Hei hei er und dann
geglaubt hatte, sie existiere nur in Märchen. Die Liebe, die eine Frau, wenn sie Glück hatte, vielleicht einmal in ihrem Leben erfuhr und nur mit sehr viel Glück halten konnte.
Nun, Sam hatte diese Art von Liebe gefunden. Allerdings wusste sie nicht, ob Ryan genauso empfand. Obwohl er sich wie ein Mann verhielt, der verliebt war. Aber wie viel war Wirklichkeit und wie viel Phantasie?
Auch wenn er sie ermutigt hatte, sich ihm zu öffnen, zog er selbst sich jedes Mal zurück, wenn sie glaubte, den Weg in sein Herz gefunden zu haben. Was war der Grund dafür?
Ihre Zeit war fast vorüber. Morgen würde Sam „The Hungry Bear“ verlassen. Hoffentlich mit mehr Würde als bei ihrer Ankunft.
Sie bediente die Gäste an dem kleinen Tisch in der Nähe der Tür und verdrückte sich dann nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Sie liebte diese kühle Nachtluft.
„He, Sammy Jo.“ Ryans Stimme zerriss die Stille der Nacht und unterbrach ihre Grübeleien.
Gut so, dachte sie. Ihre Gedanken waren nämlich in eine gefährliche Richtung gewandert. Sie hatte sogar schon eine Auflösung ihrer Verlobung in Betracht gezogen. Niemand würde auf die Idee kommen, dass die gute, artige und vernünftige Samantha Reed über etwas Derartiges überhaupt nachdachte. Nun, sie selbst hätte es auch nicht für möglich gehalten, dass sie einen völlig Fremden verführen würde. Aber genau das hatte sie getan.
Und sie hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Doch würde sie den Mut haben, sich von ihren Gefühlen leiten zu lassen? Die Konsequenz war, dass sie die Verlobung mit Tom lösen musste, das Versprechen brechen, das sie ihrer Mutter gegeben hatte und, was am wichtigsten war, ihren Vaterim Stich lassen, der auf sie zählte. Würde sie damit nicht alle Wertvorstellungen über den Haufen werfen, die man ihr von klein auf beigebracht hatte?
Wie sieht es denn mit den Wertvorstellungen deines Vaters aus, der diese Ehe zulässt?, fragte eine kleine Stimme.
„Was machst du ganz allein hier draußen?“, fragte Ryan.
„Eine kleine Pause. Die steht einer Kellnerin doch zu, oder?“
Er schwang sich auf das Geländer, das die Veranda umgab. „Meiner ja.“
„Wer kümmert sich um die Bar?“
„Was meinst du wohl?“
Sie lächelte.
„Was machst du noch?“
„Hm. Ich denke einfach nach.“ Ihr Blick wanderte über seinen Körper, den sie so gut kannte. „Hat es einen bestimmten Grund, dass du jeden Abend bei der Arbeit die gleiche Art von Kleidung trägst?“
Er sah an sich hinab. Das weiße T-Shirt straffte sich über seiner breiten Brust, und seine verblichenen Jeans spannten sich über seinen muskulösen Oberschenkeln.
Er zuckte mit den Schultern. „Wie fast jeder Mann hasse ich es, einkaufen zu gehen.“
Sie lach te.
„Und?“
„Und was?“
„Was geht dir noch durch den hübschen Kopf? Du gehst doch nur an die frische Luft, wenn du Zeit zum Nachdenken brauchst.“
Sie verfluchte seine Scharfsicht. „Ich habe überlegt, wie ich es Zee sagen soll“, redete sie sich heraus, da sie ihm ihre tatsächlichen Gedanken nicht anvertrauen wollte.
„Was willst du mir sagen, Kleines?“ Die Tür ging auf, undder alte Mann trat auf die Veranda.
„Jetzt haben wir ja eine richtige Versammlung hier“, murmelte Ryan.
Sam blickte von Ryan zu Zee, den beiden Menschen, die sie in den wenigen Tagen so lieb gewonnen hatte. „Wie ich …“ Sie räusperte sich. „Wie ich mich verabschieden soll.“
Ryan runzelte die Stirn. Er wandte sich an Zee und fragte: „Wer kümmert sich um die Bar?“
Zee antwortete nicht. Vielleicht weil er in Gedanken auch bei ihrer Abreise war. Sam drehte den Ring an ihrem Finger, ohne Ryan anzusehen.
„Ist dir je der Gedanke gekommen, dass wir vielleicht einmal allein sein wollen, Zee?“
„Wenn Sammy Jo möchte, dass ich gehe, dann wird sie es schon sagen.“
Ryan verdrehte die Augen.
Sam hatte in ihrem Leben noch keinen Mann wie Zee kennengelernt. Trotz seines Alters besaß der Mann eine scharfe Zunge und einen noch schärferen Verstand. Sie hatte den Verdacht, dass Ryan sich auf Zees Weisheit mehr verließ, als er zugeben wollte. Sie freute sich darüber. So gab es auf jeden Fall jemanden, der sich um ihren sexy Barkeeper kümmerte, wenn sie verschwunden war.
Sie streckte die Hand nach Zee aus.
Er wandte sich an Ryan. „Hast du schon einmal daran gedacht, dass ich mich vielleicht allein von Sammy Jo verabschieden möchte? Außerdem sitzen in der Bar durstige Gäste. Geh
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