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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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aufhängte. Das nasse Leder begann, leise zu tropfen, so als wäre es immer noch blutgetränkt.
    Gabriel legte sich auf die Schaumstoffmatte. Er konnte nicht aufhören, an Sophia Briggs zu denken. Er hatte das Licht in ihrem Körper gespürt, es hatte sich ausgedehnt und wie eine mächtige Wasserwelle bewegt, und dann war es durch seine Hände geflossen. Durch die dünnen Wände seiner Zelle konnte er gedämpfte Stimmen hören. Er hatte das Gefühl, von Geistern umgeben durch die Finsternis zu schweben.
     
    Maya hatte Gabriel gelehrt, dass das Raster nicht lückenlos war; es gab noch Schlupflöcher und Schattenbereiche, die es möglich machten, sich sicher durch die Stadt zu bewegen. Am nächsten Morgen brauchte er etwa eine Stunde, um auf seinem Weg zum Tompkins Square Park alle Überwachungskameras zu umgehen. Im Finanzdistrikt und in Midtown reichte das graue Felsgestein von Manhattan bis an die Erdoberfläche und bildete das Fundament der Wolkenkratzer, die das Stadtbild so prägten. An der Lower East Side jedoch lag der Fels hunderte Meter tief im Boden, sodass die Gebäude links und rechts der Straßen nur drei- oder vierstöckig waren.
    Der Tompkins Square Park war seit über einhundert Jahren ein traditioneller Schauplatz für politische Proteste. Vor etwa einer Generation hatte eine Gruppe Obdachloser ein Zeltlager errichtet, bis der Park abgeriegelt und von einem massiven Polizeiaufgebot umstellt worden war. Die Polizisten waren von allen Seiten in den Park marschiert, hatten die provisorischen Behausungen zerstört und jeden verprügelt, der sich weigerte zu gehen. Inzwischen wuchsen hier riesige Ulmen, die dem Park im Sommer Schatten spendeten, und alle Grünflächen waren von schmiedeeisernen Geländern umgeben. Im Park hingen nur zwei Überwachungskameras; beide waren auf den Kinderspielplatz gerichtet und leicht zu umgehen.
    Vorsichtig durchquerte Gabriel den Park und näherte sich einem kleinen Backsteinhäuschen, das von den Gärtnern genutzt wurde. Er trat durch das geöffnete Tor und blieb vor einer weißen Marmorsäule stehen, in deren Mitte ein kleiner, Wasser speiender Löwenkopf eingelassen war. Kaum sichtbar in den Marmor eingeritzt waren die Umrisse von Kindergesichtern und ein Satz: SIE WAREN DER ERDE REINSTE KINDER, JUNG UND HOLD. Gabriel stand vor einem Gedenkstein, der an eine Schiffskatastrophe aus dem Jahr 1904 erinnerte. Damals war die General Slocum aus dem Hafen von New York ausgelaufen, um deutsche Immigranten zum Picknick einer Sonntagsschule zu bringen. Das Schiff war nicht mit Rettungsbooten ausgerüstet gewesen, und als ein Feuer an Bord ausbrach und die Fähre sank, kamen über eintausend Frauen und Kinder ums Leben.
    Der Gedenkstein war einer von drei toten Briefkästen, die Maya in Manhattan unterhielt. Diese Briefkästen ermöglichten es der kleinen Gruppe, ohne Handys zu kommunizieren, die leicht abzuhören waren. An der Rückseite der Säule entdeckte Gabriel am Marmorsockel die Graffiti, die Maya vor Wochen hier hinterlassen hatte. Es handelte sich um ein Zeichen der Harlequins: ein Oval mit drei Linien, das eine Laute symbolisierte. Gabriel ließ den Blick über den benachbarten Basketballplatz und die kleine Gartenanlage schweifen. Es war sieben Uhr morgens, und niemand war zu sehen. Mit erschreckender Macht kamen ihm alle Schreckensszenarien wieder in den Sinn, die er an diesem Morgen erfolgreich verdrängt hatte. Alle waren tot, und aus irgendeinem Grund trug er die Schuld daran.
    Gabriel kniete sich nieder, wie um zu beten. Er zog einen Filzstift aus der Jackentasche und schrieb auf den Stein: G. HIER. WO IHR?
    Danach verließ er sofort den Park, überquerte die Avenue A und betrat ein kleines Café mit alten Tischen, wackeligen Stühlen und einigen Schulpulten, die aussahen, als kämen sie vom Sperrmüll. Gabriel holte sich eine Tasse Kaffee und setzte sich in den hinteren Teil des Raumes, ohne die Tür aus den Augen zu lassen. Die Hoffnungslosigkeit war kaum zu ertragen. Sophia und alle Familien in New Harmony waren ermordet worden. Und nun sah es ganz danach aus, als hätten die Tabula auch seine Freunde und Maya getötet.
    Gabriel starrte auf die zerkratzte Tischplatte und versuchte, die zornige Stimme in seinem Kopf zum Schweigen zu bringen. Warum war er ein Traveler? Warum war er die Ursache für so viel Leid? Diese Fragen konnte ihm nur sein Vater beantworten –, und allem Anschein nach lebte Matthew Corrigan in London. Gabriel wusste, dass es in London

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