Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heavy Cross

Heavy Cross

Titel: Heavy Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ditto Beth
Vom Netzwerk:
schließen. Vielleicht wäre sie so beeindruckt von meiner Frisur, dass sie mich bitten würde, ihr die Haare zu machen. Und das würde ich! Ich würde die unglaublich coole Stacy noch cooler machen, und vielleicht würde sie mich als ihr ebenbürtig ansehen.
    Ich würde Vic und Stacy nicht nur endlich aus der Nähe betrachten dürfen – denn natürlich war ich ihnen noch nie begegnet –, ich würde sogar bei ihnen zu Hause übernachten! Bei ihnen auf dem Boden liegen! Das war so aufregend.
    Ich sagte meiner Mutter, ich würde nach Little Rock fahren und bei den beiden übernachten. Sie war misstrauisch.
    Â»Punks kümmern sich nun mal umeinander!«, versuchte ich zu erklären. Wir gehörten alle ein und derselben Außenseitergemeinde an. »Na gut, ich möchte aber, dass du anrufst, wenn du ankommst. Und ich möchte mit diesem Vic und dieser Stacy sprechen«, verlangte Mom. Das war nervig und peinlich. Warum in aller Welt verspürte sie plötzlich den Drang, ihren mütterlichen Pflichten nachzukommen? Und warum wollte sie benachrichtigt werden?
    Â»Na gut«, sagte ich. »Ich rufe dich an, dann kannst du mit ihnen sprechen.« Der Gedanke, dass Mom mit dem berühmten Vic und der berühmten Stacy sprechen würde, war irgendwie saukomisch. Sie hatte keine Ahnung, mit welch sagenumwobenen Berühmtheiten sie es zu tun bekommen würde.
    Die Fahrt nach Little Rock in Kathys Wagen war Wahnsinn! Ich war zum ersten Mal allein mit Jeri, Kathy und Nathan unterwegs. Jennifer war raus. Wir waren unter uns, glitten über die Straße, hörten Musik und lachten. Ich musste auf der Fahrt so heftig lachen, dass ich mir in meine Polyesterunterhose machte. Jeri und Nathan machten Leute nach, sprachen mit verstellter Stimme, redeten Blödsinn. Es war die perfekte Spritztour!
    In der Raststätte auf dem Weg nach Little Rock schlürfte ich süßen Tee, aß Kartoffelpuffer und wartete auf Nathan, der draußen telefonierte. Er rief unsere Gastgeber Vic und Stacy an. Plötzlich stieß er die Glastür auf und kam in das Schnellrestaurant zurück, die Angestellten hinter dem Tresen zogen die Augenbrauen hoch, als sie seinen schmutzigen Anzug und sein Hundehalsband sahen.
    Â»Was ist los?« Nathan zuckte mit den Schultern und wich hinter seiner dicken Buddy-Holly-Brille unseren Blicken aus. »Weiß nicht«, nuschelte er, »die gehen nicht ans Telefon.«
    Man sollte eigentlich meinen, dass jemand, der so viel log wie Nathan, es besser draufhatte. Er war mir immer ausgewichen, wenn ich ihn nach Vic und Stacy gefragt hatte: wie sie so waren, wo sie wohnten, wo genau wir bei ihnen schlafen würden, wie er sie kennengelernt hatte, ob sie sich auf das Treffen mit uns freuten. Er hatte genauso mit den Schultern gezuckt, zu Boden gestarrt und mir das Gefühl gegeben, ich würde mich wie ein neugieriges Kind benehmen, weil ich ihn ausquetschte, wie jetzt auch. Im grellen, künstlichen Licht der Raststätte, umgeben von der Countrymusic, die aus der Jukebox an der Tür dröhnte, dämmerte uns die fürchterliche Wahrheit: Nathan kannte Vic und Stacy nicht besser als wir. Wir waren auf seine Lüge hereingefallen, umsonst nach Little Rock gefahren und hatten keinen Schlafplatz.
    Doch unversehens war der Abend nicht mehr nur fantastisch, sondern superfantastisch. Wahrscheinlich hätte ich auf Nathan wütend sein müssen, aber ich war so glücklich, richtig high, nur weil wir zusammen waren. Ich hatte das Gefühl, es endlich geschafft zu haben, endlich war ich fester Bestandteil der Gang. Und wir waren bis Little Rock gekommen! Es war mir egal, ob wir die Nacht bei berühmten Punks zu Hause oder in einem vierundzwanzig Stunden geöffneten Hamburgerladen verbrachten.
    Wir ließen ein paar Dollar auf dem Tisch liegen und fuhren ins Vin o ’s, einen Club, in dem an jenem Abend eine Band auftrat. Delta 72 hatten eine Platte bei Kill Rock Stars veröffentlicht, dem Label von Bikini Kill aus Olympia, Washington. Nach dem Auftritt fuhren wir wieder zur Raststätte und kauften scheußlichen Kaffee sowie gezuckerten Tee, damit wir auf der Rückfahrt nicht einschliefen. Als wir auf den Parkplatz zurückkehrten, fiel plötzlich eine Gang brutaler Schläger über uns her. Wir waren daran gewöhnt, dass man sich gnadenlos über uns lustig machte, weil wir optisch nicht ins Bild passten.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher