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Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66

Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66

Titel: Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Faith
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ehe er wieder im Atelier verschwand.

3. KAPITEL
    Sie trug ein grünes Sommerkleid, das die Farbe ihrer Augen hatte, und stand an der Tür zum Esszimmer. Heute war sie nur fünf Minuten verspätet. Wie am Abend zuvor saßen Rafael Vega und Kico bereits amTisch.
    Unauffällig beobachtete Rafael Julie, während sie näher kam. Sie hat wirklich rassige Beine, dachte er und überlegte, ob er nicht eine Skulptur von ihr machen sollte, so wie Gott sie geschaffen hatte. Den Kopf hoch erhoben, den Rücken gerade – die gleiche Haltung wie gestern Abend, als sie ihn so wütend angefunkelt hatte.
    Er verwarf die Idee gleich wieder. Zunächst musste er die Büste von Cervantes beenden. Der Auftraggeber wartete bereits auf das Kunstwerk. Dann war da noch die halb fertige Skulptur des Jungen. Er hatte gar keine Zeit, eine Aktfigur von ihr zu formen. Sie würde seine Bitte, ihm Modell zu stehen, sowieso ablehnen.
    „Kommen Sie“, forderte er sie in harschem Tonfall auf. „Setzen Sie sich.“
    Höflich erhob er sich und rückte ihr den Stuhl zurecht. Sie hielt einen großen braunen Umschlag in der Hand. Als sie sich setzte und für seine Aufmerksamkeit bedankte, nahm er den Duft ihres Parfüms wahr. Moschus und das schwere Aroma alter Rosensorten – eine berauschende Komposition.
    Die junge Lehrerin entsprach nicht dem klassischen Schönheitsideal, sie wirkte eher knabenhaft. Doch sie bewegte sich geschmeidig und voller natürlicher Anmut. Ein wenig erinnerte sie ihn an die Tänzerinnen, die Degas gemalt und von denen er Skulpturen geschaffen hatte. Sie faszinierte ihn als Künstler, aber nicht als Mann, sagte er sich.
    „Sind die ersten Unterrichtsstunden gut gelaufen?“, fragte er höflich.
    „Ja, ganz prima“, antwortete sie voller Begeisterung. „Wir haben viele Wörter gefunden, die im Englischen und Spanischen fast identisch sind.“ Sie lächelte dem Jungen zu. „Stimmt’s, Kico?“
    „Ja.“
    „Wo bleibt deine gute Erziehung, Kico? Wenn Miss Fleming dich etwas fragt, dann antwortest du gefälligst: ‚Ja, Madam‘ oder ‚Ja, Miss Fleming‘. Haben wir uns verstanden?“
    Kico ließ den Kopf hängen. „Ja, Vater.“
    Der Kleine tat ihr leid. „Du kannst aber auch einfach Miss Julie zu mir sagen, Kico. So haben mich meine Schüler in Guadalajara immer angeredet. Okay?“
    „Okay.“
    Wie sehr Rafael dieses Wort verabscheute! Doch bevor er seinen Unmut äußern konnte, wandte Julie sich ihm zu und sagte entwaffnend: „Mit ‚okay‘ kommt man auf der ganzen Welt durch, oder? Es ist international anerkannt. Dieses kleine Wort versteht jeder, insbesondere, wenn es lächelnd geäußert wird.“
    Verflixt, jetzt hatte sie ihm den Wind aus den Segeln genommen! Irritiert hüllte Rafael sich in Schweigen und hoffte, das würde jedes weitere Gespräch im Keim ersticken. Doch da hatte er die Rechnung ohne Julie gemacht. Sie unterhielt sich angeregt mit Kico, lockte ihn aus der Reserve und fragte ihn nach seinen Lieblingsspielen.
    „Ich spiele gern mit meinen Autos“, erzählte der Kleine. „Und mit Dinosauriern. Ein Freund von Papa hat mir neulich einen ganz großen grünen mitgebracht.“
    „Und was liest du gern?“
    „Ich weiß nicht.“
    Sie trank einen Schluck Wasser und sagte zu Rafael: „Mir ist aufgefallen, dass es im Unterrichtsraum kein einziges Märchen- oder Sagenbuch gibt. Vielleicht hat Kico welche in seinem Zimmer. Wenn ja, würde ich gern die englischen Versionen bestellen, um sie im Unterricht zu lesen.“
    „Er kann auch in Lehrbüchern und Lexika lesen. Die stehen im Klassenzimmer.“ „Aber er muss doch auch Kinderbücher lesen. Es gibt so wundervolle Geschichten, die zu lesen Kindern wirklich Spaß macht.“
    „Kico geht demnächst in den USA zur Schule. Dort hat er sicher Gelegenheit, sich mit Literatur zu beschäftigen.“
    „Bestimmt. Es wäre aber besser für ihn, wenn er jetzt schon einen Einblick bekäme. Seine Klassenkameraden haben vermutlich die klassischen Kinderbücher gelesen. Er sollte mitreden können. Sonst wird er von vornherein ausgeschlossen.“
    „Andere Kinder sind mir egal.“ Rafael legte betont langsam seine Gabel auf den Teller. „Das Leben besteht nicht aus Märchen und Sagen, Miss Fleming. Ich möchte, dass Kico auf den Ernst des Lebens vorbereitet wird.“
    „Aha.“ Julie konnte nur den Kopf schütteln. Der Junge hatte vor einem Jahr seine Mutter verloren, lebte mit einem Vater, der keine Zeit für ihn hatte, aufeiner einsamen Insel und wurde von einer

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