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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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nach infiziösem Gedankengut, das die Errichtung des Panopticons verzögern könnte.«
    Der winzige Datenpunkt auf dem Bildschirm schlüpfte in einen Computer. Er duplizierte sich von selbst und wurde an einen weiteren Computer übermittelt. Nach kürzester Zeit war er dabei, ein gesamtes Netzwerk zu übernehmen.
    »Ursprünglich haben wir das Computerimmunsystem als Hilfsmittel eingesetzt, um Feinde auszumachen. Nach den Problemen mit dem Quantencomputer haben wir die Cyberleukozyten in aggressive Viren umgewandelt, die alle Computer beschädigen, auf denen als antisozial eingestuftes Material gespeichert ist. Nachdem das Programm einmal ins System eingespeist wurde, braucht es keine weitere Pflege. Aber nun wollen wir uns dem ›Hauptgericht‹ zuwenden – dem Höhepunkt des Banketts. Wir nennen es das Schattenprogramm …«
    Der Bildschirm verdunkelte sich, dann erschien das computergenerierte Bild eines Wohnzimmers. Eine Gestalt, die aussah wie ein Dummy für Auto-Crashtests, saß auf einem Stuhl mit hoher Rückenlehne. Gesicht und Körper waren aus geometrischen Formen zusammengesetzt, aber die Gestalt war eindeutig menschlich – ein Mann.
    »Der Einsatz von elektronischer Überwachung und Kontrolle hat einen entscheidenden Höhepunkt erreicht. Seitdem wir staatliche und privatwirtschaftliche Quellen anzapfen, sind wir in der Lage, den Tagesablauf eines Individuums lückenlos nachzuvollziehen. Wir kombinieren die Daten in einem einzigen System – dem Schattenprogramm. Es erschafft ein paralleles Cyberuniversum, das ständig in Bewegung ist und die Handlungen jedes Einzelnen reflektiert. Ich muss alle Mitglieder der Bruderschaft warnen, die nach meinem Vortrag an weiterführenden Informationen interessiert sind. Das Schattenprogramm ist wirklich … bestrickend.«
    »Geradezu verführerisch, verlockend«, unterbrach Mrs. Brewster die Rede.
    »Verlockend. Ein ausgezeichnetes Wort. Um Ihnen zu demonstrieren, wozu das Schattenprogramm in der Lage ist, habe ich ein Mitglied der Bruderschaft als Versuchsobjekt ausgewählt. Ohne sein Wissen habe ich in unserem System eine Kopie seines Charakters angelegt. Fotos aus den Datenbanken der Behörden, die Reisepass und Führerschein ausgestellt haben, wurden zu einem dreidimensionalen Bild umgewandelt. Unter Einbeziehung von Krankenakten und anderen persönlichen Informationen können wir Gewicht und Größe errechnen.«
    Michael hatte Dr. Anders Jensen kurz kennengelernt, bevor der Vortrag angefangen hatte. Jensen war ein unscheinbarer Mann mit schütterem blondem Haar, der in Dänemark irgendeine Regierungsposition innehatte. Jensen wirkte überrascht, als der computergenerierte Mann plötzlich sein Gesicht trug. Medizinische Daten blinkten auf dem Bildschirm auf und nahmen Einfluss auf den Körper der Gestalt. Die Informationen, die man dem Computer eines Bekleidungsgeschäftes entlockt hatte, verwandelten sich in einen grauen Anzug und eine blaue Krawatte. Kaum war die Gestalt angekleidet, stand sie von ihrem computergenerierten Stuhl auf und winkte.
    »Und fertig!«, rief Reichhardt. »Dr. Jensen, darf ich Ihnen Ihren Schatten vorstellen?«
    Michael und der Rest der Gruppe beklatschten die Innovation, während Jensen sich zu einem Lächeln zwang. Der Däne schien keineswegs glücklich darüber, dass das System nun über sein Abbild verfügte.
    »Anhand der Hausverwaltungsunterlagen können wir Professor Jensens Wohnung in der Vogelstraße nachbauen. Weil uns die Kreditkartenabrechnungen und besonders die Lieferscheine der Versandhäuser vorliegen, sind wir sogar in der Lage, ausgewählte Einrichtungsgegenstände in den einzelnen Zimmern zu platzieren.«
    Während der computergenerierte Professor auf und ab lief, erschienen ein Sofa, ein Sessel und ein Beistelltisch im Raum. Michael warf einen Blick in die Runde. Mrs. Brewster nickte ihm mit einem wissenden Lächeln zu.
    »Das stimmt so nicht«, warf Jensen ein. »Das Sofa steht an der Wand neben der Tür.«
    »Verzeihen Sie, Professor.« Reichhardt sprach kurz in das Mikrofon an seinem Headset. Das Schattensofa löste sich auf und erschien an der korrekten Stelle.
    »Und nun möchte ich Ihnen das verkürzte Protokoll einiger Stunden im Leben von Professor Jensen präsentieren. Während eines sehr erfolgreichen Systemtestlaufs hat das Schattenprogramm ihn vor neun Tagen beobachtet. Weil der Professor über eine Alarmanlage verfügt, wissen wir genau, wann er seine Wohnung verlässt. Sein Mobiltelefon und das

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