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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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und wurde schließlich von einem Autofahrer gestoppt. Dieser
Mann hatte keine Ahnung, womit er es hier zu tun hatte, und er tat, was wohl
jeder verantwortungsbewusste Mensch in dieser Situation getan hätte - er
packte den verletzten Kjikerud in sein Auto und fuhr ihn ins Krankenhaus.«
    »Was
für ein Kontrast... in den menschlichen Qualitäten, meine ich«, platzte G.
Dybwad hervor.
    »Das
kann man wohl sagen. Dieser Autofahrer hat uns auch berichtet, dass Kjikerud
von Kopf bis Fuß mit Exkrementen eingeschmiert war. Er glaubte, der Mann wäre
in die Jauchegrube gefallen, aber das Krankenhauspersonal, das Kjikerud später
gewaschen hat, konnte uns mit Sicherheit sagen, dass es menschlicher Kot war.
Die haben ja eine gewisse Erfahrung mit... mit...«
    »Was
hat man in der Klinik mit Kjikerud gemacht?«
    »Kjikerud
war beinahe bewusstlos, aber sie duschten ihn, verbanden seine Wunde und gaben
ihm ein Bett.«
    »Und
dort haben sie auch festgestellt, dass er Drogen genommen hatte?«
    »Nein.
Sie haben ihm zwar eine Blutprobe abgenommen, aber als die Ermittlungen diesen
Verdacht nahelegten, war die Probe routinemäßig bereits vernichtet worden. Die
Spuren der Drogen haben wir bei der späteren Obduktion seiner Leiche gefunden.«
    »Okay,
aber lassen Sie uns noch mal zurückgehen. Kjikerud ist also in der Klinik und Greve
noch immer auf dem Hof. Was passiert dann?«
    »Clas
Greve hegte natürlich einen gewissen Verdacht, als Kjikerud nicht zurückkam. Er
bemerkte, dass der Traktor verschwunden war, holte sein eigenes Auto und begann
seinen Kompagnon in der ganzen Gegend zu suchen. Wir nehmen an, dass Greve im
Auto den Polizeifunk abgehört und so in Erfahrung gebracht hat, dass die
Polizei den Traktor und dann - gegen Morgen - die Leiche von Sindre Aa gefunden
hat.«
    »Und
damit ist Greve in Schwierigkeiten. Er weiß nicht, wo sein Kompagnon ist, die
Polizei hat die Leiche von Aa gefunden, und der Hof ist somit ein Tatort. Bei
der Suche nach der Tatwaffe besteht natürlich die Gefahr, dass die Polizei das
Rubens-Bild findet. Was denkt Greve?«
    Sperre
zögerte. Im Polizeibericht vermied man es, über die Gedanken der Menschen zu
mutmaßen, man konzentrierte sich ausschließlich auf Fakten und auf das, was
gesagt wurde. Allenfalls berücksichtigte man, was die Vernommenen selbst über
ihre Gedanken gesagt hatten. In diesem Fall aber hatte niemand etwas gesagt.
Andererseits wusste Sperre, dass er etwas anbieten musste, um die Geschichte
lebendig werden zu lassen, weil... weil... Vermutlich hatte er diesen Gedanken
nie zu Ende gedacht, weil er ahnte, wie die Antwort lautete: weil er es liebte,
derjenige zu sein, den die Medien anriefen, der zu sein, mit dem sie sprechen
wollten, wenn es etwas zu kommentieren oder erklären gab. Es gefiel ihm, auf
der Straße erkannt zu werden und MMS-Bilder zugeschickt zu bekommen. Doch wenn
er nichts mehr lieferte, verschwand auch das Interesse der Medien. Worauf lief
es also hinaus? Integrität oder öffentliche Aufmerksamkeit. Der Respekt der
Kollegen oder die allgemeine Popularität. Er musste wählen.
    »Greve
denkt...«, sagte Brede Sperre, »... dass er sich in einer schwierigen Situation
befindet. Er fährt herum und sucht, und inzwischen ist ein neuer Tag
angebrochen. Da hört er im Polizeifunk, dass Ove Kjikerud verhaftet werden
soll. Die Polizei ist auf dem Weg in die Klinik, um ihn zum Verhör zu holen.
Greve erkennt, dass seine Lage mittlerweile nicht mehr nur schwierig, sondern
verzweifelt ist. Er weiß ganz genau, dass die Polizei Kjikerud massiv unter
Druck setzen und ihm womöglich auch einen Strafnachlass in Aussicht stellen
wird, wenn er seinen Partner verrät. Des Weiteren ist er sich sicher, dass
Kjikerud sich den Mord an Sindre Aa nicht anhängen lassen wird.«
    »Logisch«,
nickte G. Dybwad. Er hatte sich leicht nach vorn gebeugt und blickte Sperre
aufmunternd an.
    »Greve
erkennt also, dass er nur eine Chance hat: Er muss Kjikerud aus dem Gewahrsam
der Polizei befreien, bevor das Verhör beginnt. Oder ...«
    Sperre
brauchte G. Dybwads diskret angehobenen Zeigefinger nicht, um zu wissen, dass
es wieder Zeit für eine weitere kurze Pause war.
    »Oder
ihm bei dem Befreiungsversuch das Leben nehmen.«
    Die
Luft im Studio schien geradezu zu knistern. Sie war von der Hitze der
Scheinwerfer so ausgetrocknet, dass sie sich jederzeit selbst entzünden konnte.
Sperre fuhr fort:
    »Also
macht sich Greve auf die Suche nach einem Auto, das er sich leihen kann. Auf
einem

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