Hebt die Titanic
sieht fast fabrikneu aus. Das gleiche gilt für das Kornett. Weit über achtzig Jahre am Meeresboden und in so glänzendem Zustand.«
»Hast du eine Erklärung dafür?« fragte Kemper.
»Zwei der fähigsten Ozeanographen von NUMA haben jetzt die Daten durch unsere Computer gejagt. Im Augenblick besteht die Theorie, daß verschiedene Faktoren zu der guten Beschaffenheit am Meeresboden liegender Gegenstände beitragen: Mangel an Meeresfauna und Flora in großen Tiefen, der schwache Salzgehalt des Bodenwassers, die Temperaturen dicht am Gefrierpunkt und ein niedriger Sauerstoffgehalt, der die Oxydation von Metall verlangsamt. Jeder einzelne oder all diese Faktoren könnten die Zerstörung eines Wracks tief am Meeresgrund verzögern. Wir werden mehr erfahren, falls es uns gelingt, die Titanic überhaupt ausfindig zu machen.«
Kemper sah seinen alten Freund an und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Also ich bin doch sicherlich nicht nur so zum Spaß in diese phantastische Geheimaffäre nebst ebenso phantastischen Theorien eingeweiht worden, Jim. Was wollt ihr nun eigentlich von mir?«
»Schutz«, antwortete Seagram, noch bevor Sandecker zum Sprechen ansetzen konnte. »Wenn die Sowjets erfahren, was wir vorhaben, werden sie fast alles versuchen, um das Byzanium an sich zu bringen.«
»Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen«, sagte Kemper mit Bestimmtheit. »Die Russen werden einen Gewaltakt auf unserer Seite des Atlantik kaum riskieren. Ihre Bergungsoperation der Titanic wird beschützt werden, Mr. Seagram. Das garantiere ich Ihnen.«
Sandecker sagte schnell: »Weil du gerade in so großzügiger Stimmung bist, Joe, möchte ich gleich noch fragen, ob du uns nicht die Modoc leihen könntest?«
»Die Modoc!« wiederholte Kemper und überlegte. »Ja, natürlich könntet ihr unser bestes Tiefsee-Bergungsschiff brauchen. Das kann ich mir denken.«
»Und die dazugehörige Mannschaft«, sagte Sandecker.
Kemper lächelte wieder. »Na gut, ihr habt mich gerade im richtigen Augenblick erwischt – und außerdem mit euren Argumenten überzeugt. Also, ihr bekommt die Modoc nebst Mannschaft und alle weiteren Männer und Ausrüstungen, die ihr sonst noch braucht.«
Seagram wirkte erleichtert und sehr zufrieden, als er sagte: »Das ist wirklich großzügig von Ihnen, Admiral. Ich danke Ihnen.«
»Ihr Projekt verdient jede Hilfe«, sagte Kemper. »Aber Sie wissen sicherlich auch, wie problematisch und riskant die Durchführung ist.«
»Darüber machen wir uns keine Illusionen«, antwortete Seagram.
»Was planen Sie als nächstes?«
Sandecker beantwortete diese Frage. »Wir senken Fernsehkameras hinunter, um das Wrack aufzuspüren und dessen Zustand zu prüfen.« Er machte eine vage Geste. »Das ist erst einmal unser wichtigstes Vorhaben.«
»Dann wünsche ich euch viel Glück«, sagte Admiral Kemper ernst. »Und ich glaube, wir können jetzt diese Vortäuschung einer Angelpartie aufgeben und wieder ans Ufer rudern.«
Pitt schloß Joshua Hays Brewsters Tagebuch und blickte über den Schreibtisch hinweg Mel Donner an. Sie saßen in dessen Büro in der Meta-Abteilung. »Das ist es also.«
»Die ganze ungeschminkte Wahrheit«, sagte Donner.
»Aber könnte das Byzanium nach all den Jahren unter Wasser nicht seine Konsistenz verändert haben?«
Donner zuckte mit den Schultern. »Wir wollen es nicht hoffen. Wegen Materialmangels hat man bisher nicht experimentiell erforschen können, wie Byzanium unter verschiedenen Bedingungen reagiert.«
»Dann ist es vielleicht wertlos geworden.«
»Sicherlich nicht, wenn es in der Panzerkammer der Titanic eingeschlossen liegt. Nach unseren Ermittlungen ist diese Panzerkammer wasserdicht.«
Pitt lehnte sich zurück und schüttelte skeptisch den Kopf. »Ein verdammt großes Risiko.«
»Das ist uns klar.«
»Die Bergungskosten der Titanic dürften astronomisch hoch sein«, gab Pitt zu bedenken.
»Nennen Sie eine Zahl.«
»Im Jahre 1974 hat der CIA über dreihundert Millionen Dollar nur dafür bezahlt, den Bug eines russischen U-Boots zu heben. Ich kann auch nicht annähernd schätzen, was die Bergung eines Passagierdampfers von sechsundvierzigtausend Tonnen aus mehr als dreieinhalbtausend Meter Tiefe kosten könnte.«
»Versuchen Sie es wenigstens.«
»Wer finanziert die Operation?«
»Die Meta-Abteilung regelt das«, antwortete Donner. »Sehen Sie mich als Ihren wohlwollenden Hausbankier an, dem Sie unbegrenzt kreditwürdig erscheinen. Machen Sie einen
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