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Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Titel: Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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„Tragbarkeit“ der Mode hängt ja letztendlich davon ab, ob sie auch bei Normalgewichtigen gut aussieht. Twiggy war der erste „Hungerhaken“ der Modewelt, als sie 1964 die Bühne betrat. Ihr Agent Justin de Villeneuve war zugleich ihr Liebhaber, der sie im Laufe der Jahre mit zahlreichen anderen Models betrog. Im Alter von 20 Jahren zog sich Twiggy erschöpft und verbraucht aus dem Modelgeschäft zurück. Sex und Drogenexzesse würden von nun an assoziativ automatisch mit dem Beruf des Models verknüpft werden. Viele Mädchen und junge Frauen, die Twiggy folgen sollten, würden ein ähnliches Schicksal erleiden. Kurze Karriere, jäher Absturz. So auch die meisten Klientinnen der ersten großen Modelagentur, Elite . Sie wurde vom Spross einer spanischen Emigrantenfamilie, John Casablancas, gegründet, der bislang nur mit Models ausgegangen war und gerne erzählte, er brauche zwölf Frauen, um seinen sexuellen Bedarf zu stillen. In der Vermarktung seiner Freundinnen erblickte er dann Ende der 1970er Jahre eine Berufschance. Doch der Anfang der Agentur war geprägt von Skandalen mit Geschichten von minderjährigen Models, die bei den zahlreichen Partys der Agentur von Firmenmitgliedern – darunter wohl auch Casablancas selbst - zum Drogen- und Alkoholmissbrauch verführt wurden. Zwei davon starben: Paula Brenken fiel betrunken aus einem Fenster, und von Emanuelle Dano heißt es, sie sei aus Panik, als sie mehrere Agenturleute vergewaltigen wollten, aus dem Auto gesprungen.
    Dieser Rückschläge ungeachtet konnte Casablancas Elite im Laufe der Jahre zur ersten Agentur Europas aufbauen. Aber auch in New York setzt er sich durch – trotz mehrerer Gerichtsprozesse der Agenturen Wilhelmina und Eileen Ford, die Millionen Dollar dabei ausgaben, Elite mit Skandalstorys zu vernichten. Diese Publizität schaffte in den 1980er und 1990er Jahren letztendlich auch den Typ des Supermodels, denn die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bewirkte, dass aus Laufstegpuppen Persönlichkeiten wurden. Den Ruch des Zweifelhaften konnte die Branche dann aber nicht mehr abwerfen. Ein Modelagent ist in der Außendarstellung seither in der Regel einer, der sich in einer Luxuskarosse umgeben von feiernden Schönheiten fotografieren lässt. Zu viele Menschen, die sich in diesem Geschäft tummeln, sind vor allem wegen des Sex dort, weil schöne Frauen oft gerne posieren und fotografiert werden. Dass jemand wie John Casablancas Heidi dann in diesem Umfeld vorwirft „talentlos“ zu sein, lässt auch die Auslegung zu, seine Ablehnung liege daran, dass Heidi von Anfang an keine Neigung erkennen lässt, sich diesen Grundbedingungen zu fügen und von vornherein klar stellt, dass sie Partys, Drogen und sexuellen Missbrauch gewiss nicht zum Modelberuf zählt. Sie will eine ernsthafte Karriere machen. Das gelingt ihr auch, wenn auch nach und nach.
    Elite hat Heidi den ersten Job bei Victoria's Secret vermittelt. Doch das geschah ohne großen Enthusiasmus und eher widerwillig. Später wird Heidi forbes erzählen: „Mein Booker sagte zu mir: Für Victoria's Secret bist du einfach nicht gut genug. Aber ich sagte zu ihm: Ich möchte, dass die mir das selber sagen.“ Heidi weiß, dass sie durchaus die Qualifikation hat, bei dem Unterwäschehersteller zu landen. Denn bei Newport News ist sie innerhalb von zwei Jahren von einer Unbekannten zum Star geworden. Der Katalog für Frauenbekleidung ist es also letztendlich, der Heidi in die Lage versetzt, bei Victoria's Secret anklopfen zu dürfen. Die Marketingleute von Newport News haben festgestellt, dass Kleidungsstücke, die Heidi im Katalog getragen hat, auch verstärkt gekauft werden. Es ist etwas Natürliches und Erfrischendes an ihr, das Körpermaße weit übersteigt. Noch kann es keiner quantifizieren, was Heidis Fähigkeiten als Model ausmacht. Doch sie kann den Menschen, die sie betrachten, das Gefühl geben, selbst so etwas wie Heidi sein zu können. Man identifiziert sich mit ihr, ohne ihren Namen zu kennen. Und das weckt die Lust, die Produkte, die Heidi trägt, zu kaufen. Ihr zunehmender Erfolg hat aber wohl auch etwas damit zu tun, dass sie mittlerweile zur Frau herangereift ist. „Inzwischen war der Babyspeck aus meinem Gesicht gewichen und mein Körper reifte allmählich heran“, erinnert sie sich später. „Ich entwickelte mich zur Frau. Ich war der Star von Newport News . Wenn sich ein Kleidungsstück an anderen nicht verkaufte, zogen sie es mir an, und schon ging es weg wie warme

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