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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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jemand unseretwegen zu Tode käme. Die Reiter hatten meinen schwachen Punkt gefunden, den einzigen Grund, der meine Entschlossenheit zum Schwanken bringen konnte. Und sie wussten es. Davon abgesehen konnten wir nicht bis zum Ende unseres Lebens kämpfen und flüchten, während sich um uns herum die Toten stapelten. Wer würde der Nächste sein? Irgendjemand musste dem Ganzen ein Ende bereiten. Und ich hatte die Chance, dieser jemand zu sein. Ich sah Xavier an. All das Leid, das er durchlebt hatte, spiegelte sich in seinen Augen wider. Ich hoffte, dass dies einen Schlusspunkt darstellen würde.
    «Ich gehöre dir», sagte ich zu Hamiel. «Ich ergebe mich.»
    Hinter mir stieß Xavier ein herzzerreißendes Geräusch aus, eine Mischung aus Stöhnen und Schrei.
    «Nein», flüsterte er. «Beth, nein!»
    Ich zwang mich, ihn auszublenden. «Aber zuerst lässt du das Mädchen gehen», sagte ich und versuchte, ruhig zu klingen. «Dann komme ich mit dir.»
    «Was, vertraust du mir nicht?», fragte Hamiel amüsiert.
    «Nein», antwortete ich.
    «Wir leben nach einem Ehrenkodex», sagte Hamiel. «Die Soldaten des Himmels stehen zu ihrem Wort. Aber ob das Gleiche für dich gilt? Woher wissen wir, dass du nicht lügst?»
    «Weil ich weiß, dass du Nikki mit einem Wimpernschlag töten kannst», sagte ich. «Ihr habt gewonnen. Aber jetzt lass sie gehen.»
    Hamiel überlegte einen Moment, nickte dann aber den Reitern zu, die Nikki festhielten. Als sie sie losließen, hastete sie zu Xavier und brach in seinen Armen zusammen. Er fing sie auf, bevor sie zu Boden fiel, und drückte sie sanft an seine Brust. Doch sein Blick war nur auf mich gerichtet. Es war Xaviers Aufgabe, auf seine jüngere Schwester und seine Frau aufzupassen, und ich las in seinen Augen, dass er glaubte, versagt zu haben. Ich trat zu ihm.
    «Was hast du vor?», fauchte Hamiel.
    «Gib mir eine Minute. Ich will mich verabschieden», sagte ich.
    «Beeil dich.»
    Es war die schwerste Minute meines Lebens. Während ich hier an den Klippen stand und Xavier ansah, spürte ich tief in mir, dass die Welt aufgehört hatte, sich zu drehen. Zumindest für mich. Hier draußen hatte alles angefangen, es war nur passend, dass es hier auch endete. Ich nahm seine Hand, versuchte, mir das Gefühl von seiner Haut gegen meiner einzuprägen, und beugte den Kopf vor, um einen Kuss auf das kalte Metall seines Eherings zu pressen.
    «Beth …», begann er.
    «Shh…» Ich presste meinen Finger an seine Lippen. «Sag nichts. Denk einfach daran, dass ich dich liebe.» Ein letztes Mal fuhr ich ihm mit den Fingern durchs Haar. Seine Tränen sahen auf seinen Wangen aus wie Kristalltropfen.
    «Ich kann dich nicht schon wieder verlieren», flüsterte Xavier.
    «Ich bin nicht fort», sagte ich. «Ich passe immer auf dich auf. Ich werde dein Schutzengel sein.»
    «Nein!» Seine Stimme war tränenerstickt. «So darf es nicht enden.»
    «Wir wussten immer, dass ich nicht für die Ewigkeit bleiben kann.» Mein Herz klopfte so laut, dass es fast seine Stimme übertönte. Aber Xavier durfte auf keinen Fall merken, wie schwer mir der Abschied fiel. Sein Schmerz war schon zu groß.
    «Wir wollten einen Weg finden», sagte Xavier. «Wir wollten kämpfen.»
    «Das haben wir auch», sagte ich leise und sah zu Hamiel herüber. «Aber diesen Kampf haben wir verloren.»
    «Bitte», sagte er und schloss die Augen. «Tu mir das nicht an. Ich kann nicht ohne dich leben.»
    «Wann immer du mich brauchst, schließ einfach die Augen», flüsterte ich. Meine Brust fühlte sich an, als würde sie in zwei Teile gerissen, und es fiel mir unendlich schwer, mich zusammenzureißen. «Du findest mich im Weißen Raum.»
    Da riss Xavier plötzlich die Augen auf und packte mich so heftig an der Schulter, dass es schmerzte. «Du musst einen Weg zurück finden.»
    «Das werde ich», sagte ich und versuchte, überzeugend zu wirken. Wie sollte ich aus dem Himmel ausbrechen?
    «Versprich es», sagte er. «Versprich, dass du einen Weg zu mir zurück findest.»
    «Ich verspreche es», flüsterte ich. «Wenn es einen Weg zurück gibt, dann finde ich ihn.»
    Hamiels Stimme klang schneidend. «Die Zeit ist um», sagte er kalt.

    Bilder der Vergangenheit durchfluteten mich. Ich sah unseren Abstieg nach Venus Cove, mein altes Zimmer in Haus Byron, die weinende Molly, den lachenden Jake, Phantom, der auf meinem Bett schlief. Ich sah meine Schwester und meinen Bruder unter einem Schleier aus goldener Glorie. Ich sah die Flammen der Hölle

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