Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
Spiel überdreht, kann die Karriereleiter auch sehr rasch wieder hinab gestoßen werden und verliert mit dem Ruf auch kommerziele Entwicklungsmöglichkeiten.
Mittlerweile lebt Heidi schon einige Jahre am 1502 San Ysidro Drive in Beverly Hills. Das Anwesen ist luxuriös, in einem mit großen Bäumen bestandenen Park gelegen. Das prächtige Haus im mediterranen Stil liegt am Ende einer eigenen Straße und hat sechs Schlafzimmer und neun Bäder. Nördlich davon gibt es einen mächtigen Pool und dahinter in östlicher Richtung einen eigenen Tennisplatz. Es ist ein standesgemäßer Wohnsitz für einen Popstar und ein Topmodel mitten im La-La-Land, wie man die smogverhangene Gegend um Los Angeles, wo die alten Hollwood-Studios stehen, gerne nennt. Menschen, die sich solche Anwesen leisten können, sind hier in einem Geschäft, das darin besteht, mit Filmen, Fernsehshows oder in der Musikindustrie Geld zu machen. Und sie sind nicht nur erfolgreich in dem, was sie tun, sondern unterliegen auch schon längst dem Zwang, dauernd Erfolg zu haben und hohe Umsätze zu generieren, um sich ihren Lebensstil auch Jahr für Jahr leisten zu können. Seit 2007 weiß Heidi, dass sie trotz der Bemühungen von IMG und der William Morris Agency wohl keine große Schauspielerin oder Sängerin mehr werden wird, aber dass sich im Fernsehen noch Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Letztlich bleibt ihr, sobald sie sich nicht mehr am Laufsteg halten können wird, nur mehr das Fernsehgeschäft als Einnahmequelle. Klar war ihr das von Anfang an, und es ist Heidi auch schon früh gelungen, sich als Gesicht auf dem Bildschirm zu etablieren. Eine große Stütze in ihrem Versuch, zum gern gesehenen Gast in den zahlreichen Fernsehshows zu werden, die in der Stadt gedreht werden, wird hier der Komiker Jay Leno, Heidis Nachbar im noblen Stadtteil von Beverly Hills. Leno wohnt etwas weiter stadteinwärts in der Parallelstraße, der Tower Road. Leno war bis zum Sommer 2009 Moderator der Tonight Show , der wichtigsten Talkshow im amerikanischen Fernsehen. Er wird Heidi ab 1998 in seiner Sendung zum Stammgast machen und ihr dabei auch zeigen, wie einfach es ist, unterhaltsames Fernsehen zu machen. Leno hat kein Problem dabei, aus Heidis Werbevertrag mit McDonalds einen Witz zu machen, wenn er vor ihrem Auftritt erzählt, sie hätte ihn hinter der Bühne gebeten, ihr drei Big Macs mit Fritten zu besorgen, und Heidi dann, sobald sie im Sessel Platz genommen hat, noch einmal den Werbeeffekt erhöht, indem sie Jay nach der Begrüßung korrigiert, sie hätte nur einen gegessen, aber „ich liebe einen Big Mac mit Fritten.“ McDonalds werden sich über dergleichen subkutane PR-Auftritte freuen. Leno kriegt es als Nachbar mit, wenn Heidi ein Trampolin kauft, weil für ihn immer dann – wie er behauptet, dafür sind die Anwesen aber zu weit von einander entfernt - wenn er gerade in seinem Garten auf der Liege ruht und sie gerade darauf springt, ihr Kopf vorübergehend hinter der Grenzmauer zu ihrem Anwesen sichtbar wird. Wo hat sie es gekauft? Fragt er sie. Während eines Überlandflugs, direkt vom Shopping-Kanal der Fluglinie. Wer würde daran denken, dort überhaupt etwas zu kaufen? Diese kleine Geschichte reicht aus, um Heidis nächsten Gastauftritt für das Publikum lustig zu machen. Es reicht, wenn sie dann während dieser kleinen, im Wesentlichen erfundenen Plauderei gut aussieht, lächelt und zulässt, dass Leno alles Komische aus den Gegebenheiten heraus kitzelt. Aber auch Heidi hat immer wieder einmal etwas Substantielles für die Sendung beizutragen. Sie kann sehr witzig sein und das Publikum durch ihr beherztes und lustigen Auftreten elektrisieren. Einmal ist sie mit dem australischen Schauspieler Heath Ledger da, ein schweigsamer Gast, der zum Grübeln neigt. Heidi dagegen wirkt hyperaktiv, wie ein aufgedrehtes Kind. Während Jay Leno Heidi darüber befragt, wie ihr Seal seinen Hochzeitsantrag gemacht hat, fordert sie dann schon mal Ledger scherzhaft auf, gut aufzupassen, damit er sich noch was Originelleres einfallen lassen kann als einen Kniefall im Iglu auf Mount Whistler. Später erzählt sie, dass sie Seal zuliebe das Snowboarden erlernt hat und parodiert den coolen afroamerikanischen Schilehrer als Spontanrapperin so gekonnt, dass das Publikum tobt. Die Menschen genießen diese kleinen Geschichten am Abend, ein idyllisches Bild von Nachbarn, die so sind wie du und ich, und Urlaub machen wie du und ich, und zugleich sind sie noch superreich und
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