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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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hörte ein fernes Rattern, drehte sich um und entdeckte die Zwillingsscheinwerfer eines herandonnernden Zuges. »Wir müssen hier weg!«
    »Lass uns auf die anderen warten.«
    »Bis zur Bahnhofshalle haben sie uns wieder eingeholt. Wenn der Zugführer uns auf den Schienen entdeckt, wird er die Bahnpolizei verständigen.«
    Gabriel und Naz rannten über das Gleis, schwangen sich auf den Bahnsteig und liefen über eine Betonrampe auf die Lichter zu. Gabriel schlüpfte hastig aus der blutverschmierten Jacke und krempelte sie linksherum. In der Wartehalle im Untergeschoss des Bahnhofs hatte man einen Restaurantbereich eingerichtet, wo sich ein Schnellrestaurant ans andere reihte. Nur ein Café hatte noch geöffnet, und eine Hand voll Pendler saß dösend auf den Bänken, um auf die Spätzüge zu warten. Die beiden Männer setzten sich an einen Tisch und warteten auf die anderen.
    »Was ist passiert?«, fragte Naz. »Du hast sie doch gesehen, oder?«
    »Vicki hing auf der Leiter. Hollis war direkt hinter ihr.«
    Naz sprang auf und fing an, hin und her zu laufen. »Wir können nicht hierbleiben.«
    »Setz dich hin. Wir sind erst seit ein paar Minuten hier. Wir müssen noch ein bisschen warten.«
    »Dann viel Glück, Mann. Ich bin weg.«
    Naz lief zur Rolltreppe und verschwand im Obergeschoss des Bahnhofs. Gabriel versuchte sich vorzustellen, was mit dem Rest ihrer kleinen Gruppe passiert war. Saßen sie fest? Hatten die Tabula sie eingeholt? Die Tatsache, dass in dem Keramikrevolver eine Ortungskugel gesteckt hatte, veränderte ihre ganze Situation. Er fragte sich, ob Maya unnötige Risiken eingehen würde, um sich selbst zu bestrafen.
    Gabriel verließ den Tisch und stellte sich in den breiten Durchgang zum Gleisbereich. Eine Überwachungskamera war auf den Bahnsteig gerichtet, und unter der Decke der Wartehalle hatte er vier weitere entdeckt. Höchstwahrscheinlich hatten die Tabula sich ins Sicherheitssystem des Bahnhofs eingehackt, und nun scannten ihre Computer die Kameraaufzeichnungen nach seinem Gesicht ab. Bleibt zusammen. Das hatte Maya ihnen befohlen, aber gleichzeitig hatte sie einen zweiten Plan entworfen: Falls es Probleme gäbe, würden sie sich morgen Früh an der Lower East Side von Manhattan treffen.
    Gabriel kehrte in den Restaurantbereich zurück und versteckte sich hinter einem Betonpfeiler. Sekunden später fuhren vier Schlägertypen mit Headsets an den Ohren auf der Rolltreppe ins Untergeschoss und stürzten die Rampe zu den Bahnsteigen herunter. Sobald sie außer Sichtweite waren, schlug Gabriel die entgegengesetzte Richtung ein, stieg die Treppe zur Haupthalle hinauf und nahm den Ausgang zur Straße. Die eisige Winterluft brannte in seinen Augen und stach auf der Haut. Der Traveler senkte den Kopf und trat in die Nacht hinaus.
     
    Während ihrer Zeit in New York hatte Maya darauf bestanden, dass sie sich alle sichere Wege durch die Stadt sowie eine Liste von Hotels einprägten, die außerhalb des Rasters geführt wurden. Zu diesen Orten gehörte auch das Efficiency Hotel auf Manhattans Tenth Avenue. Für zwanzig Dollar in bar durfte man sich zwölf Stunden in einer fensterlosen Glasfaserzelle aufhalten, die zweieinhalb Meter breit und eineinhalb Meter lang war. In dem Hotel mit seinen achtundvierzig Zellen, die nach rechts und links von einem Korridor abgingen, sah es aus wie in einem Mausoleum.
    Bevor Gabriel das Gebäude betrat, zog er die Lederjacke aus und faltete sie so zusammen, dass die Blutflecken nicht zu sehen waren. Der Hotelangestellte, ein älterer Chinese, saß hinter kugelsicherem Glas und wartete auf Gäste, die Geldscheine durch den schmalen Schlitz steckten. Gabriel bezahlte zwanzig Dollar für eine Zelle und noch einmal fünf für eine Schaumstoffmatte und eine Baumwolldecke.
    Er bekam einen Schlüssel und ging durch den Flur in den Gemeinschaftswaschraum. Zwei südamerikanische Restaurantangestellte standen mit entblößtem Oberkörper vor den Waschbecken und wuschen sich unter spanischem Geplauder das Frittierfett von Gesicht und Armen. Gabriel versteckte sich in einer Toilettenkabine, bis die Männer gegangen waren, dann kam er heraus und reinigte die Lederjacke in einem Waschbecken. Als er damit fertig war, ging er zurück in den Korridor, kletterte über eine Leiter zu seiner gemieteten Zelle und kroch hinein. Jede Kammer war mit einer Neonröhre und einem kleinen Ventilator ausgestattet, der die Luft umwälzte. Es gab einen einzigen Haken, an dem Gabriel seine Jacke

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