Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Besitz bringen.« Seagram griff nach Brewsters Tagebuch und blätterte die Schlußseiten auf. »Ich lese Ihnen jetzt die letzte Eintragung vor. Sie ist datiert vom 10. April 1912: ›Die große Tat hat viel zu schwere Opfer gefordert, und ich selbst bin fast am Ende. Gottlob liegt das wertvolle Erz, das wir diesem erbarmungslosen Eisgebirge entrissen haben, sicher in der Panzerkammer des Schiffs. Nur noch Vernon kann von hier aus über das grauenhafte Abenteuer berichten, denn ich werde in einer Stunde auf dem großen Dampfer der White-Star-Linie nach New York abreisen. Mich tröstet dabei das Bewußtsein, das Erz in Sicherheit zu wissen. Dieses Tagebuch lasse ich in der Obhut von James Rodgers, Konsularassistent der Vereinigten Staaten in Southampton. Falls ich auch noch getötet werden sollte, wird er dafür sorgen, daß das Tagebuch der zuständigen Behörde übergeben wird. Gott schenke den Männern, die vor mir sterben mußten, die ewige Ruhe. Wie sehr sehne ich mich danach, später nach Southby zurückzukehren.‹«
    Dumpfes Schweigen senkte sich in das Studio. Der Präsident wandte sich vom Fenster ab und ließ sich wieder in seinen Sessel sinken. Kurze Zeit verharrte er in stummer Nachdenklichkeit.
    Dann fragte er: »Kann das bedeuten, daß das Byzanium in den Vereinigten Staaten ist? Besteht die Möglichkeit, daß Brewster…?«
    »Ich fürchte, ich muß Sie da enttäuschen, Sir«, sagte Seagram und fuhr sich mit einer nervösen Geste über seine schweißnasse Stirn.
    »Erklären Sie mir das«, forderte der Präsident.
    Seagram holte tief Atem und sagte dann leise: »Das einzige Schiff der White-Star-Linie, das am 10. April 1912 von Southampton aus in See stach, war die R.M.S. Titanic.«
    »Die Titanic« rief der Präsident, und als er sich von der ersten Verblüffung erholt hatte, fügte er ruhiger hinzu: »Das würde erklären, warum das Byzanium über all die Jahrzehnte hinweg unauffindbar war.«
    »Das Schicksal hat den Männern aus Colorado übel mitgespielt«, sagte Donner. »All ihre Opfer waren vergeblich. Wirklich eine grausige Ironie des Schicksals, daß das Byzanium schließlich auf jenes Schiff kam, dessen spektakulärer Untergang auch heute noch die Gemüter beschäftigt. Nun liegt das wertvolle Erz also in der unerreichbaren Tiefe des Ozeans.«
    »Unerreichbar?« Ein seltsames Leuchten flammte in den Augen des Präsidenten auf. »Könnte man nicht versuchen…?«
    Nach all den Anstrengungen und Enttäuschungen der vergangenen Tage und Wochen spürte Seagram plötzlich das Aufkeimen einer Hoffnung, die im ersten Moment absurd und unsinnig erschien, aber immer mehr Realitätswert gewann, je länger er darüber nachdachte.
    Es hielt ihn plötzlich nicht mehr in seinem Sessel. Er sprang auf, ging hin und her und blieb dann vor dem Präsidenten stehen. »Sie meinen wirklich, Mr. Präsident, daß wir uns auf dieses riskante Unternehmen einlassen könnten?«
    »Ja«, sagte der Präsident entschlossen. »Bei Gott, wir werden es versuchen: wir heben die Titanic!«

3
DER SCHWARZE ABGRUND
    SEPTEMBER 1987
23
    Der Abgrund von tief schwarzer Finsternis vor der Sichtscheibe schuf einen unheimlich beklemmenden Sog und verdrängte alle Beziehungen zur Realität. Nach Albert Giordinos Schätzung bedurfte es nur weniger Minuten völligen Lichtmangels, um den geistigen und körperlichen Orientierungssinn eines Menschen zu zerstören. Er hatte das Gefühl, außerhalb aller irdischen Dimensionen in eine unendliche schwarze Leere zu stürzen.
    Erst als ein Schweißtropfen von seiner linken Braue ins Auge rann und einen ätzenden Schmerz verursachte, konnte er jene gespenstische Empfindung eines Sturzes in die Unendlichkeit abschütteln. Behutsam tastete er über das Armaturenbrett, bis er den richtigen Schalter fand und nach oben schob. Die Scheinwerfer am Rumpf des Tiefsee-Tauchbootes flammten auf und schnitten eine Lichtbahn in die ewige Nacht. Giordinos Atemzüge wurden ruhiger. Er beugte sich in seinem gepolsterten Pilotensitz vor, bediente einige Hebel am Armaturenbrett und brachte das Tauchboot wieder in Bewegung. Grüne Lichter flammten auf, und die Nadeln der Meßuhren zeigten die richtigen Werte. Alle elektronischen Systeme von Sappho I funktionierten einwandfrei.
    Giordino schwang seinen Pilotensitz herum und warf einen prüfenden Blick nach hinten. Er war an Bord des neuesten und größten Forschungstauchboots von NUMA, das rein äußerlich einer riesigen
Zigarre
auf einer schlittschuhartigen Kufe glich.

Weitere Kostenlose Bücher