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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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nehme ich an?«
    »Jawohl, Sir«, antwortete Bascom. »Das Kabel hat nämlich einen Durchmesser von zehn Zoll und wiegt pro zwanzig Meter etwa eine Tonne. Bei kleineren Wracks kann man mit Menschenkraft und Hilfstauen arbeiten, aber das wäre in diesem Falle ohne eine elektrische Winde unmöglich.« Auch mit Hilfe des Hubschraubers hatten Bascom und seine beiden Helfer alle Mühe, das Kabel auf dem Vorderdeck in einer eigens dafür vielfach verstärkten Halterung zu verankern. Von dem Augenblick, als Hubschrauberpilot Sturgis das Kabel geschickt und behutsam in die Halterung an Deck manövriert hatte, bis zu Bascoms Handsignal zu den Männern am Heck der Wallace hinunter waren nur fünfzig Minuten vergangen. Das Handzeichen bedeutete, daß die Verbindung hergestellt war.
    Butera beantwortete das Signal mit einem kurzen Sirenenton und befahl zum Maschinenraum hinunter »Langsame Fahrt voraus«, während Uphill an Bord der Morse das gleiche Signal und den gleichen Befehl gab. Die beiden Schlepper setzten sich in Bewegung: die Morse dreihundert Meter vor der Wallace an dem Leitkabel. Gleichzeitig wurde aus dem Heckgehäuse der Wallace das Schleppkabel langsam ausgelassen, bis die Titanic fast fünfhundert Meter zurücklag. Dann hob Butera die Hand, die Männer auf dem Achterdeck der Wallace bremsten vorsichtig die gewaltige Schleppwinde, und das Kabel begann sich – zuerst fast unmerklich – zu spannen.
    Aus der riesigen Höhe der Titanic wirkten die Schlepper wie winzige Spielzeugboote, die über hohe Wogenkämme geschwemmt wurden und im nächsten Moment bis zu ihren Positionslichtern an den Masten in einem tiefen Wellental verschwanden. Es erschien unmöglich, daß diese kleinen Boote über fünfundvierzigtausend Tonnen totes Gewicht bewegen könnten. Doch die vereinten Kräfte von zehntausend PS begannen sich bemerkbar zu machen, als ein erster schmaler Schaumstreifen an der verblichenen Wasserlinie der Titanic verriet, daß das gigantische Wrack in Fahrt kam. Sie kam nur sehr langsam voran und New York war noch zwölfhundert Meilen entfernt –, aber sie setzte die Fahrt endlich dort fort, wo sie sie in jener kalten Nacht des Jahres 1912 unterbrochen hatte. Zum zweiten Mal nahm die Titanic Kurs auf ihren Bestimmungshafen.
    Über dem südlichen Horizont stiegen düstere Wolkenbänke empor und breiteten sich aus. Es war eine Hurrikanwand, die vor Pitts Augen immer höher ragte und näherrückte und die wogende See bleigrau färbte. Er bemerkte, daß die Seemöwen, die noch vor wenigen Stunden die Bergungsflotte umschwärmt hatten, verschwunden waren. Nur der Anblick der Juneau fünfhundert Meter entfernt auf Parallelkurs – vermittelte ein tröstliches Gefühl von Sicherheit.
    Pitt warf einen Blick auf seine Uhr und schaute noch einmal über die Backbordreling, bevor er langsam auf den Eingang der ehemaligen Sporthalle zuging. Sandecker und Gunn waren an den Radiogeräten und ließen sich von Farquar im Kommandoraum der Capricorn die neuesten Meßdaten über den Hurrikan ›Amanda‹ durchgeben. Die anderen standen im Halbkreis um einen kleinen und erbärmlich wirkungslosen Ölofen. Als Pitt eintrat, blickten alle erwartungsvoll hoch. Für kurze Zeit belebte nur das Summen der Generatoren die unnatürliche Stille.
    Dann begann Pitt zu sprechen, und in seiner Stimme vibrierte eine verhaltene Erregung mit.
    »Die Lage ist ganz klar«, sagte er. »In wenigen Minuten wird Leutnant Sturgis mit seinem Hubschrauber hier zum letztenmal landen, bevor der Sturm losbricht. Keiner von uns weiß, ob die Titanic diesen Sturm überleben kann. Ich würde es daher keinem verübeln, wenn er das Wrack verläßt. Giordino und ich bleiben hier. Aber ich halte es für ein verrücktes Risiko, noch weitere Leben aufs Spiel zu setzen.«
    »Darf ich mal rekonstruieren, ob ich das richtig verstanden habe, Mr. Dirk Pitt«, sagte Drummer mit einem unüberhörbaren Beiklang von drohendem Hohn in der Stimme. »Wir anderen sollen also die mühselige Arbeit vieler Monate einfach vergessen, in den Hubschrauber klettern und uns in der Capricorn verstecken, bis der Sturm vorüber ist. Stimmt das?«
    »Das war mein Vorschlag, Drummer«, sagte Pitt ruhig.
    »Zum Teufel mit deinem Vorschlag?« rief Drummer empört. »Wir sind keine Ratten, die das sinkende Schiff verlassen!«
    »Er hat recht, Dirk«, sagte Spencer etwas ruhiger, aber sehr vorwurfsvoll. »Du kannst so etwas nicht von uns verlangen. Außerdem brauchst du mindestens vier Männer zur

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