Hei hei er und dann
nächste Woche zu der Konferenz abreiste, ahnte er nicht, wie endgültig der Abschied werden würde.
4. KAPITEL
Ryan fuhr in den Ort hinein und parkte in einer kleinen Seitenstraße direkt vor einem Laden, der mit fröhlich bunten Aushängeschildern zum Eintreten einlud. Der Wagen kam gerade zum Stillstand, da sprang Sam schon hinaus und bestaunte die Auslagen in dem Schaufenster. Dann schlenderte sie Hand in Hand mit Ryan durch den Ort und sah sich in verschiedenen Geschäften um. An seiner Seite zu sein, verlieh ihr ein Gefühl der Wärme und des Glücks, das sie bisher nicht gekannt hatte.
Da sie als Einzelkind aufgewachsen war, gab es keine Brüder oder Schwestern, mit denen sie laufen und spielen konnte, während ihre Eltern Hand in Hand spazieren gingen. Immer hatte sie sich als Außenseiter in ihrer eigenen Familie gefühlt. Bis jetzt.
Alte Straßenlaternen säumten die engen Straßen, Bänke luden zum Verweilen ein. Der Ausflug war eine gute Idee gewesen. Eine angenehme Flucht vor der prickelnd sexuellen Spannung, die ständig unter der Oberfläche brodelte und zu explodieren drohte. In Cave Code gab es alle nur erdenklichen Souvenirläden. Hier war sie in der Lage, sich zu entspannen und den Tag mit Ryan zu genießen, ohne sich bedrängt zu fühlen.
Auf Grund der frühen Stunde herrschte noch kein geschäftiges Treiben, die Straßen und Läden waren menschenleer. Sam entdeckte einen kleinen Juwelier, der im Schaufenster wunderschönen Türkisschmuck ausgestellt hatte. Sie blieb stehen.
Er zog sanft an ihrer Hand. „Lass uns weitergehen. Es gibt massenweise Geschäfte mit denselben Schmuckstücken in all den kleinen Seitenstraßen.“
Ein großes rotes Plakat fiel ihr ins Auge. „Aber hier gibtes dreißig Prozent Preisnachlass.“
Er lachte. „Jeder Juwelier bietet dreißig Prozent. Konkurrenzkämpf. Anders könnten sie sich nicht halten. Es ist ein Trick, um Leute wie dich ins Geschäft zu ziehen.“
„Ich möchte aber gern hineingehen“, erwiderte sie starrköpfig.
„Okay, wenn du unbedingt willst. Denk aber daran, dass wir keine Zeit mehr haben, noch ein wenig durch die Landschaft zu fahren, wenn du deine ganze Zeit hier verbringst.“
Sie runzelte die Stirn. „Wird es dir schon langweilig?“
„Habe ich das gesagt?“ Er machte ein beleidigtes Gesicht.
„Es ist allgemein bekannt, dass Männer nicht gern einkaufen ge hen.“
„Ich bin stolz darauf, zu diesen Männern zu gehören. Aber nicht heute. Komm.“ Ohne ihre Hand loszulassen, führte er sie in den Laden.
Kleine Glöckchen erklangen, als sie eintraten. Es duftete nach Lavendel. Sam bekam eine Gänsehaut. Ryan zog sie enger an sich und legte seinen Arm um ihre Taille. Ein merkwürdiges Gefühl, das sie nicht benennen konnte, ergriff sie. Als sei sie an einem Wendepunkt in ihrem Leben angekommen.
Sie schüttelte den lächerlichen Gedanken ab, trat an einen Schaukasten und betrachtete die Ringe. Einer fiel ihr ganz besonders ins Auge. Ein schmaler Silberreif, über Kreuz mit Türkisen besetzt …
„Haben Sie etwas entdeckt, was Ihnen gefällt?“, hörte sie eine weibliche Stimme fragen.
Sam blickte auf. Wegen der eigenartigen Atmosphäre in dem Laden hatte sie eine geheimnisvoll aussehende Frau erwartet, eingehüllt in Schleier und umgeben von einer mystischen Aura. Stattdessen wurden sie von einer schicken älteren Dame be grüßt.
Als sie nicht direkt antwortete, drückte Ryan ihren Arm. „Schatz?“
Es verwirrte sie, dass er diesen Kosenamen in der Öffentlichkeit benutzte. „Ja. Entschuldigung.“ Sie tippte auf den Glaskasten. „Der dort. Mit dem X.“
Die silberhaarige Dame lächelte. „Ah, der Kuss.“ Sie zog eine schwarze Samtschachtel aus dem Schaukasten. „Ich würde gern sagen, es ist ein Unikat, aber ich bestelle jedes Mal einen nach, wenn ich diesen Ring einem verlobten Paar wie Ihnen verkauft habe.“
Sam wartete darauf, dass Ryan die Frau korrigierte. Als er es nicht tat, begann sie selbst. „Wir sind nicht …“
„Natürlich kaufen wir ihn trotzdem“, unterbrach er sie. Sam legte den Kopf zur Seite und warf ihm einen fragenden Blick zu. Sie sah in seine Augen. Augen, die ernst, beruhigend und liebevoll blickten. Liebevoll?
Sam wäre am liebsten aus dem Laden gestürmt. Doch Ryan hielt sie mit starker Hand fest. Sie schluckte und wagte noch einen Blick in sein Gesicht. Er zwinkerte ihr zu und beugte sich hinab, um ihr ins Ohr zu flüstern. „Diese Woche gehört den Träumen. Lass mich dich
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