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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Lage?« fragte Sandecker.
    »Im Augenblick gut. Sobald die Pumpen arbeiten, müßte die Schlagseite sich beseitigen lassen.«
»Wo ist Pitt?«
    »In der Sporthalle.« Gunn deutete auf eine Außenwand, in die man mit dem Schneidbrenner einen Einstieg geschnitten hatte. »Dort hindurch.«
    Der Raum war etwa fünf Meter breit und zwölf Meter lang. Mehrere Männer verrichteten dort verschiedene Arbeiten, ohne auch nur noch einen Blick auf die Ansammlung wunderlicher und antiquierter Gerätschaften zu werfen, die auf dem einst farbenprächtigen Linoleumboden montiert waren. Es gab da verzierte Rudermaschinen; montierte Fahrräder, die mit einer großen, runden Meßuhr für zurückgelegte Entfernungen verbunden waren; einige mechanische Pferde mit verrottenden Ledersätteln; und ein Gebilde, das Sandecker mit einiger Verwunderung für ein mechanisches Kamel hielt. Wie er später feststellte, war es tatsächlich eines. Die Bergungsmannschaft hatte den Raum bereits mit einer Radioanlage, drei Generatoren mit Benzinantrieb zur Stromerzeugung und Atelierleuchten ausgestattet. Da die kleine Sporthalle gleichzeitig als Arbeits­und Wohnraum dienen sollte, waren außer einer winzigen Küche zusammenklappbare Tische und Stühle aus Aluminium und Feldbetten aufgestellt. Pitt stand mit Drummer und Spencer über einen Tisch gebeugt, als Sandecker herantrat.
    »Willkommen auf der Big T, Admiral«, sagte Pitt mit jenem Sonntagslächeln, das heute alle zeigten. »Wie geht es Merker, Kiel und Chavez?«
    »Sie haben sich im Krankenrevier der Capricorn schon so gut erholt, daß sie Dr. Bailey bitten, sie doch wieder dienstfähig zu schreiben. Natürlich läßt sich der Doc nicht darauf ein, weil er sie mindestens noch vierundzwanzig Stunden unter Beobachtung halten will.«
    Sandecker hielt inne und rümpfte die Nase. »Was ist denn das für ein Geruch?«
    »Moder«, erklärte Drummer. »Jeder Winkel und jede Ritze sind voll davon. Man kann dem nicht entgehen. Es wird nicht lange dauern, bis die in dem Wrack heraufbeförderten toten Exemplare von Tiefseefauna zu stinken anfangen.«
    Sandecker machte eine umfassende Geste durch den Raum. »Ihr habt euch das hier ganz nett eingerichtet«, sagte er. »Aber warum hier und nicht im Raum auf der Kommandobrücke?«
    »Ein Traditionsbruch aus praktischen Gründen«, erklärte Pitt. »Auf einem toten Schiff erfüllt die Kommandobrücke keine nützliche Funktion mehr. Die Sporthalle liegt im übrigen so günstig mittschiffs, daß wir Bug und Heck bequem erreichen. Der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des 1.-Klasse-Salons ist auch nahe. Je näher unser Material lagert, desto schneller können wir arbeiten.«
    An der Vorderwand der Halle hatte min pietätvoll ein Tuch über ein Skelett gebreitet, dessen Zehenknochen nicht ganz bedeckt waren. Sandecker ging langsam hinüber, und Pitt folgte ihm.
    »Wer mag wohl dieser arme Teufel gewesen sein?« sagte Sandecker, während er behutsam das Tuch lüftete. »Das werden wir wahrscheinlich nie erfahren«, antwortete Pitt. »Alle Gebißabdrücke des Jahres 1912 sind zweifellos inzwischen längst vernichtet worden.«
    Sandecker beugte sich tiefer hinab und musterte die Beckenknochen. »Mein Gott, das war ja eine Frau.«
    »Entweder eine 1.-Klasse-Passagierin, die hier den Tod erwarten wollte, oder eine Frau aus dem Zwischendeck, die das Bootsdeck erst erreicht hat, als alle Rettungsboote bereits im Wasser waren.«
    »Habt ihr noch andere Leichen gefunden?«
    »Für sorgfältige Erkundungen hatten wir noch keine Zeit«, antwortete Pitt. »Aber einer von Spencers Männern hat ein Skelett eingeklemmt beim Kamin im Salon entdeckt.«
    Sandecker deutete mit dem Kopf auf eine Türöffnung. »Was liegt dahinter?«
    »Die Tür führt zur Haupttreppe.«
»Schauen wir uns das einmal an.«
    Sie traten auf den Treppenabsatz über der Diele des A-Decks und schauten hinunter. Einige verrottete Sessel und Sofas lagen wirr auf der breiten Treppenfront verstreut. Die schwungvoll gedrechselten Treppengeländer waren fast unbeschädigt, und die Zeiger der großen Bronzeuhr über dem unteren Treppenabsatz waren auf 2 Uhr 21 stehengeblieben. Die beiden schritten schweigend die mit einer verkrusteten Schlammschicht überzogenen Stufen hinab und betraten einen der Gänge, die zu den Luxuskabinen führten. Die Dämmerung hier unten schuf eine gespenstische Atmosphäre. Die meisten Türen standen offen, aber sie konnten in der Dunkelheit nur die Umrisse umgestürzter Möbel und

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