Hebt die Titanic
früh herbitten mußte. Aber es war die einzige Zeit, die ich noch in meinen Terminplan quetschen konnte.«
»Macht nichts, Mr. Präsident«, sagte Donner. »Das ist sonst ohnehin meine Zeit für Frühsport und Dauerlauf.«
Der Präsident musterte Donners rundliche Figur. »Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut«, sagte er anerkennend. »Aber kommen Sie jetzt und machen Sie es sich bequem. Ich habe ein leichtes Frühstück bestellt.«
Sie setzten sich auf Sofa und Sessel vor der Fensterwand mit Blick auf die Hügellandschaft von Maryland. Kaffee und Brötchen wurden serviert.
»Gene, ich hoffe, Sie bringen endlich einmal gute Nachrichten. Im Projekt Sizilien liegt unsere einzige Hoffnung, dem verrückten Wettrüsten mit den Russen und Chinesen zu entgehen.« Der Präsident lächelte düster. »Seit Beginn der Menschheitsgeschichte ist dieses Wettrüsten der größte Irrsinn. Besonders wenn man bedenkt, daß die Menschen jetzt fähig sind, die Erde innerhalb kürzester Frist völlig unbewohnbar zu machen« Er winkte ab. »Aber jetzt zu Ihnen. Wie ist der neueste Stand der Dinge?«
Seagram reichte dem Präsidenten die Fotokopie von Brewsters Tagebuch. »Es ist ein Dokument menschlicher Leiden und Verbrechen vom Anfang des 20. Jahrhunderts«, erklärte er. »Lassen Sie mich kurz zusammenfassen, Mr. Präsident. Der erste Eintrag in diesem Tagebuch stammt vom 8. Juli 1910. Zu jener Zeit hatte Joshua Hays Brewster im Taimyr-Gebirge nahe der Nordküste von Sibirien neun Monate lang am Ausbau einer Bleimine gearbeitet. Sein Auftraggeber war die Societe des Mines de Lorraine, die ihrerseits für den russischen Zaren arbeitete. Brewster beschreibt, wie sein Schiff auf der Fahrt nach Archangelsk im Nebel die Orientierung verlor und vor der oberen Insel von Nowaja Semlja auf Grund lief. Glücklicherweise hielt das Schiff, und sie wurden etwa einen Monat später von einer russischen Marinefregatte gerettet. Während dieses Zwangsaufenthalts auf der Insel hat Brewster dort nach Erzlagern gesucht. Am achtzehnten Tag stieß er zufällig auf eine seltsame Felsformation im Bednaja-Gebirge. Er nahm Gesteinsproben mit und erreichte New York schließlich zweiundsechzig Tage nach Verlassen der Tamer-Mine.«
»Jetzt wissen wir also, wie es zu der Entdeckung von Byzanium gekommen ist«, sagte der Präsident.
Seagram nickte und fuhr fort: »Brewster hatte die Gesteinsproben dem Direktor der Societe des Mines de Lorraine in den Vereinigten Staaten übergeben und nur ein Stück als Souvenir zurückbehalten. Später teilte man ihm mit, die Gesteinsproben seien wertlos. Aber Brewster glaubte das nicht, und er ließ das ihm verbliebene Stück vom Bergwerksamt in Washington analysieren.«
»Hatte Brewster seiner französischen Firma mitgeteilt, wo er das Byzanium gefunden hatte?« fragte der Präsident. »Nein, er hatte den üblichen Trick aller Erzsucher angewandt und eine viel weiter südlich liegende Stelle angegeben. Falls er nämlich wirklich fündig geworden war, konnte er auf diese Weise einen höheren Gewinnanteil heraushandeln.«
»Verständlich«, sagte der Präsident. »Aber warum haben die Franzosen seinerzeit im Jahre 1910 die Entdeckung geheimgehalten?«
»Man hatte in Paris sofort erkannt, daß man da auf ein neues Element gestoßen war, das Ähnlichkeiten mit Radium hatte«, erklärte Seagram. »Und da die Herstellung von einem Gramm Radium fünfzigtausend Dollar kostet, sah die französische Regierung eine Möglichkeit, das einzige bekannte Lager eines phantastisch wertvollen Elements abzubauen. Eine Unze Byzanium war nämlich 1910 bereits eine Million vierhunderttausend Dollar wert.«
Der Präsident stand auf und trat ans Fenster. »Was tat Brewster als nächstes?«
»Er gab seine Information ans Kriegsministerium weiter«, antwortete Seagram, während er das Aktenstück mit dem Geheimen Armee-Plan 371-990285 aufschlug. »Damals gab es ja auch schon einen Geheimdienst der Armee, und als die verantwortlichen Männer dort erkannten, was Brewster entdeckt hatte, da planten sie das größte Täuschungsmanöver des Jahrhunderts. Sie brachten Brewster dazu, der Societe des Mines zu verstehen zu geben, er habe sehr wohl den Wert der Erzproben erkannt und wolle eine eigene Firma zum Abbau des Byzaniums bilden. Inzwischen wußten die Franzosen bereits, daß Brewster sie mit einer falschen Ortsangabe getäuscht hatte. Ohne ihn kamen sie nicht an das Byzanium heran. Also blieb ihnen keine andere Wahl, als ihn zum Chefingenieur zu
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