Hei hei er und dann
verschafft haben.“ In ihrem Blick lag unverhohlene Anerkennung.
„Wollen Sie damit sagen, Sie hätten nicht gedacht, dass ich ein netter Mensch sein kann?“
„Ebenso wenig, wie ich dachte, dass Sie so ein eifersüchtiger Mensch sein können.“ Erst jetzt merkte sie, dass er noch immer ihre Hand hielt und mit dem Daumen kleine erotische Kreise auf ihre Handfläche malte. Sie erschauerte.
„Ihr Sinn für Humor gefällt mir. Sie gefallen mir, Rina.“ Und er gefiel ihr. Mehr, als gut für sie war. Obwohl sie ihn als den Mann auserkoren hatte, der ihre Trauerzeit beendete, musste sie dennoch ihr Herz schützen. Dieser Mann war ein Zugvogel, der sie in absehbarer Zeit sicher wieder verlassen würde.
Und sie wusste bereits jetzt, dass er kein Mann war, den man leicht vergaß. „Ich möchte etwas trinken.“
„Cat mixt ein leckeres Champagner-Sorbet. Kommen Sie.“ Nach einem Glas Sorbet fühlte Rina sich deutlich entspannter. Das zweite Glas in der Hand, stand sie neben Colin und beobachtete die Partygäste. „Erzählen Sie mir mehr über Emma und den Job bei der ‚Times‘.“
„Da gibt es nicht viel zu erzählen.“ Colin zuckte mit den Schultern. „Vor etwa einem Jahr rief Logan mich an und bat mich um den Gefallen. Wir alle lieben Emma, also überredete ich Joe, sie einzustellen.“
Rina fand es rührend, dass er sich auch um Menschen kümmerte, die nicht zu seiner eigenen Familie gehörten.
„Ich verschaffte ihr diesen Schreibtischjob“, fuhr Colin fort. „Ich ahnte ja nicht, dass sie letztendlich eine Verkupplungskolumnefür ältere Menschen ins Leben rufen würde.“ Missbilligend zog er die Augenbrauen zusammen.
Rina verstand nicht ganz. „Gefällt Ihnen nicht, was Emma schreibt?“
„Nun, es ist ein ungewöhnliches Thema für eine seriöse Zeitung, finden Sie nicht?“
Sie nickte. „Das dachte ich zuerst auch, als Corinne mir von ihren Ideen erzählte.“ In ihrem Einstellungsgespräch hatte Corinne erklärt, sie wolle die Zeitung nutzen, um die Menschen der Stadt einander näher zu bringen. Sie glaubte fest daran, dass die Menschen in der heutigen Welt mehr Wärme und Zuspruch brauchten als harte reale Fakten.
Unter ihrer Leitung sollte die „Ashford Times“ dazu beitragen, dass Menschen sich trafen und austauschten. Männer und Frauen sollten wieder lernen, aufeinander zuzugehen und allgemein freundlicher miteinander umzugehen. Natürlich würde es weiterhin Nachrichtenartikel geben, aber der Fokus liege auf den Menschen, hatte Corinne erklärt.
Colin verschränkte die Arme. „Wie sind Sie denn zu Ihrem Job bei der Zeitung gekommen?“
„Ach, das ist eine lange Geschichte. Im Grunde war es so, dass meine Eltern Corinnes Eltern kennen. Daher wusste ich, dass Corinne die Zeitung von ihrem Mann übernommen hatte, und ich dachte, meine Art zu schreiben könnte sie interessieren. Also rief ich sie an.“
„Sie haben Ihr Ziel klar verfolgt“, meinte er anerkennend. „Wollten Sie schon immer Journalistin werden?“
„Nein, ich habe viele Umwege dazu gebraucht. Früher war ich Rechtsanwaltsgehilfin. Aber ich merkte schon bald, dass ich mehr ein geselliger Typ als ein Büromensch bin.“
„Das glaube ich gerne.“ Er sah ihr in die Augen, und sein Blick wärmte sie bis ins Innerste.
Sie legte den Kopf schief. „Ich hoffe, das sollte ein Komplimentsein und kein Seitenhieb wegen meiner neugierigen Ader.“
„Ich bewundere Sie, Rina.“
Der heisere Unterton in seiner Stimme ließ ihr einen erregenden Schauer über den Rücken laufen. „Danke“, murmelte sie.
„Und wie sind Sie zum Schreiben gekommen?“ „Ich habe schon immer viele Notizen gemacht und kleine Anekdoten geschrieben. Nach meiner Heirat hatte ich viel Zeit zum Tagebuchschreiben.“
Zunächst hatte sie ihr neues Zuhause und die Freunde ihres Mannes zum Thema genommen. Kritisch beobachtete sie die Verbindungen und Ehen, die nur aus materiellen Gründen eingegangen wurden, und freute sich über echte Beziehungen wie die ihrer Eltern, die Jahrzehnte überdauerten. Ihre Beobachtungen wurden zu humorvollen kleinen Geschichten, die sie in ihrer Einsamkeit aufheiterten.
„Hatten Sie denn aufgehört zu arbeiten?“, fragte Colin nach.
„Mein Mann wollte mir das Leben bieten, von dem er dachte, ich hätte es mir immer gewünscht. Aber zu Hause zu sein und Geld auszugeben, das ich nicht selbst verdient hatte, lag mir nicht besonders.“ Doch um Roberts willen hatte sie diesen Lebensstil schließlich
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