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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ein, und die Maschinen wurden gestoppt. Die Beiboote wurden zu Wasser gelassen, und die Kapitäne fuhren an die Titanic heran und kletterten an einer hastig heruntergelassenen Bordleiter auf das Schutzdeck. Kapitänleutnant George Uphill von der Morse war ein kleiner untersetzter Mann, dessen gerötetes Gesicht ein mächtiger Bismarck-Schnurrbart zierte.
    Korvettenkapitän Scotty Butera von der Wallace, der einen schwarzen Kinnbart trug, stieß mit seinen ein Meter fünfundneunzig beinahe an die Decke. Man sah auf den ersten Blick, daß beide keine geschniegelten Flottenoffiziere waren, sondern tatkräftige und erfahrene Bergungsmänner.
    »Sie können sich gar nicht vorstellen, Gentlemen, wie froh wir über Ihr Kommen sind«, sagte Gunn beim begrüßenden Händeschütteln. »Admiral Sandecker und Mr. Dirk Pitt, unser Leiter für Sonderaufgaben, erwarten Sie in unserem provisorischen Kommandoraum.«
    Die Schlepperkapitäne stiegen hinter Gunn die Treppe hinauf und folgten ihm übers Bootsdeck in die ehemalige Sporthalle. »Es ist wirklich unglaublich«, sagte Uphill nach der üblichen Vorstellungszeremonie. »Nie im Leben hätte ich mir träumen lassen, einmal über die Decks der Titanic zu gehen.«
    »Das ist wirklich ein grandioses Erlebnis«, bestätigte Butera.
    »Wir würden gern einen längeren Besichtigungsrundgang mit Ihnen machen«, sagte Pitt bedauernd, »aber die Zeit drängt.«
    Admiral Sandecker führte sie an einen langen Tisch, der mit Wetterkarten, Diagrammen und Seekarten bedeckt war. »Unsere größte Sorge ist im Moment das Wetter«, erklärte er. »Unser Meteorologe Farquar an Bord der Capricorn warnt uns vor einem Hurrikan, der bereits mit Windstärke zehn auf der Beaufort-Skala Kurs auf unser Gebiet nimmt.«
    »Windstärke zehn?« wiederholte Uphill. »Und wann soll dieser Hurrikan angeblich unser Gebiet erreichen?«
    »Wenn nicht ein Wunder geschieht, und Hurrikan ›Amanda‹ plötzlich nach Westen abdreht, dürften wir morgen um diese Zeit im Vorderquadrant des Sturms sein«, erklärte Pitt.
    Sandecker musterte die beiden Schlepperkapitäne mit getarnter Schlauheit. »Sie scheinen Ihre Fahrt umsonst gemacht zu haben, Gentlemen. Gehen Sie lieber auf Ihre Schiffe zurück und bringen Sie die in Sicherheit.«
    »Wir sollen einfach wieder abziehen?« rief Uphill. »Wo wir gerade erst angekommen sind!«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Butera und sah Sandecker an. »Die Morse und die Wallace könnten im Notfall einen Flugzeugträger bei stärkstem Sturm durch einen Sumpf ziehen. Sie sind für ungünstige Wetterbedingungen konstruiert. Wenn wir die Titanic in Schlepptau nehmen können, hat sie eine Chance, den Sturm zu überstehen.«
    »Ein Schiff von fünfundvierzigtausend Tonnen mitten durch einen Hurrikan schleppen?« sagte Sandecker skeptisch. »Das kommt mir etwas prahlerisch vor.«
    »Es ist aber keine Prahlerei«, widersprach Butera ernst. »Wenn wir das Heck der Morse mit dem Bug der Wallace per Kabel verbinden, können wir mit vereinten Kräften die Titanic in der gleichen Art schleppen wie zwei Lokomotiven als Tandem einen überlangen Zug von Güterwagen.«
    »Und wir können das noch bei einem Wellengang von neun Metern mit einer Geschwindigkeit von fünf bis sechs Knoten«, ergänzte Uphill.
    Sandecker machte sein berühmtes Pokergesicht und ließ die beiden Schlepperkapitäne weitersprechen.
    »Das da draußen sind keine üblichen Hafenschlepper, Admiral«, erklärte Butera fast beleidigt. »Das sind Tiefsee-Rettungsschlepper von fünfundsiebzig Meter und mit Fünftausend-PS-Dieselmotoren. Jedes der Schiffe kann zwanzigtausend Tonnen totes Gewicht über zweitausend Meilen mit zehn Knoten Geschwindigkeit schleppen, ohne Treibstoff nachtanken zu müssen. Wenn überhaupt Schleppdampfer die Titanic durch einen Hurrikan ziehen können, dann unsere.«
    »Ihr Enthusiasmus klingt zwar ansteckend«, sagte Sandecker. »Aber ist das Risiko für Sie und Ihre Mannschaften nicht zu groß?«
    »Das nehmen wir auf uns«, sagte Butera entschlossen. »Außerdem habe ich von Admiral Kemper den ausdrücklichen Befehl, die Titanic nach New York zu schaffen. Da ich keine Lust habe, mich vorzeitig in den Ruhestand versetzen zu lassen, werde ich diesen Befehl ausführen.«
    »Wenn es so ist, muß ich wohl oder übel zustimmen«, sagte Sandecker, und es war ihm deutlich anzumerken, daß die Diskussion genau den von ihm erwünschten Verlauf genommen hatte. »Okay, Gentlemen, Sie übernehmen die Verantwortung«,

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