Heaven
»Abwarten. Wie lange? Bis mir irgendwann jemand eine Kugel durch den Kopf jagt?«
»So weit wird es nicht kommen«, versuchte Kim ihn zu beruhigen. »Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um irgendeinen Hinweis zu finden, und außerdem bin ich ja auch noch da.«
Luke warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Wie kommt ein Mädchen überhaupt zu einem solchen Job?«
»Naja, auf dem gleichen Weg wie meine männlichen Kollegen auch. Polizeiakademie, Streifendienst, Innendienst, Versetzung zur Spezialeinheit«, erklärte sie schmunzelnd.
»Und du hast so eine richtige Ausbildung dafür?«
»Sicher«, nickte sie. »Ich kann mit Waffen umgehen, habe etliche Kampftrainings absolviert, und natürlich auch psychologische Schulungen bekommen.«
Zweifelnd schaute er sie an. »Aber als Frau hast du doch gar nicht so viel Kraft wie ein Mann?«
»Es kommt nicht immer auf Kraft an, man muss sie richtig einsetzen können, das ist der Punkt.«
Luke stand auf. »Also gut, komm, zeig mir, was du kannst«, grinste er und stellte sich breitbeinig auf, machte mit den Händen eine auffordernde Bewegung. »Greif mich an.«
»Nein«, wehrte Kim verlegen ab, »Das mache ich nicht.«
»Ich wusste es doch, du traust dich nicht«, sagte er spöttisch. »Du bist eben doch nur eine Frau.«
Bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, war Kim aufgesprungen, hatte sich auf ihn gestürzt, und obwohl er kräftig und muskulös war, lag er nach ein paar schnellen Bewegungen auf dem Rücken und sie saß rittlings auf ihm, drückte seine Arme in den Sand.
Reglos lag er da und starrte sie überrascht an.
»Zufrieden?«, fragte Kim lächelnd und ließ seine Arme wieder los.
»Fast«, murmelte er mit einem seltsamen Funkeln in den Augen, und legte seine Hände auf ihre Hüften.
Plötzlich wurde Kim sich bewusst, in welcher verfänglichen Position sie hier auf ihm saß. Im gleichen Augenblick fühlte sie trotz des dicken Stoffs ihrer Jeans Lukes mehr als deutliche Reaktion auf ihre Nähe. Ein heißes, sehnsüchtiges Verlangen fuhr unvermittelt durch sie hindurch. Sekundenlang überfiel sie der Drang, mehr von ihm spüren zu wollen, doch dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle und sprang mit hochrotem Kopf auf.
Er setzte sich auf und grinste. »Na gut, du hast gewonnen, aber nächstes Mal werde ich nicht derjenige sein, der unten liegt.«
»Das glaube ich kaum, es wird kein nächstes Mal geben«, fauchte sie ihn an, und Luke lachte schallend.
Immer noch feuerrot im Gesicht drehte sie sich abrupt um und griff nach ihren Schuhen. »Wir sollten jetzt besser gehen.«
»Ich glaube, ich sollte besser noch ein paar Minuten sitzenbleiben«, erklärte er trocken, und mit einem ungläubigen Kopfschütteln setzte sie sich in Bewegung.
Ohne auf ihn zu warten, ging sie zurück in Richtung Auto, er folgte ihr kurz darauf und hatte sie nach ein paar Schritten eingeholt. Schweigend liefen sie nebeneinander her, und während Kim auf der Rückfahrt verärgert aus dem Fenster starrte, spielte die ganze Zeit ein kleines Lächeln um Lukes Mundwinkel.
Kapitel 10
E in paar Tage vergingen, ohne dass weitere Briefe eintrafen oder etwas geschah.
Kim hatte am gleichen Nachmittag noch einmal kurz mit Charlie telefoniert, der ihr lediglich den Rat geben konnte, abzuwarten und Luke verstärkt im Auge zu behalten. Bisher hatte die Überprüfung der Namen nichts Verdächtiges ergeben, und wie erwartet waren auch auf den Umschlägen keinerlei verwertbare Spuren gefunden worden, also fügte Kim sich seufzend in ihr Schicksal und folgte Luke auf Schritt und Tritt. Zwar musste sie sich ab und zu noch den ein oder anderen belustigten Kommentar von ihm anhören, aber er schien ihre Gegenwart langsam zu akzeptieren, und sie bemühte sich, seine Bemerkungen nicht allzu ernst zu nehmen.
Sie frühstückten jeden Morgen zusammen, gingen danach gemeinsam joggen und anschließend begaben sie sich meistens ins Studio, wo Luke zusammen mit den Jungs weiter an seinem neuen Album arbeitete, und Kim still im Sessel saß, ein Buch las oder einfach nur zuhörte.
Häufig war Luke auch alleine im Studio, probierte verschiedene Melodien auf seiner Gitarre aus und schrieb Dutzende von Notenblättern voll, ohne Kim wahrzunehmen, die ihm fasziniert zuschaute und lauschte. Manchmal unterbrach er seine Arbeit, dann saßen sie zusammen auf dem Boden und unterhielten sich.
An den Abenden saßen sie sporadisch alle gemeinsam im Wohnzimmer, wo die Männer sich ein Fußballspiel anschauten oder
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