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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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und die Körper der Verdammten. Und dann sah ich Xavier: Xavier auf dem Pier, Xavier am Steuer seines Chevys, Xavier im Französischunterricht, mit seinem typischen schiefen Lächeln. Ich sah ihn am Strand und auf der Hollywoodschaukel und vor dem Altar. Ich glaubte in seinen blauen Augen zu ertrinken.
    Die Wirklichkeit begann zu bröckeln. Ich hielt zwar immer noch Xaviers Hand, aber auf einmal war sie verschwunden und meine Hände von dünner Luft umgeben. Der Sand unter meinen Füßen rutschte, als ob ich darin versank und in der Ferne kam Licht auf mich zu, das immer stärker wurde. Alles um mich herum verschwamm, wirkte ausgewaschen, wie ein überbelichtetes Foto. Die Gesichter um mich herum wurden unscharf, die Stimmen vermischten sich, bis sie in meinen Ohren klangen wie ein einziges schrilles Jammern. Das Licht wurde heller, bis es alles überstrahlte. Bald würde es auch mich in sich aufnehmen. Und da spürte ich auch schon meine Füße nicht mehr, konnte nichts anderes fühlen, sehen oder hören als das Sausen und Toben des Windes und mein Haar, das mir ins Gesicht flog.
    Ich wusste instinktiv, dass ich die Erde weit hinter mir gelassen hatte und dass sich der Himmel öffnete, um mich aufzunehmen. Der Moment, den ich gefürchtet hatte, seit ich den ersten Schritt auf trockenen Boden gesetzt hatte, war gekommen.
    Ich kehrte nach Hause zurück.

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    27
    They tried to make me go to Rehab
    Nach meiner Rückkehr lief alles schief, und zwar vom ersten Moment an. Ich hatte nicht erwartet, Freude zu empfinden, aber mir war auch nicht bewusst gewesen, wie sehr ich den Himmel als Exil empfinden würde.
    Als ich die Augen öffnete, fand ich mich innerhalb der himmlischen Tore wieder. Sie ragten endlos hoch über meinem Kopf auf, bis sie in einem wirbelnden Weiß verschwanden. Ich drehte mich um, klammerte mich an das goldene Gitter und sah hinunter auf die Welt, die ich zurückgelassen hatte. Die Erde war von hier aus sehr weit weg und sah aus, als wäre sie aus dunkelblauem, strukturiertem Marmor, der mit einem weißen Schleier verhangen war. Sie wirkte so wunderschön, dass ich mir kaum vorstellen konnte, wie gepeinigt sie von Kriegen, Hungersnöten und Naturkatastrophen war. Nein, sie wirkte friedlich und beschützt, eingehüllt in Gottes Spinnennetz des Lebens. Jede Faser an mir sehnte sich danach, dorthin zurückzukehren. Aber einen Rückweg gab es nicht.
    Ich drehte mich wieder um und betrachtete das weiße Reich vor mir. Die Luft kräuselte sich in der Farbe von Opalen, blassen Nelken und hellgrünem Meeresschaum. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit mir anfangen sollte. Um mich herum huschten andere Engel wie Kugeln des Lichts im Nebel, liefen von hier nach da, während sie Verstorbene begleiteten und Nachrichten auf den weitverzweigten Kommunikationswegen des Königreiches überbrachten. Alle schienen eine Aufgabe zu haben, alle außer mir. Und der einzige Ort, an den ich gehen wollte, war zurück.
    Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich in Schwierigkeiten steckte. Ich hatte Strafe erwartet, Verdammung, irgendeine Reaktion, aber stattdessen taten alle einfach so, als wäre ich gar nicht da. Darum stand ich hilflos und zitternd herum, unsicher, was ich tun sollte. Bis ich eine Stimme hörte.
    «Bethany», sagte sie. «Da bist du ja. Willkommen zu Hause.»
    Ich sah auf. Vor mir stand eine Frau in einem weißen Anzug mit einem ordentlichen französischen Zopf. Sie hatte gepflegte Fingernägel und trug eine Brille mit Goldrahmen auf der Nasenspitze.
    «Wer bist du?», fragte ich, ohne zu überlegen, ob das unfreundlich klang.
    «Ich bin Eva», sagte die Frau, zog ein Klemmbrett hervor und machte sich Notizen, während sie mich über den Rand ihrer Brille betrachtete. «Folge mir.»
    Ich ging Eva nach, schließlich hatte ich keine andere Wahl. Hätte ich bis in alle Ewigkeiten am Tor verharren sollen? Außerdem wusste ich nicht, zu welcher Abteilung ich gehörte. War ich immer noch ein Übergangsengel? Oder fand man, dass ich nicht physisch stabil genug war für die Arbeit mit den Seelen? Aber was sollte ich dann tun? Das Leben als Übergangsengel war das Einzige, was ich kannte – außer jenem auf der Erde. Also folgte ich Eva und landete an einem Ort, der überraschende Ähnlichkeit mit einem Büro hatte. Einem sehr klinischen Büro.
    Gerade noch war ich im himmlischen Marmorfoyer gewesen, jetzt saß ich auf einem weichen weißen Sofa, die Füße auf einem weißen Wollteppich. Eva setzte

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