Heaven
Zeit tauchten die ersten Häuser vor ihr auf, und wenig später hatte sie das Haus der Summers erreicht. Sie holte noch einmal tief Luft und ging dann hinein. Lukes Mutter kam ihr an der Tür entgegen.
»Oh Liebes, du warst aber lange weg, Luke hat sich schon Sorgen gemacht. – Hast du denn gar keinen Hunger, du hast ja noch nicht mal etwas zum Mittag gegessen?«
»Doch, ein bisschen«, sagte Kim zurückhaltend, obwohl sie das Gefühl hatte, als wäre ihr Magen zugeschnürt. »Ich ziehe mir nur etwas anderes an, ich komme gleich.«
Ihre Jeans war voller Flecken von der feuchten Erde, und vereinzelt hingen noch Fasern des Strohs und Weizenblüten daran, sodass sie diese Ausrede getrost benutzen konnte, um noch für ein paar Minuten alleine zu sein.
Sie durchquerte den Flur und betrat Lukes Zimmer, zuckte zusammen, als sie ihn im Sessel sitzen sah.
»Kim, mein Gott, wo hast du nur gesteckt?«, fragte er aufgeregt und sprang auf. »Alles in Ordnung?«, fügte er besorgt hinzu, und Kim wandte sich rasch ab, damit er ihr verweintes Gesicht nicht sehen konnte.
»Ja, alles in Ordnung«, murmelte sie.
Er machte einen Schritt auf sie zu, streckte die Hand nach ihr aus. »Kim …«
»Schon gut, vergessen wir das«, sagte sie schroff, und kramte ein paar frische Sachen aus ihrem Koffer. »Es war nur eine dumme Erinnerung, weiter nichts.«
Ohne ihn anzusehen, ging sie hastig aus dem Zimmer und hinüber ins Bad.
Wenig später war sie geduscht und umgezogen und setzte sich danach zu Lukes Mutter in die Küche.
»Hier Liebes, iss etwas«, sagte Jane mütterlich und stellte ihr einen Teller mit Spaghetti hin.
Kim hatte gerade mühsam ein paar Bissen herunter gebracht, als es an die Haustür klopfte. Jane öffnete und kam wenig später zurück, gefolgt von einer blonden Frau, die Kim auf den ersten Blick wiedererkannte.
»Hallo Caitlin«, grüßte Kim die Blonde, und versuchte, die dumpfen Stiche in ihrer Brust zu ignorieren.
Caitlin runzelte die Stirn, schien sich nicht mehr an sie zu erinnern.
Jane half ihrem Gedächtnis auf die Sprünge. »Kennst du sie nicht mehr, das ist Kim, die kleine Kim von nebenan.«
»Kim«, wiederholte Caitlin gedehnt und hob überrascht die Augenbrauen.
»Ja, und stell dir vor, sie ist jetzt mit Luke zusammen«, fügte Jane hinzu, und Kim hatte den Eindruck, als läge ein Anflug von Genugtuung auf ihrem Gesicht.
»Tatsächlich«, sagte Caitlin, ohne eine Miene zu verziehen, und drehte sich zu Jane um. »Eigentlich wollte ich zu Luke, ist er in seinem Zimmer?«
»Warte, ich gehe ihn holen.«
Jane sah nicht besonders begeistert aus, aber sie ging nach draußen und Kim hörte, wie sie die Tür zu Lukes Zimmer öffnete. »Luke, kommst du mal kurz? Da ist Besuch für dich.«
Sekunden später war sie zurück, gefolgt von Luke, der Caitlin einen merkwürdigen Blick zuwarf.
»Caitlin, was machst du denn hier?«
»Hallo Luke. Ich war gerade auf dem Sprung, und ich dachte mir, ich hole dich ab.«
Unsicher schaute er zu Kim. »Ich weiß nicht, ich wollte eigentlich nicht mehr weggehen heute.«
Caitlin lächelte. »Ach komm schon, die Jungs sind auch alle da, Lew, Stan und noch ein paar andere – die würden sich bestimmt freuen, dich zu sehen.«
Als er immer noch zögerte, fügte sie hinzu: »Das wäre doch eine nette Gelegenheit, über alte Zeiten zu plaudern.«
»Kim …«, setzte er an, doch Kim unterbrach ihn sofort.
»Kein Problem, geh nur. Ich bleibe hier und unterhalte mich mit deiner Mutter«, erklärte sie und zwang sich ein Lächeln ins Gesicht.
Einen Moment schaute er sie prüfend an, dann zuckte er mit den Schultern. »Also gut, lass uns gehen.«
»Machs gut Kim«, verabschiedete Caitlin sich mit einem triumphierenden Blick, »Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.«
»Ja, vielleicht«, murmelte Kim, und schaute den beiden bedrückt hinterher, wie sie zusammen das Haus verließen.
Für eine Weile war es still in der kleinen Küche, dann setzte Jane sich zu Kim an den Tisch.
»Du hättest ihn nicht einfach so gehen lassen sollen«, sagte sie bekümmert, »Luke ist ein guter Junge, aber Caitlin hat es faustdick hinter den Ohren, und ich traue ihr nicht.«
»Schon gut«, sagte Kim beruhigend, obwohl ihr alles andere als wohl zumute war, »Er ist alt genug, um zu wissen, was er tut.«
»Das schon, aber ich mache mir trotzdem so meine Gedanken. Ich habe Angst, dass er sich von ihr wieder einwickeln lässt, obwohl er nach der Sache von damals eigentlich schlau genug sein
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