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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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nachdem Kamphaus aufgelegt hatte.
    „Richtig geraten. Unsere Tote heißt Anna Wenisch. Nachdem ihre Mutter die Personenbeschreibung für die Vermisstenmeldung durchgegeben hatte, blieb kein Zweifel und man hat sie direkt zu uns hochgestellt. Die wohnen auch ganz in der Nähe der Brücke. Hörte sich an, als ahne sie bereits Schlimmes. Aber ich kann das nicht am Telefon. Außerdem müssen wir sowieso da vorbeischauen.“

    Knappe 15 Minuten später passierten die beiden Polizisten das Ortsschild von Frauenberg, einem kleinen Vorort von Euskirchen, welches in Kamphaus Augen ebenfalls nicht mehr als einen Vorort Kölns darstellte. Seine Ex-Frau trug eine große Mitschuld daran, dass es ihn damals in dieses Kreisstadt-Kaff verschlagen hatte. Es hatte eigentlich nur vorübergehend sein sollen. Und jetzt, wo er sich nach all den Jahren eigentlich langsam umschauen müsste, wenn er noch einmal irgendwo anders Dienst tun wollte, bekam er den Hintern dazu nicht mehr hoch.
    „Das du noch immer mit diesem blöden Navi fährst, obwohl du dich doch langsam hier auskennen müsstest!“
    Mannis Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. Immer, wenn es unangenehm zu werden drohte, verlor er sich in unsinnigem Kopfkino. So registrierte er auch erst jetzt, dass laut seines Navigationsgerätes nur noch eine Minute Zeit blieb, bis sie ihr Ziel erreicht haben würden. Eine Minute, in der er sich klar werden musste, wie er einer verzweifelten Mutter eine Todesnachricht überbringen wollte. Und wer weiß, wer von der Familie noch anwesend sein würde. Er antwortete Manni nicht, bog langsam „In den Weiden“ ein und stoppte schließlich vor dem Haus der Wenischs. Manni schaute ihn kurz an, als er den Motor mit seinem Handgelenk absterben lies. Er schaute, als ob er auf ein Zeichen warten würde, dass ihm signalisiert, die Türe zu öffnen.
    „Packen wir's“.

    Als die beiden Polizisten die erste Stufe der gepflegten Marmortreppe des Einfamilienhauses hinaufgestiegen waren, öffnete sich bereits die Haustüre.
    „Was ist mit meiner Tochter?“
    Die Augen der Frau starrten ihnen rot entgegen. Sie hatte ein zerknülltes Papiertaschentuch in der Hand, dass sie schützend vor ihren Mund hielt. Ihre Linke verkrampfte sich in die geblümte Kochschürze die sie trug. Vier Stufen weiter unten hielt Kamphaus ihr bereits seine rechte Hand entgegen.
    „Frau Wenisch, meine Name ist Bernd Kamphaus, wir haben telefoniert. Das ist mein Kollege Manfred Krämer. Dürfen wir hereinkommen?“
    Das Wohnzimmer war adrett eingerichtet. Rustikale Eiche zwar, aber sauber, aufgeräumt und durchaus nicht billig, das konnte Kamphaus auf den ersten Blick erkennen. Frau Wenisch hatte sich auf den Zweisitzer vor dem Sofa gesetzt, auf dem Kamphaus und Manni Platz genommen hatten.

    „Sie war die ganze Nacht nicht zu Hause, normalerweise sagt sie dann immer Bescheid. Wir haben erst heute Morgen gesehen, dass sie nicht da ist und dann alle angerufen, die uns einfielen. Niemand weiß, wo sie ist. Dann musste mein Mann zur Arbeit. Er meinte noch, ich solle mir keine Sorgen machen. Sie sei eben ein Teenager. Was hat sie angestellt, was ist passiert? Sagen Sie doch etwas!“
    Während sie ihre Worte ohne Pause wie Pistolenkugeln auf Kamphaus und Manni schoss, blickte sie immer wieder auf einen Bilderrahmen, der rechts neben ihr auf einer Anrichte stand. Kamphaus musterte das Foto genau, während er ihren Worten folgte.
    „Frau Wenisch“, bremste er den hektischen Redefluss der Frau nach einem kurzen Blick zu seinem Partner ab, „dort auf dem Foto - ist das ihre Tochter Anna?“
    Die Frau nickte.

    Zehn Minuten später versicherte sie Manfred Krämer zum dritten Mal wirklich keinen Arzt zu wünschen. Kamphaus hatte während dieser Zeit geduldig Margot Wenischs durch Schluchzen unterbrochene Fragen mit einfühlsamer Stimme beantwortet. Nein, man wisse noch nichts genaueres, man sei noch am Ermitteln, aber mit großer Wahrscheinlichkeit habe Anna den Freitod gewählt. Und ja, dem Foto nach zu urteilen sei es definitiv ihre Tochter gewesen. Und nein, sie habe ganz sicher nicht leiden müssen.  
    Es verursachte Kamphaus immer fast körperliche Schmerzen, eine Todesnachricht überbringen zu müssen. Er fischte eine „Rennie“ aus der Innentasche seiner Lederjacke und schnippte sie sich verstohlen in den Mund. Das gärende Junkfood in seinen Eingeweiden machte ihm genauso zu schaffen, wie die Situation in der er sich gerade befand. Wieder einmal bewunderte er heimlich

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