Hebt die Titanic
finden.«
»Etwa Sie, Leutnant?«
»Nein, dazu wäre es wohl zu spät.«
»Da haben Sie recht.« Sloyuk musterte den Leutnant mit verächtlicher Kälte. »Hauptmann Prevlov wird weiterhin das Kommandounternehmen leiten.«
»Aber er ist doch nicht vertrauenswürdig«, sagte Marganin beschwörend. »Sie haben die Beweise gesehen, Admiral –«
»Ich habe nichts gesehen, das nicht entweder eine Fälschung sein könnte, oder das Sie sich womöglich auf unvorschriftsmäßige Weise heimlich selbst beschafft haben, Leutnant Marganin« unterbrach ihn der Admiral schneidend scharf. »Im Augenblick habe ich den Eindruck, daß Sie sehr ehrgeizig sind und mit der nicht ganz unbekannten Methode arbeiten, einen Vorgesetzten zu Fall zu bringen, um selbst befördert zu werden.«
»Aber, Admiral, ich schwöre Ihnen –«
»Schwören Sie lieber nichts!« sagte der Admiral abweisend hart. »Ich persönlich bin immer noch davon überzeugt, daß in drei Tagen das Byzanium sicher an Bord eines unserer Schiffe sein wird. Das dürfte Hauptmann Prevlovs Treue und Ihr Intrigantentum beweisen. Und jetzt gehen Sie, Leutnant.«
Wortlos und im Bewußtsein, sich mit seiner Intrige selbst sehr verdächtig gemacht zu haben, verließ Leutnant Marganin die Diensträume des Admirals. Im Augenblick war er nichts als ein verratener Verräter. Er hatte geglaubt, mit seinem Manöver Prevlov aus dem Wege räumen zu können, und jetzt mußte er befürchten, daß seine eigene Doppelrolle durchschaut wurde.
51
Die Titanic trieb unmerklich langsam in der Strömung dahin: ein Totenschiff, das in die Welt der Lebenden zurückgekehrt war.
Inzwischen hatte man den Kompaßturm auf dem Oberdeck über dem 1.-Klasse-Salon als Landeplatz für den Hubschrauber freigeräumt. Männer und Geräte aller Art wurden jetzt in stetiger Folge an Bord geschafft. Die erste und schwierigste Aufgabe war die Beseitigung der Schlagseite. Dann mußte das Wrack für das lange Schleppmanöver zum Hafen von New York vorbereitet werden.
Pitt war als einer der ersten an Bord gekommen. Er ging langsam über das leere Bootsdeck und mußte unwillkürlich an jene langen Minuten der nächtlichen Panik denken, als sich hier auf dem sinkenden Schiff so grausige und tragische Szenen abgespielt hatten. Er kam an den leeren Davits von Rettungsboot Nummer 6 vorbei das einer Mrs. J. J. Brown aus Denver später zu dem Ruhm verhelfen hatte, die »Unsinkbare Molly Brown« zu sein. Als er den Eingang der großen Haupttreppe passierte, erinnerte er sich wieder an den Kornettisten Graham Parley und die Schiffskapelle, die hier bis zum bitteren Ende in einer makabren Vortäuschung von Optimismus aufgespielt hatten. Schließlich kam Pitt an jener Stelle vorbei, wo der Millionär Benjamin Guggenheim und sein Sekretär in stoischer Ruhe in Abendkleidung gestanden hatten, um als echte Gentlemen zu sterben.
Pitt brauchte fast eine Viertelstunde, um das Fahrstuhlgehäuse am äußersten Ende des Bootsdecks zu erreichen. Er kletterte über die Reling und sprang auf das Promenadendeck hinunter. Hier fand er den Heckmast, der wie ein Stumpf von den verrotteten Planken bis zu der Stelle emporragte, wo ihn der Unterwasser-Schneidbrenner der Sea Slug in zweieinhalb Meter Höhe gekappt hatte.
Pitt griff in seine Jacke und zog das eine Päckchen hervor, das Kommodore Bigalow ihm unter anderem anvertraut hatte. Behutsam wickelte er es aus. Er hatte vergessen, eine Schnur mitzubringen, und mußte mit dem Bindfaden des Päckchens improvisieren. Als er fertig war, trat er zurück und blickte zu dem Stumpf des einst so hohen Mastes und seiner provisorischen Handwerksarbeit hinauf.
Der rote Wimpel der White-Star-Linie, den Bigalow vor so langer Zeit aus der Halterung gerissen hatte, flatterte wieder stolz über der unsinkbaren Titanic.
52
Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne glitzerten gerade über die östliche Horizontlinie, als Sandecker aus der Kabine des Hubschraubers sprang. Er hielt seine Kappe unter dem Windwirbel des Rotors fest. Schnell installierte Scheinwerfer überstrahlten immer noch die Aufbauten des Wracks und die teilweise bereits zusammengesetzten Geräte und Maschinen.
Pitt hatte mit seiner Mannschaft die ganze Nacht geschuftet, um die nächste Phase der Bergung einzuleiten. Rudi Gunn begrüßte ihn unter einem rostigen Ventilator. »Willkommen an Bord der Titanic, Admiral«, sagte er grinsend. Überhaupt schienen alle Mitglieder der Bergungsmannschaft heute morgen zu grinsen.
»Wie ist die
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