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Heidegger - Grundwissen Philosophie

Heidegger - Grundwissen Philosophie

Titel: Heidegger - Grundwissen Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Tietz
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insoweit sie sich überhaupt auf unser Problem einlassen – was allerdings eher die Ausnahme als die Regel darstellt. So gibt Manfred Riedel zwar zu, daß sich Heidegger, um der »Subjektivierung des Wahrheitsproblems« zu entgehen, »die der angestrebten Objektivität der Lehre vom Urteil aufs härteste widerspricht«, auf »die neue Logik von Frege« hätte beziehen können, »die gegen die Reduktion der Kopula im Urteil auf das ›es gilt‹ auf ein ›es gibt (existiert)‹ zurückgreift und damit die Begrifflichkeit von Sinn [21] und Bedeutung logisch aufklärt«. Als Erklärung dafür, warum Heidegger dies nicht getan hat, erfahren wir aber nur, daß »Heideggers Frage ›Was heißt ist?‹ (die so auch Frege stellt)« sich »am Gehaltsinn der Kopula orientiert, der sich durch die prädikatlogische Umformung des Wortes ›existieren‹(›Menschen existieren‹) genauso nominalisiert wie in der subjektlogischen Formel: ›Es gibt Menschen.‹ Und wenn dieser Ausdruck dasselbe bedeutet wie ›Einige Menschen sind gleich‹, dann liegt das Herausfordernde darin, daß sich die Kopula nicht mehr vom ›Ist‹ der mathematischen Gleichung unterscheidet. Was zum Denken herausfordert, ist die Stellung des Verbums innerhalb des Satzsinnes – daß das grammatische Subjekt, das Nomen, den
Gegenstand
, das Verbum aber einen
Gegenstandsverhalt
ausdrückt, der weder im ›theoretischen Reich des Sinnes‹ (Lask) noch in der logischen Sinnlehre der ›Begriffsschrift‹, einer Semiotik oder formalen Semantik, aufgeht.« 12
    Heidegger sah dies ähnlich. Mit der Logistik, also der mathematischen Logik, hatte er nicht viel am Hut, was freilich nicht bedeutet, daß er sie nicht zur Kenntnis genommen hätte. Heidegger ist kein philosophischer Ignorant – wie viele seiner Adepten. Er meint nur, daß die Logistik in bezug auf das anstehende Problem nicht sehr hilfreich sei und sich vor einer an Immanuel Kant (1728–1804) orientierten Logiktheorie nicht behaupten könne.
    Was also sind die Argumente, die Heidegger gegen die Logistik ins Feld führt, und was hat er im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit den neueren Entwicklungen innerhalb der Logik überhaupt zur Kenntnis genommen? Wir wissen, daß er wenigstens zwei Texte von Frege kannte:
Über Sinn und Bedeutung
und
Über Begriff und Gegenstand
. Beide Aufsätze stammen aus dem Jahr 1892. Ob ihm auch der 1891 gehaltene Vortrag
Funktion und Begriff
aus eigener Lektüre bekannt war, ist unklar. Fest steht jedoch, daß Heidegger in seinem Literaturbericht
Neuere Forschungen über Logik
(1912) auf zwei von drei Aufsätzen verweist, in denen Frege die [22] Kernideen seiner logischen Propädeutik entfaltet: »
G. Freges
logisch-mathematische Forschungen sind meines Erachtens in ihrer wahren Bedeutung noch nicht gewürdigt, geschweige denn ausgeschöpft. Was er in seinen Arbeiten über ›Sinn und Bedeutung‹, über ›Begriff und Gegenstand‹ niedergelegt hat, darf keine Philosophie der Mathematik übersehen; es ist aber auch im gleichen Maße wertvoll für eine allgemeine Theorie des Begriffs. Wenn Frege den Psychologismus im Prinzip wohl überwand, so hat doch Husserl erst in seinen ›Prolegomena zur reinen Logik‹ das Wesen, die relativistischen Konsequenzen und den theoretischen Unwert des Psychologismus systematisch und umfassend auseinandergelegt.« (GA 1, 20) Doch nicht nur Frege findet in dem besagten Literaturbericht Erwähnung, auch Russell und Alfred North Whitehead (1861–1947).
    »Eine neue Richtung in der Logik beansprucht das Verdienst, erst mit ihren Methoden vollständig und systematisch die Logik auf neue undefinierbare Begriffe und zwanzig unbeweisbare Grundsätze gegründet zu haben. Die Idee der ›Logistik‹ oder ›symbolischen Logik‹ hat schon Leibniz in der Characteristica universalis vorgeschwebt. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts verfeinerten sich in der Mathematik die Methoden. Die Untersuchungen der Mathematiker zielten auf eine schärfere Fassung der Begriffe ab und zugleich auf die systematische Festlegung der leitenden Prinzipien und Grundlagen ihrer Wissenschaft. Diese philosophisch gerichteten Bestrebungen führten zur Begründung der Mengenlehre und Gruppentheorie. Zugleich begann man, die formale Logik über die überlieferte Subsumtionslogik hinaus zu erweitern; man schuf die allgemeine Logik der Relationen, wobei die algebraische Methode und deren Symbole zur Behandlung der logischen Probleme herangezogen wurden. Diese

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