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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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habt freie Bahn bis zur Bilge hinunter. Ist das klar?«
    Es war allen klar.
    Die bedrückte Stimmung wich sofort emsiger Geschäftigkeit, als die Männer mit Schneidbrennern und tragbaren Stromaggregaten hinauseilten. Zwei Stunden später beförderten die ratternden Dieselpumpen bereits achttausend Liter pro Minute über die Steuerbordseite hinunter in die Wogen, die bereits vom näherkommenden Hurrikan aufgewühlt wurden.
55
    Man hatte den Hurrikan ›Amanda‹ genannt, und die üblichen Schiffsrouten, die den vorausberechneten Weg des Wirbelsturms kreuzten, waren an diesem Nachmittag fast leer, weil die meisten Schiffe nach Empfang der Sturmwarnung aus Tampa rechtzeitig ihre Kurse geändert hatten. In der Sturmwarnungszentrale von NUMA eilten Dr. Prescott und seine Meteorologen zwischen der riesigen Wandkarte und den Computern hin und her, um aus den neuesten Meßdaten sofort eine mögliche Kursänderung des Hurrikans ›Amanda‹ aufzuzeichnen. Die Abweichung von Prescotts ursprünglicher Voraussage betrug bisher nicht mehr als einhundertfünfundsiebzig Seemeilen.
    Einer seiner Mitarbeiter kam und reichte ihm ein Blatt Papier. »Hier ist ein Bericht des Aufklärungsflugzeugs der Küstenwache, das ins Sturmzentrum eingedrungen ist.« Prescott nahm den Bericht und las Teile davon laut vor. »Sturmzentrum etwa zweiundzwanzig Meilen Durchmesser. Vorwärtsbewegung auf vierzig Knoten beschleunigt. Windstärke einhundertundachtzig plus…« Seine Stimme erstarb.
    Die Assistentin sah ihn erschrocken an. »Ein Sturm von hundertachtzig Meilen Geschwindigkeit?«
    »Und noch mehr«, murmelte Prescott. »Ich bedaure jedes Schiff, das in diesen Sturm gerät.«
    Plötzlich weiteten sich seine Augen vor Schreck, und er eilte an die Wandkarte. Sein Gesicht wurde aschfahl. »Um Gottes willen – die Titanic!« Er markierte eine Stelle dicht unterhalb der Großen Neufundlandbänke. »Es wurde ja vor kurzem gemeldet«, sagte er wie in verzweifeltem Selbstgespräch. »Dort hat man das Schiff geborgen.« Im nächsten Moment rannte er zu seinem Schreibtisch zurück, griff nach dem Telefonhörer und rief: »Geben Sie mir sofort eine Direktverbindung zu unserem Hauptquartier in Washington. Ich muß unbedingt jemanden sprechen, der mit dem Bergungsprojekt Titanic zu tun hat.«
    Während er auf die Verbindung wartete, spähte er über den Brillenrand hinweg zu der Markierung, die er selbst auf die Wandkarte gezeichnet hatte. »Bleibt nur noch die Hoffnung, daß die armen Kerle einen ungewöhnlich begabten Meteorologen an Bord haben«, sagte er halblaut vor sich hin. »Sonst werden sie morgen um diese Zeit erfahren, wie mitleidlos grausam ein Sturm auf dem Meer sein kann.«
    Farquar musterte aus übermüdeten Augen die vor ihm auf dem Tisch liegenden Wetterkarten.
    Er prüfte noch einmal seine Berechnungen und wurde dabei von Sekunde zu Sekunde nervöser. Sehr bald wurde ihm klar, daß er bei der Berechnung der Hurrikanfährte einen fatalen Fehler gemacht hatte. Der Wirbelsturm war nicht nach Kap Hatteras abgeschwenkt, wie er es vorausgesagt hatte. Eine Hochdruckzone längs der Ostküste hatte den Hurrikan auf nördlichen Kurs über den Ozean gedrängt. Die Sturmgeschwindigkeit hatte sich dabei zu allem Überfluß auch noch beschleunigt, und Hurrikan ›Amanda‹ strebte wie eine unabwendbare Naturkatastrophe auf die Position der Titanic und der Bergungsschiffe zu.
    Farquar hatte die Entstehung des Hurrikans auf den Satellitenfotos beobachtet und die Meldungen der Sturmwarnungszentrale in Tampa gehört. Aber in all den Jahren als Wetterbeobachter war ihm noch nie ein Phänomen dieser Art begegnet: ein Hurrikan im Mai, der sich mit ungeahnter Schnelligkeit zu einer blindwütig zerstörerischen Naturgewalt über dem Meer entwickelt hatte.
    Für Farquar gab es jetzt keinen Zweifel mehr. Er griff nach dem Telefonhörer, um seine Warnung an die provisorische Kommandozentrale an Bord der Titanic weiterzugeben.
56
    Die beiden Bergungsschlepper Thomas J. Morse und Samuel R. Wallace der US Navy tauchten kurz vor fünfzehn Uhr am Horizont auf und umkreisten jetzt langsam die Titanic.
    Angesichts der riesigen Größe und gespenstischen Atmosphäre des Totenschiffs spürten die Mannschaften der Schleppschiffe die gleiche Art von ehrfürchtiger Scheu und Faszination wie am Tage zuvor die Bergungsmannschaften von NUMA und die Berichterstatter der Massenmedien.
    Nach einer halben Stunde der Besichtigung schwenkten die beiden Schlepper parallel zum Wrack

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