seinem Körper aufgestiegen, dann hatten sich all seine Energien konzentriert, um schließlich in eine kalte Dunkelheit hinauszufließen. Um in die anderen Sphären zu gelangen, hatte er die vier Barrieren überwinden müssen: einen blauen Himmel, eine Wüste, eine brennende Stadt und ein endloses Meer. Früher waren ihm die Barrieren unbezwingbar erschienen, aber inzwischen konnte er sie beinahe mühelos durchschreiten. Er hatte sich nur auf die kleinen schwarzen Öffnungen zu konzentrieren brauchen, die ihm den Weg wiesen.
    Michael hatte die Augen geöffnet und sich auf einem rechteckigen, von Bäumen bestandenen Platz mit Sitzbänken und Konzertmuschel wiedergefunden. Es war noch früh am Abend gewesen, und Männer und Frauen in dunklen Anzügen und Mänteln waren über Bürgersteige und in hell erleuchtete Geschäfte gehastet, nur um Minuten später mit leeren Händen wieder herauszukommen.
    Er war schon einmal hier gewesen: hier in der Zweiten Sphäre der hungrigen Geister. Diese Welt wirkte täuschend echt, dabei war alles an diesem Ort nichts weiter als ein leeres Versprechen an jene, die niemals zufrieden waren. Die Schachteln im Lebensmittelgeschäft waren leer. Die Äpfel am Gemüsestand an der Ecke und die Fleischstücke im Fenster der Metzgerei waren aus bemaltem Holz oder Ton. Und als Michael versucht hatte, in den in Leder gebundenen Büchern der Stadtbibliothek zu lesen, hatte er nur leere Seiten ohne Wörter entdeckt.
    Sich hier aufzuhalten, war gefährlich; Michael fühlte sich wie das einzige Lebewesen in einer Stadt voller Phantome. Die Menschen in dieser Sphäre schienen zu spüren, dass er anders war als sie; sie wollten mit ihm sprechen, ihn berühren, seine Muskeln und das warme Blut unter seiner Haut spüren. Er hatte sich bemüht, im Verborgenen zu bleiben, während er auf der Suche nach seinem Vater in Fenster gespäht und dunkle Hintergassen erkundet hatte. Am Ende hatte er den Durchgang gefunden, der ihn in seine Welt zurückbrachte. Als er wenige Tage später noch einmal zu transzendieren versucht hatte, war er auf demselben Platz gelandet, so als weigere sich sein Licht, einen anderen Weg einzuschlagen.
    Die Standuhr im Frühstückszimmer begann zu schlagen, und Michael trat erneut ans Fenster. Das Schnellboot aus Chippewa Bay hatte eben angelegt, und die Vorstandsmitglieder der Bruderschaft betraten den Bootssteg. Obwohl es draußen kalt und stürmisch war, stand General Nash wie ein Politiker an der Anlegestelle bereit, um jeden zu begrüßen und Hände zu schütteln.
    »Ist das Boot da?«, fragte eine Frauenstimme.
    Michael drehte sich um und sah Mrs. Brewster eintreten. Sie gehörte dem Vorstand an und war am Abend zuvor angereist. »Ja. Ich habe acht Passagiere gezählt.«
    »Gut. Das bedeutet, dass Dr. Jensens Flug pünktlich war.«
    Mrs. Brewster ging zur Anrichte und schenkte sich eine Tasse Tee ein. Sie war eine energische Britin, etwa Mitte fünfzig und trug einen Tweedrock, einen

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