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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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ragten die Klippen im Mondlicht über uns auf wie schwarze Steine. Ich hatte das Gefühl, neben der Bethany zu stehen, die ich vor knapp zwei Jahren gewesen war. Ich sah uns regelrecht vor mir – wir waren damals so viel jünger gewesen, so sorglos, ohne jede Ahnung, was uns bevorstand. Eine Mischung aus Aufregung und nervöser Erwartung hatte uns erfüllt. Wir dachten, dass das Leben noch vieles für uns bereithielt. Und das war auch so, allerdings anders, als wir es erwartet hatten. Jetzt fühlten wir uns so viel älter, schwerer, belastet von zu vielen Sorgen.
    Die Klippen waren verlassen, wie gewöhnlich. Hier kamen nur Leute her, die allein oder ungestört sein wollten. Jedes Geräusch wurde von den Wellen geschluckt, die gegen die Felsen klatschten, und von dem Wind, der heulte und durch die Höhlen um uns herum pfiff.
    Irgendwo weit weg hörten wir eine Kirchenglocke zur vollen Stunde schlagen. War es wirklich schon Mitternacht?
    «Gabriel und Ivy werden ausflippen», stöhnte ich.
    Xavier lachte leise und strich mir über die Schulter. «Du denkst immer noch wie ein Schulmädchen», sagte er. «Aber du bist jetzt auf dem College und außerdem meine Frau. Du kannst tun, was du willst.»
    «Hmm.» Ich überlegte kurz. «Schon möglich.»
    «Schon lustig – mit einem Reiter nimmst du es problemlos auf, aber deine Geschwister machen dich immer noch nervös.»
    «Sie sind sehr furchteinflößend!», protestierte ich. «Hast du Ivy schon mal wütend gesehen? Sie kann mit ihrer Zunge Feuer spucken!»
    «Das macht mir keine Angst», sagte Xavier.
    Für einen Moment schwiegen wir beide und beobachteten, wie die Wolken über den Mond zogen.
    «Los, komm.» Ich packte Xavier am Arm. «Es ist nach Mitternacht. Wir müssen jetzt wirklich zurück.»
    Xavier nickte, stand auf und klopfte sich den Sand von der Jeans. Gerade hatten wir unsere Sachen zusammengerafft, als plötzlich ein Knistern die Luft erfüllte, als ob ein ganzes Dutzend elektrischer Geräte gleichzeitig kaputtginge. Als das Geräusch nachließ, erwartete uns ein inzwischen nur zu vertrauter Anblick. Die Reiter. Sie standen überall um uns herum am Strand, ragten auf den Felsen heraus wie Statuen, selbst im Wasser warteten sie. Dieses Mal trugen sie steife schwarze Anzüge wie bizarre Parodien von FBI-Agenten. Manche standen allein, andere in Paaren. Wie gewöhnlich hatte Hamiel die höchste Position inne, den felsigen Gipfel, der die Spitze der Klippen darstellte. Von dort aus hatte er den besten Überblick über alles, was um ihn herum geschah. Doch er sprang herunter und landete auf den Füßen wie eine Katze.
    Xavier und ich konnten beide nicht schnell genug reagieren. Wir warteten einfach nur ab. Sollten wir versuchen, die gleiche Energie hervorzurufen wie beim letzten Angriff? Doch es waren so viele, sie waren uns zahlenmäßig absolut überlegen. Sollte ich versuchen, Ivy und Gabriel zu erreichen? Sie waren schon in so viele Kämpfe verwickelt, und Gabriel hatte meinetwegen bereits seine Flügel eingebüßt. Hatte er überhaupt noch genug Kraft, eine solche Armee zu besiegen? Das Risiko wollte ich nicht eingehen.
    «Hallo ihr zwei.» Hamiel faltete vergnügt die Hände vor seinem Bauch.
    «Da seid ihr ja wieder», sagte ich. «Sieh mal einer an. Ich dachte, ihr seid das Katz- und Mausspiel leid?»
    «Dieses Mal haben wir euch schachmatt gesetzt, fürchte ich», erwiderte Hamiel.
    Aus irgendeinem Grund fürchtete ich mich nicht länger vor ihm. Alles, was ich spürte, war unverfälschte Wut. Denn dies war der Mann, der Xavier getötet hätte, nur um mir etwas zu beweisen. Auch wenn es gegen meine Natur war, wollte ich nur eins: Rache.
    «Und wie kommst du darauf?», zischte ich.
    «Na ja.» Hamiel ließ sich genüsslich Zeit. «Wir haben beschlossen, die Strategie zu ändern. Wir wollen verhandeln.»
    «Ihr habt nichts, was uns interessiert», sagte Xavier angewidert.
    «Wer weiß.» Hamiel winkte jemandem zu, der im Schatten einer Höhle verborgen stand. Sofort glitten zwei Reiter herbei. Zwischen sich hatten sie ein junges Mädchen. Es war barfuß, und ein Jutesack verdeckte sein Gesicht.
    «Was soll das denn?», sagte Xavier. «Ihr könnt hier nicht einfach irgendwelche Fremden mit reinziehen. Lasst sie gehen!»
    «Oh, sie ist keine Fremde», antwortete Hamiel und schritt auf die zappelnde Gestalt zu. Seine schweren Stiefel hinterließen im Sand tiefe Abdrücke. Mit einem Ruck riss er dem Mädchen den Sack herunter und zeigte sein Gesicht.
    Im

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