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Heerführer der Finsternis

Heerführer der Finsternis

Titel: Heerführer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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änderte nichts an der Tatsache, daß er nur ein einfacher Krieger aus den Wildländern war. Er wußte zu wenig von der Welt. Er wußte nur, daß er auf der rechten Seite stand und daß es sich lohnte, mit allen Kräften zu kämpfen und sein Leben zu wagen.
    In diesen Tagen voller Zweifel und Unruhe füllte Thonensens Plan, den legendenumwobenen Nordstern zu suchen, alle mit neuem Tatendrang.
    Burra, die Amazone, zweifelte nicht daran, daß es ihn gab. Schließlich gab es auch den Hexenstern der Südwelt.
    Sie hatte am meisten unter der Unentschlossenheit der Gruppe gelitten. Sie war ihr Leben lang zum Kämpfen und Handeln erzogen worden. Sie haßte Probleme, die nicht mit zwei guten Schwertern zu lösen waren. Ihre wilde Romanze mit dem Sasgenführer Rujden war auf einem Tiefpunkt angelangt. Viel dazu beitrug die in ihren Augen trostlose Lebensart der Sasgenfrauen, die nur dazu da zu sein schienen, möglichst viele Kinder zu gebären, vorzugsweise männliche.
    Daß Rujden das so vollkommen natürlich fand, was es für das Überleben der Sasgen ja auch war, ließ sie gelegentlich zu einer wahren Furie werden, und Rujden hatte seine liebe Not mit ihr.
    Als er sah, daß auch Burra Thonensens Plan gefiel, versuchte er mit allen Mitteln, sie zu halten. Als das mißlang, verkündete er schließlich seinen Entschluß, sich den Gefährten anzuschließen, und ein halbes Dutzend seiner Getreuen mit ihm. Die Entscheidung, zu neuen Kämpfen aufzubrechen, fiel ihm nicht schwer. Das Grinsen der Gefährten über seine wahren Gründe setzte ihm allerdings mächtig zu.
    Es gab kaum einen unter den Gefährten, der nicht von der erstaunlichen Leidenschaftlichkeit der sasgischen Mädchen schwärmte, deren Gefühle der lange Eislander Winter offenbar nicht zu gefrieren vermochte. Die meisten, die alt genug waren, hatten auf junge Männer gewartet, die nicht zurückkehrten, als der Tod in diesem Jahr so reiche Ernte unter den Sasgen hielt. Ihre Hütten würden leer stehen für viele Sommer und Winter. Sie waren auf ein wenig Feuer aus, das sie warmhalten würde in den kommenden Jahren.
    Der Winter ging zu Ende, als die Gefährten aufbrachen. Ihr Ziel war Kelvanga, ein Landstrich im Landesinnern, den kaum ein Fremder je besucht hatte, denn die Sasgen und eine Reihe anderer Stämme der Eislander machten mit Fremden, die sich in ihr Land wagten, üblicherweise wenig Federlesens.
    In der unwirtlichen Landschaft, deren dicke Schneedecke erst mit Sommerbeginn schmelzen würde, dauerte der Marsch mehr als einen Mond, bis sie Kykonen erreichten, eine jener asgnorjischen Siedlungen, in denen der Rat periodisch zusammenkam.
    Im Gegensatz zu den übrigen Eislander Völkern und zu den meisten Völkern und Stämmen Gorgans waren die Asgnorjen ein Volk, das körperliche Gewalt als etwas Niederes ansah. Als hätte sich diese Einstellung in ihrer äußeren Erscheinung niedergeschlagen, waren sie große, schlanke Menschen. Sie wirkten zerbrechlich, schritten langsam, kleideten sich in priesterähnliche Kutten, die mit allerlei symbolischem Zierrat versehen waren, und pelzbesetzte Umhänge und Mützen.
    Männer wie Frauen hatten bis auf die Schulter oder gar bis auf die Hüfte hinabreichendes, fast weißes Haar. Die Männer trugen Bärte von wallender Länge, was die Schmalheit ihrer Gesichter noch betonte. Ihre Nasen waren von auffälliger Größe, und ihre Augen waren allesamt Schattierungen von Rot.
    Keiner trug eine Waffe.
    Sie bedachten die Ankömmlinge mit freundlichen Blicken. Sie waren erstaunt, aber nicht aufgeregt. Daß Sasgen und gar einer der Ihren bei den Fremden waren, ließ den kriegerischen Aufmarsch für sie wohl ungefährlich genug erscheinen. Thonensen grüßten sie ehrerbietig.
    Sie wohnten in niedrigen steinernen Häusern, die mit Stämmen gedeckt waren, worauf eine Schicht Lehm und ein wenig Erde lagen. Darauf wuchs während des kurzen Sommers Gras. Im Winter fiel der Schnee so hoch, daß die Häuser darunter verschwanden. Die Asgnorjen bauten auf den Dächern ihrer Häuser ein Stockwerk aus Eis und Schnee.
    Die Schmelze hatte bereits begonnen, als Nottrs Gruppe eintraf. Die Ansiedlung sah aus, als hätten Eroberer Ruinen zurückgelassen. Aber die Wege waren gepflegt. Ein großes Feuer brannte zwischen den Häusern in einer riesigen Mulde. Eine Schar Kinder verschiedenen Alters war damit beschäftigt, es zu unterhalten. Mehrere Kessel hingen darüber an eisernen Stangen.
    Die Kinder musterten die Ankömmlinge mit großen, neugierigen

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