Headhunter
hatte aber auch
Sperre die Regie übernommen. Der Polizist stellte sein Glas ab und holte Luft.
»Wie
Sie wissen, war ich zu Beginn meiner Tätigkeit im Kriminalamt im Raubdezernat
mit der Ermittlung der zahlreichen Kunstdiebstähle in Oslo in den letzten
Jahren betraut. Die Ähnlichkeit der einzelnen Fälle deutete darauf hin, dass
wir es mit einer Bande zu tun hatten, die hinter diesen Diebstählen stand.
Schon damals hatten wir die Wachgesellschaft Tripolis im Blickfeld, da die
meisten betroffenen Wohnungen und Häuser diesen Wachdienst nutzten. Jetzt
wissen wir, dass die Person, die hinter diesen Diebstählen stand, wirklich bei
Tripolis gearbeitet hat. Ove Kjikerud hatte Zugang zu den Schlüsseln der
Wohnungen und war überdies in der Lage, die Alarmanlagen in den jeweiligen
Häusern abzuschalten. Allem Anschein nach hat Kjikerud auch eine Methode gefunden,
diese Unterbrechungen auf dem Datafile der Anlage, wo sie normalerweise aufgezeichnet
werden, zu löschen. Wir nehmen an, dass Kjikerud die meisten Einbrüche selbst
durchgeführt hat. Aber er brauchte jemanden, der sich in der Kunstszene
auskannte, der mit anderen Kunstinteressierten in Oslo redete und ihm einen
Überblick verschaffte, wo welche Bilder hingen.«
»Und
an diesem Punkt kommt Clas Greve ins Spiel?«
»Ja,
er hatte selbst eine hübsche Kunstsammlung in seiner Wohnung in der Oscars gate
und bewe-te sich unter Kunstkennern, besonders in dem Milieu der Galerie E, wo
er häufiger beobachtet worden ist. Dort hat er mit Menschen geredet, die
selber kost-are Kunstwerke hatten oder ihm sagen konnten, wer welche Bilder
sein Eigen nannte. Diese Informationen hat Greve dann an Kjikerud
weitergegeben.«
»Was
hat Kjikerud mit den gestohlenen Bildern gemacht?«
»Mit
Hilfe eines anonymen Hinweises konnten wir einen Hehler in Göteborg ausfindig
machen, einen alten Bekannten der Polizei, der seinen Kontakt mit Kjikerud
bereits zugegeben hat. Im Verhör hat dieser Hehler unseren schwedischen
Kollegen gestanden, Kjikerud habe ihm bei ihrem letzten telefonischen Kontakt
mitgeteilt, dass er mit dem Rubens unterwegs sei. Der Hehler behauptete, ihm
das nicht recht geglaubt zu haben. Und tatsächlich ist ja weder das Bild noch
Kjikerud jemals in Göteborg aufgetaucht...«
»Nein«,
kommentierte G. Dybwad mit tragischer Schwere. »Denn dann ist was geschehen?«
Sperre
lächelte schief, bevor er fortfuhr, als amüsierte er sich über die Melodramatik
des Programmleiters: »Es sieht so aus, als hätten Kjikerud und Greve sich
entschlossen, diesen Hehler fallen zu lassen. Vielleicht hatten sie
beschlossen, das Bild selbst zu verkaufen. Sie müssen bedenken, dass diese
Hehler immer gut 50 Prozent vom Erlös
einstecken, und dieses Mal ging es ja um ganz andere Beträge als bei den anderen
Bildern. Als Leiter eines holländischen Technologie-Unternehmens, das unter
anderem Geschäftsverbindungen mit Russland und weiteren ehemaligen
Ostblockstaaten hatte, verfügte Greve über reichlich Kon-akte, von denen nicht
alle wirklich legal sein mussten. Das war Greves und Kjikeruds Chance, sich für
den Rest ihres Lebens finanzielle Unabhängigkeit zu verschaffen.«
»Aber
Greve schien doch ein wohlhabender Mann zu sein?«
»Die
Firma, an der er selbst beteiligt war, hatte wirtschaftliche Probleme,
außerdem hatte er gerade seinen Geschäftsführerposten verloren. Überdies war
das Leben, das er führte, nicht gerade billig. Wir wissen unter anderem, dass
er sich gerade für eine Stellung in einem norwegischen Betrieb in Horten
beworben hatte.«
»Kjikerud
ist bei diesem Hehler also nie erschienen, weil Greve und er das Bild selber
verkaufen wollten. Was ist dann passiert?«
»Bis
sie einen Käufer hatten, mussten sie das Bild an einem sicheren Ort verstecken.
Also fuhren sie in die Hütte, die Kjikerud seit Jahren von Sindre Aa gemietet
hatte.«
»In
der Nähe von Elverum.«
»Ja,
der Nachbar sagte, die Hütte sei nur selten genutzt worden, dass aber hin und
wieder zwei Männer dort gewesen seien. Niemand hat sie aber je besucht, so dass
es mitunter den Anschein hatte, sie versteckten sich dort.«
»Und
Sie glauben, dass es sich bei diesen Männern um Kjikerud und Greve handelte?«
»Sie
waren ungeheuer professionell und extrem vorsichtig bei ihren Kontakten, sie
wollten keine Spuren hinterlassen, die sie miteinander in Verbindung brachten.
So gibt es nicht einen Zeugen, der sie jemals zusammen gesehen hat, und auch
die Listen ihrer Telefonverbindungen geben
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