Head over Heels 2
gezerrt hat.
Warum benimmt er sich so? Sollte nicht ich diejeni ge sein, die wütend ist? Die ihm am liebsten den Hals umdrehen möchte? Ich habe, verdammt noch mal, gekämpft. Nicht nur für unsere Zukunft, sondern für ihn. Ich wollte ihm etwas bieten – etwas Heiles und Wundervolles –, was er jedoch beharrlich zurückgewiesen hat.
„ Ich melde mich später noch einmal“, höre ich ihn noch ärgerlicher brummen, bevor er den Hörer auf die Gabel knallt und mich mit glühenden Augen durchbohrt. „Ich habe wenig Zeit. Trag die Termine ein, wie es dir passt. Mittwoch ist schlecht, ansonsten kannst du machen, was du willst.“
Ich zwinge mich , nicht zusammenzuzucken, sondern gerade zu sitzen, was mir bei seiner teuflischen Stimme mehr als schwerfällt. Man könnte fast meinen, wir hätten uns nie näher gekannt, sondern wären weiterhin Fremde. „Na gut. Ich war es zwar bis jetzt anders gewöhnt, aber wie du meinst.“
Da er sein Handy interessanter als mic h findet, stehe ich einfach auf, werfe die Post, die ich für ihn durchgesehen habe, auf den Tisch, wobei ein paar lose Blätter nach unten fallen und ihn schlagartig zu mir zurückkommen lassen. „Was soll diese Scheiße, Rose?“
„ Ich versuche nur, meinen Job zu machen und dir das gleiche Betragen entgegenzubringen wie du mir“, fauche ich und öffne die Tür zu meinem Büro – die einzige Fluchtmöglichkeit.
William ist jedoch schneller , knallt die Tür zu und sieht dann mit zusammengekniffenen Augen auf mich herab, während ich ein erschrockenes Stöhnen nicht unterdrücken kann. „Du machst weder deinen Job, noch hast du das Recht, mich auf diese Art zu behandeln. Ich bin dein Vorgesetzter, Rose, auch wenn du es noch immer anders siehst.“
Einen Schritt zur Seite machend, steht er vor mir und zwingt mich , nach hinten zu treten, wobei ich in die nächste Falle gerate. Nun bin ich wortwörtlich von ihm umzingelt – seine Hand hat er an die Tür gepresst, sodass ich nur auf das Bersten des Holzes warte, die andere Hand zur Faust geballt, als müsse er einen unmenschlichen Drang bezwingen. „Vielleicht wäre es für uns beide das Einfachste, wenn ich dich rauswerfe. Dein Verhalten lässt es mich zumindest in Betracht ziehen. Sicher würde Andy Campbell ein knappes Höschen in deiner Größe haben, damit du in seiner Bar arbeiten kannst.“
„ Du bist wirklich krank. Ich an deiner Stelle würde mir Hilfe suchen“, entgegne ich kopfschüttelnd.
Eine Zeit lang sehen wir uns nur an. Ich kann nicht einmal genau sagen, was ich fühle. Irgendwie gerate ich in seinen Sog. Es ist mir nicht zu verdenken. Mein Verstand, meine Nerven sind noch immer auf ihn eingestimmt. Alleine seine Lippen, die er zu einer schmalen Linie gestaucht hat, verlangen mir meine gesamte Kraft ab. Andererseits möchte ich ihn anspucken. Er benimmt sich wie ein Kind. Ein äußerst unreifes, dummes Kind, welches ein neues Spielzeug bekommen hat und nun jeden eifersüchtig beäugt, der nur in die Nähe davon kommt.
Ic h weiß, dass er leidet, er würde es aber nie zugeben, mir stattdessen noch mehr Schmerzen zufügen, im Glauben, die seinen damit zu lindern. So denkt er. Schließlich hat er es nicht anders gelernt. Ich stelle mir vor, wie er als kleiner Junge mit ansehen hat müssen, wie sein Vater auf Gaby und seine Mutter eingeprügelt hat.
Was muss in einem Kopf vorgehen, wenn man sich auf drohende Schmerzen einstellt, sie aber ausbleiben? Er hat zugegeben, alle Last von seiner Mutter nehmen zu wollen, damals wie heute. Und nun bin auch ich zum Monster geworden, da ich ihm Schmerzen zugefügt habe. Mentale, aber das sind die einzigen, die er kennt. Er vergleicht diese Schmerzen mit körperlichen, was in keiner Relation steht.
„ Lass mich jetzt gehen. Du machst mir Angst“, flüstere ich und versuche gleichzeitig, das traurige Bild aus meinem Kopf zu bekommen.
Er atmet tief ein, nimmt die Hand von der Tür und macht einen Schritt nach hinten. „Du zwingst mich, Dinge auf eine Art zu handhaben, wie ich es nicht möchte“, sagt er mehr zu sich selbst, während er mich bedrückt ansieht.
Ich weigere mich jedoch, mich von ihm einlullen zu lassen, und will die Flucht ergreifen. „Ich zwinge dich zu gar nichts. Du bist derjenige, der alle Entscheidungen von Anfang an getroffen hat. Für mich und für dich. Du machst es dir leicht, alle Schuld auf mich zu schieben, ohne dir eine Sekunde Gedanken darüber zu machen, was in mir vorgeht. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Weitere Kostenlose Bücher