Hebt die Titanic
undurchdringlich feste Mauer von Hunderten von Quadratmeilen Durchmesser bilden.« Seagram machte eine entschuldigende Geste. »Ich habe das absichtlich vereinfacht, und will Sie auch nicht mit den mathematischen und technologischen Einzelheiten der dafür erforderlichen Energien und Geräte langweilen. Aber den wesentlichen Wert dieses Projekts haben Sie bestimmt erkannt. Jede auf unser Land abgefeuerte feindliche Rakete würde an diesem gewaltigen Schutzwall von komprimierter Luft weit vor dem Zielgebiet zerschellen.«
»Das… könnte wirklich so funktionieren?« fragte Kemper zögernd.
»Ja, Admiral. Das steht fest. Inzwischen werden bereits die Anlagen konstruiert und installiert, die einen großen Raketenangriff verhindern können.«
»Das wäre ja dann die stärkste aller Waffen«, sagte Sandecker erregt.
»Das Projekt Sizilien ist keine Waffe. Es ist nur ein wissenschaftlich durchdachtes System zum Schutz unseres Landes.«
»Kaum vorstellbar«, sagte Kemper.
»Sie können das mit dem zehnmillionenfach verstärkten Knall vergleichen, den ein Düsenflugzeug beim Durchbrechen der Schallmauer erzeugt.«
Kemper schüttelte verständnislos den Kopf. »Aber würde diese gewaltige Schallenergie nicht alles auf dem Boden zerstören?«
»Nein. Die Energie ist in den Luftraum gerichtet und baut unterwegs erst ihr gewaltiges Kraftreservoir auf. In Höhe des Meeresspiegels wirkt das auf Lebewesen so harmlos wie fernes Donnergrollen.«
»Was hat das alles mit der Titanic zu tun?« fragte Kemper.
»Das Element zur Erzeugung dieser gewaltigen Schallenergien ist Byzanium. Und das ist der springende Punkt, Gentlemen. Denn der einzige in der Welt entdeckte Vorrat von Byzanium wurde im Jahre 1912 an Bord der Titanic in die Vereinigten Staaten verschifft.«
»Ich verstehe.« Kemper nickte nachdenklich. »Die Bergung des Schiffes ist notwendig, weil Sie das Erz an Bord zur Funktionsfähigkeit Ihres Abwehrsystems brauchen.«
Seagram nickte bestätigend. »Die Atomstruktur von Byzanium ist als einzige dafür geeignet. Wir haben die uns bekannten Eigenschaften von Byzanium als Datenmaterial in die Computer gefüttert und als Ergebnis eine Erfolgschance von dreißigtausend zu eins zu unseren Gunsten erhalten.«
»Aber warum wollen Sie das ganze Schiff heben lassen?« fragte Kemper. »Man müßte doch nur bestimmte Luken aufbrechen und das Byzanium herausholen.«
»Nur mit Sprengstoff könnten wir uns Eingang in den Frachtraum verschaffen. Das birgt die große Gefahr, daß dabei das Erz für immer zerstört wird. Der Präsident stimmt mit mir darin überein, daß die zusätzlichen Bergungskosten unwesentlich sind im Vergleich zu dem Risiko, das Erz zu verlieren.«
Kemper warf wieder seinen Schleppköder aus. »Sie sind ein optimistischer Denker, Mr. Seagram. Aber ist die Annahme nicht zu optimistisch, die Titanic könnte noch so gut erhalten sein, daß man sie im ganzen bergen kann? Nach fünfundsiebzig Jahren am Meeresgrund ist sie vielleicht nicht mehr als ein riesiger, verrosteter Schrotthaufen.«
»Meine Mitarbeiter haben da eine bestimmte Theorie entwickelt«, erklärte Sandecker, während er seinen Gerätekasten öffnete und einen Umschlag herauszog. »Schau dir diese Aufnahmen an.« Er reichte Kemper einige Fotos im Format von zehn mal zwölf Zentimeter.
»Das sind Aufnahmen unserer Tauchboote vom Meeresboden. Dies hier zum Beispiel ist ein im Grenzgebiet der Bermudas in zwölfhundert Meter Tiefe gefundener Kombüsenofen. Das nächste ist ein Automotorblock: in zweitausend Meter Tiefe bei den Aleuten fotografiert. Und hier ist ein Flugzeug aus dem 2. Weltkrieg, eine Grumman F4F, die in dreitausend Meter Tiefe nahe bei Island gefunden wurde. Alle anderen Funde lassen sich nicht datieren. Aber von diesem Flugzeug wissen wir, daß ein Leutnant Strauss es am 17. März 1946 wegen Treibstoffmangel verlassen mußte.«
Kemper musterte erstaunt das nächste Foto. »Was soll denn das sein?«
»Ein Kornett«, sagte Sandecker und beschrieb die Umstände der Bergung und Identifizierung des Instruments. »Wie du siehst, ist das Instrument sehr gut erhalten und konnte daher von dem Fachmann so ausgezeichnet restauriert werden. Das hat uns überhaupt erst auf die Idee gebracht.«
»Auf welche Idee?« fragte Kemper.
»Die Grumman F4F besteht zu neunzig Prozent aus Aluminium, und wie du ja weißt, wirkt Salzwasser sehr zerstörerisch auf Aluminium. Aber dieses seit über vierzig Jahren auf dem Meeresgrund liegende Flugzeug
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