Heaven (German Edition)
Angelegenheit nicht gewachsen war? Auch Vorsicht alleine bot noch keine Garantie auf Sicherheit. Die Wahrheit war, dass wir abends keine Ahnung hatten, was uns morgens erwartete. Daher beschloss ich, mir einfach keine Gedanken mehr darüber zu machen, ich konnte es ja doch nicht ändern. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die Zukunft. Ich stellte mir vor, wie unser Leben aussehen würde, wenn wir all das hinter uns hatten. Und zwang mich selbst, mir das Gespräch auszumalen, das wir jetzt unter normalen Umständen führen würden. Schließlich beschloss ich, es einfach auszuprobieren.
«Xavier?» Ich rutschte näher an ihn heran und presste meine Wange an seine weiche warme Schulter. «Schläfst du?»
«Ich versuche es.»
«Ich liebe dich», sagte ich.
«Ich liebe dich auch.» Wie immer fühlte sich alles besser an, wenn ich diese Worte hörte.
«Xavier?»
«Ja?», antwortete er schläfrig.
«Wie viele Kinder möchtest du?» Bei jedem anderen Jungen in Xaviers Alter hätten bei einer Frage dieser Art sämtliche Alarmglocken geläutet. Xavier hingegen reagierte gewohnt gelassen.
«Wahrscheinlich nicht mehr als ein Dutzend.»
«Im Ernst, bitte.»
«Okay. Im Ernst, ist dies der richtige Moment, das zu diskutieren?»
«Ich bin einfach nur neugierig», sagte ich. «Außerdem lenkt es uns ab.»
«Also gut. Ich glaube, drei ist eine gute Zahl.»
«Finde ich auch. Schön, dass wir auf der gleichen Wellenlänge sind.»
«Ja, großartig.»
«Glaubst du, es besteht eine Chance, dass das passiert?»
«Was?»
«Dass wir Kinder haben werden.»
«Aber sicher. Unbedingt. Irgendwann.»
«Können wir unser erstes Kind Waylon nennen, wenn es ein Junge ist?»
«Nein.»
«Warum nicht?»
«Weil die anderen Kinder ihn deswegen hänseln würden.»
«Also gut, welche Namen gefallen dir?»
«Normale Namen, wie Josh oder Sam.»
«Einverstanden, aber ich darf die Mädchennamen aussuchen.»
«Nur aus einer Liste, der ich zuvor zugestimmt habe.»
«Meine Töchter sollten starke Namen haben, stark, aber schön. Verstehst du?»
«Klingt toll. Können wir jetzt trotzdem schlafen?» Xavier drehte sich um und schmiegte sich an mich. Ich hörte, wie sein Atem schwerer wurde, konnte aber trotzdem nicht einschlafen. Ich wusste, ich sollte ihn schlafen lassen, war aber noch nicht bereit dazu.
«Wenn ich dir ein paar Mädchennamen nenne, sagst du mir dann, ob sie es auf deine Liste schaffen würden?»
«Wenn es sein muss.» Xavier blinzelte heftig und stützte sich auf seinen Ellenbogen. Er tat, als versuche er, mein Spiel ernst zu nehmen.
«Caroline?»
«Geht.»
«Billie?»
«Niemals, sie wüsste nicht, ob sie ein Mädchen oder ein Junge ist.»
«Isadora?»
«Lebt sie im Mittelalter?»
«Also gut. Wie wäre es mit Dakota?»
«Keine Ortsnamen.»
«Das ist unfair», protestierte ich. «Meine Lieblingsnamen sind alles Orte.»
«Dann werde ich auch ein paar Orte hinzufügen.»
«Zum Beispiel?»
«Wie wäre es mit Ohio?», fragte Xavier. «Oder noch besser: Milwaukee.»
Ich musste kichern. «Also gut, keine Ortsnamen.»
«Danke.» Xavier unterdrückte ein Gähnen und ließ sich wieder auf den Rücken fallen.
«Findest du das zum Gähnen? Langweilen dich unsere ungeborenen Kinder?», fragte ich mit gespielter Entrüstung.
«Nein, aber sie ermüden mich.»
«Na gut.» Ich lachte. «Dann belassen wir es dabei. Gute Nacht.»
«Gute Nacht, Mrs. Woods.»
Da erst drang es zu mir durch. Ich war jetzt Mrs. Woods. Xaviers Frau. Der Drang, ihn zu berühren, mich um ihn zu winden, seine Wärme aufzunehmen und Trost in seinen Berührungen zu finden, übermannte mich mit großer Heftigkeit. Trotzdem hielt ich mich zurück, denn ich wusste, dass es zu gefährlich war. Ich wollte die Dinge nicht noch komplizierter machen, als sie ohnehin schon waren. Stattdessen drehte ich mich weg und umarmte mein Kissen. Wir hatten schon so viele Opfer gebracht. Wie lange sollten wir noch wie Bruder und Schwester leben?
Bevor ich die Augen schloss, warf ich noch einen letzten Blick durchs Fenster in den mitternächtlichen Himmel. Vereinzelte Blitze zuckten durch die Wolken. Kam ein Gewitter auf uns zu? Dann aber bemerkte ich einen Lichtstrahl, der mir nicht wie ein Blitz aussah. Instinktiv wollte ich Xavier wecken, ließ es aber, da er so friedlich schlief. Es wäre einfach nicht fair gewesen.
Der Lichtstrahl ruhte einen Moment, bevor er sich gemächlich durch die Bäume hindurchbewegte und den Wald entlangwanderte … als ob er auf
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