Hei hei er und dann
nicht liebte. Einen Mann, der fast fünfzehn Jahre älter war als sie. Einen Mann, den sie kaum kannte.
Noch einmal zog sie am Saum ihres Minikleides. Es war kein anderer Wagen in Sicht. Sie blickte über die Schulter in die endlose Weite hinter sich. Es konnte nicht schlimmer sein als das, was die Zukunft für sie bereithielt.
In einem Monat wären die Träume von einer glücklichen Ehe Vergangenheit. Aber sie wollte – nein, sie brauchte – einige Erinnerungen, die sie in den kalten Nächten warm hielten. Sie würde nie erleben, was ihre Eltern miteinander erfahren hatten – eine große Liebe, auch wenn sie oft zu Lasten der einzigen Tochter ging. Aber sie wollte zumindest einmal in ihrem Leben leidenschaftlichen Sex erleben, bevor sie vor den Traualtar trat.
Erst jetzt wurde Samantha bewusst, dass sie die letzten neunundzwanzig Jahre einzig damit verbracht hatte, alles zu tun, um die Liebe ihrer Eltern zu gewinnen. Eine vergebliche Mühe. Natürlich wurde sie von ihren Eltern geliebt, aber nicht genug. Sie waren zu sehr mit sich selbst und ihrer Liebe zueinander beschäftigt gewesen, als dass noch Platz für ein Kind gewesen wäre.
Als sie ihrer sterbenden Mutter versprach, sich um den Vater zu kümmern, hatte sie das erste Mal das Gefühl, wirklich zu dieser Familie zu gehören. Ihre Mutter hatte etwas von ihr verlangt, und sie hatte es freiwillig und bedingungslos gegeben. Sie hatte damals nur nicht geahnt, wie sehr ein einziges Versprechen ihr ganzes Leben beeinflussen konnte. Mit ihrem Vater, einem Börsenmakler, war es nach dem Tod seiner Frau bergab gegangen. Als trauernder Witwer hatte er seine Geschäfte vernachlässigt.
Um die Verluste auszugleichen, hatte er für seine Kundenschließlich riskante Abschlüsse getätigt, in der Hoffnung, schnelle Gewinne zu erzielen. Es hatte jedoch nicht geklappt. Das Schlimmste daran war, dass er auch eigenes Kapital investiert und sich so hoch verschuldet hatte, dass seine Zukunft bedroht war. Und da es in Samanthas Macht stand, die Dinge zu regeln, war sie bereit dazu.
Tom, ihr neuer Chef und wohlhabender Freund ihres Vaters aus dem Country Club, hatte eine Lösung angeboten. Man könnte es auch Bestechung nennen, dachte Samantha. Er würde die Gläubiger ihres Vaters bezahlen und bekam im Gegenzug eine hübsche, junge Frau und perfekte Gastgeberin, die er wie eine Trophäe vorzeigen konnte. Jede gut aussehende Frau hätte diese Rolle übernehmen können, aber Samantha besaß noch einen weiteren Vorteil. Sie verstand etwas von seinem Geschäft und wusste sowohl mit seinen Kunden als auch mit seinen Konkurrenten umzugehen. Mit ihr an seiner Seite konnte er sich die Mühe und Zeit ersparen, geistlose Frauen zu hofieren, die sich darum rissen, die Frau eines reichen Mannes zu werden. Seine Worte, nicht ihre.
Die letzten Stunden ihrer Freiheit vergingen wie im Flug, und der Traum von einem erotischen Abenteuer mit einem Fremden war in greifbare Nähe gerückt. Mit Hilfe ihrer Ersparnisse hatte sie alles vorbereitet. Hemmungslos hatte sie Geld für Kleidung, Dessous und den luxuriösen Leihwagen ausgegeben, der jetzt nutzlos in der Wüste stand.
Sie warf einen wütenden Blick auf das Fahrzeug. Wenn sie eine zügellose, leidenschaftliche Affäre mit dem begehrenswertesten Fremden haben wollte, den sie finden konnte, musste sie zunächst einmal ihren Zielort erreichen.
Sie legte eine Hand über die Augen, um sich vor der Sonne zu schützen, und schaute den Highway entlang, der durch die Wüste führte. Falls man diese verdammte Straße überhaupt Highway nennen konnte. Vor oder zurück, überlegte sie.
Wenn sie sich recht erinnerte, lag etwa eine Meile hinter ihr eine Art Ranch.
Eine leichte Brise kam auf, als die Sonne weiter hinter den Bergen verschwand. Samantha zitterte und bekam eine Gänsehaut. Schnellen Schrittes ging sie voran und kämpfte gegen das Schuldbewusstsein an, das sie jedes Mal überkam, wenn sie über ihren Plan nachdachte. Wenn sie erst einmal mit Tom verheiratet war, würde sie die treue Ehefrau sein, die er erwartete, doch noch war sie nicht verheiratet. Diese Woche sollte der Ersatz für die leidenschaftlichen Flitterwochen sein, die sie niemals erleben würde.
Der Anfang war gemacht, und sie ärgerte sich, dass es nur so langsam weiterging. Aus Angst, sich auf dieser holprigen Straße in ihren hochhackigen Pumps die Beine zu brechen, zog sie die Schuhe aus und lief barfuß weiter. Kleine Steinchen bohrten sich schmerzhaft in ihre
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