Heaven
Luke Summer kein Haar gekrümmt wird, du wirst den Mann also keine Sekunde aus den Augen lassen.«
Kim fuhr nach Hause und begann zu packen. Unablässig kreisten ihre Gedanken um Luke und die bevorstehende Begegnung mit ihm.
Er war ihre große, unerfüllte Jugendliebe gewesen, und obwohl das Ganze inzwischen mehr als zehn Jahre zurücklag, hatte sie es nie vergessen können, zu sehr war sie in ihn verliebt gewesen, und zu sehr hatte er sie verletzt.
Sie hatten nebeneinander gewohnt, Haus an Haus in dem kleinen, verschlafenen Moonbrook. Luke war bereits damals sehr musikalisch gewesen, er hatte eine eigene, kleine Band gehabt und war der Star an ihrer Schule gewesen. Die Mädchen waren ihm scharenweise hinterher gelaufen, und während Kim immer still für ihn geschwärmt hatte, hatte er nichts anderes im Sinn gehabt, als sie ständig aufzuziehen und zu ärgern. Wenn er mit ihr alleine gewesen war, war er immer ganz nett zu ihr gewesen, und in diesen Momenten hatte sie oft geglaubt, er würde sie auch ein bisschen mögen. Als er sie dort in der Scheune geküsst hatte, hatte Kim sich für einen Moment am Ziel all ihrer jugendlichen Wünsche und Sehnsüchte geglaubt. Doch dann hatte er sie jäh aus ihren Träumen gerissen, hatte sie ausgelacht und verspottet, und das hatte sie ihm bis heute nicht verziehen.
Wenige Tage nach dem Vorfall in der Scheune war Kims Vater zur Polizei nach Newhaven versetzt worden, sie waren weggezogen und sie hatte Luke danach nie mehr wiedergesehen. Während sie in die Fußstapfen ihres Vaters getreten war, ihren Schulabschluss mit Auszeichnung abgelegt hatte und dann zur Polizeiakademie gegangen war, hatte Luke seine Gesangskarriere fortgesetzt und das mit sensationellem Erfolg. Obwohl sie nicht verhindern konnte, immer mal wieder etwas in den Zeitungen über ihn zu lesen oder eines seiner Lieder im Radio zu hören, hatte sie sich verboten, jemals wieder an ihn zu denken.
Noch während ihrer Zeit auf der Akademie hatte sie Michael kennengelernt, und sich blindlings und unüberlegt auf eine Ehe mit ihm eingelassen. Es war nicht lange gutgegangen, und bereits kurz, nachdem sie beide ihren Dienst bei der Polizei in Newhaven aufgenommen hatten, hatte Kim sich wieder von ihm scheiden lassen.
Für eine ganze Weile hatten sie noch zusammengearbeitet, doch Michael hatte ihr die Trennung übel genommen und begonnen, bei den Kollegen gegen sie zu hetzen. Kurzerhand hatte sie sich um die Versetzung zur Sonderermittlungskommission beworben, sie besaß eine entsprechende Ausbildung und hatte gehofft, dort neu anfangen zu können.
Dieser Wunsch schien sich zunächst auch zu erfüllt zu haben. Unter etlichen, meist männlichen Bewerbern war sie tatsächlich ausgewählt worden, und der Job hatte ihr Spaß gemacht – bis jetzt.
Unglücklich drückte sie das Schloss an ihrem alten Koffer zu und sah auf die Uhr. Es war Zeit loszufahren, in einer halben Stunde musste sie am Flughafen sein.
Mit geschlossenen Augen saß sie kurz darauf auf dem Rücksitz eines Taxis, während sie versuchte, sich innerlich gegen das zu wappnen, was ihr bevorstehen würde.
Kapitel 2
M it gemischten Gefühlen saß Kim in dem Taxi, das sie vom Flughafen Sunville zu der von Charlie genannten Adresse brachte. Nach einer knappen halben Stunde hielt der Wagen vor dem Gittertor eines abgelegenen Anwesens, welches mit einer hohen Hecke umsäumt war. Kim bezahlte und stieg aus, nahm ihren Koffer vom Rücksitz und das Taxi fuhr davon.
Nervös warf sie einen Blick durch die Gitterstäbe, erspähte die weißgetünchten Wände eines Hauses, die ein Stück von der Einfahrt entfernt durch die Bäume hindurchschimmerten.
Sie holte tief Luft und drückte auf die Klingel der Sprechanlage.
»Ja?«, meldete sich nach einer Weile eine Männerstimme.
»Guten Tag, mein Name ist Tremaine, Mr. Summer erwartet mich«, erklärte sie, und rechnete damit, dass sie vermutlich nicht so einfach hereingelassen werden würde.
»Warten Sie bitte.«
Es dauerte eine Weile, dann kam ein älterer Mann angeschlurft und beäugte sie misstrauisch durch das Gitter.
»Hallo, ich werde erwartet, ich bin Mr. Summers neue Assistentin.«
Sie drückte dem Mann das Fax in die Hand, welches Charlie ihr noch besorgt hatte, und welches ihr ungehinderten Zutritt verschaffen sollte.
Der Mann studierte aufmerksam den Text. »In Ordnung«, nickte er und öffnete das Tor.
Er nahm Kims Koffer und bedeutete ihr zu folgen. Sie gingen die Auffahrt entlang und standen dann
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