Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
oberflächlich als Ratgeber maskiert, aber im Gegensatz zu Tyras Buch vor allem ihre Ideen über das Leben und Persönliches aus ihrem Leben wiedergibt. Dass es überhaupt zu diesem Schreibprojekt gekommen ist, hat weniger mit Heidis Bedürfnis zu tun, über sich selbst zu reflektieren, sondern mit der Tatsache, dass diese Art von Buch mittlerweile von einer Celebrity längst erwartet wird. Wie das Tyra Banks in ihrem im Jahr 1998 erschienen Werk „Tyra's Beauty. Inside & Out“ vorgemacht hat, maskiert Heidi ihren Mitteilungsdrang über eigene Erlebnisse mit dem Versuch, jüngeren Models Tipps zu geben, wie man aufsteigen kann. Dabei übernimmt sie die Struktur des Werks, das sich ja ihrerseits an Cindy Crawfords erstes Buch anlehnt. Wo in Tyras Fall vor allem junge afroamerikanische Mädchen angesprochen werden sollen, vertritt Heidis Buch den Tenor, dass sich jedes deutsche Mädel auch wie sie im Business durchsetzen könnte. „Heidi Klum. Natürlich erfolgreich“ bereitet publizistisch ihre spätere Fernsehshow Germany's Next Topmodel vor, doch es ist weit weniger informativ als Tyras Buch. Dort wird jeder Aspekt im Leben einer jungen Frau abgedeckt, und auch die Beauty-Tipps gehen ins Detail. Vor allem aber: Tyra bereitet ihre Leserinnen auf die Möglichkeit vor, dass sie im Rahmen ihrer Berufsausübung oft und ungewollt Sex haben müssen, und das mit Partnern, die auf ihre Gefühle keine Rücksicht nehmen. Tyra warnt im Detail vor HIV, AIDS und Sex und lässt sich über mehrere Seiten über Kondome aus. Sie erklärt, wie man mit Vergewaltigern umgeht. Sie verfasst ein Kapitel über Alkohol und Drogen und warnt vor Typen, die einem bei einer Party die K.O-Droge Rohypnol ins Glas schmuggeln. Es ist ein lebensnaher Ratgeber für Models, was man von Heidis Buch nicht sagen kann. Denn dort werden diese negativen Seiten des Modelgeschäfts völlig ausgespart. Stattdessen findet man Tipps, wie man Männer verführen und dabei die Kontrolle behalten kann. Es sind die Erinnerungen einer Siegerin, die sich gegen die Grundbedingungen ihres Berufs erfolgreich durchgesetzt hat. Trotzdem ist kritisch anzumerken, dass Heidi ihren anfänglich geäußerten Anspruch, jungen Frauen Schützenhilfe für den Beruf des Models zu gewähren, nur unzureichend einlöst. Dagegen sind ihre persönlichen Erinnerungen und ihr Humor etwas, wodurch die Lektüre von „Heidi Klum. Natürlich erfolgreich“ interessant wird. Für einen inhaltlichen Beitrag ihrer Co-Autorin Alexandra Postman findet man übrigens keinen Anhalt. Wie vieles von dem, was Heidi tut, hat auch das Buch den Hauch von etwas Selbstgefertigten, Autodidaktischen. Das macht es aber auch weitaus charmanter als seine amerikanischen Vorbilder – und überaus aufschlussreich. Die Tätigkeit des Schreibens erlaubt es Heidi, im Jahr 2003 über ihre Erfolge zu reflektieren und auch stärker zu definieren, wer sie ist, wofür die Marke Heidi Klum stehen soll. Memoiren, die in einem noch jugendlichen Alter geschrieben werden, sollen ja nicht nur zeigen, woher man kommt, sondern auch, was man erreicht hat, und wohin die Reise gehen soll. In Bezug auf Beziehungen lässt Heidi die Ereignisse des Jahres außen vor und beschränkt sich zum großen Teil darauf, ihre Ehe mit Ric einzuordnen. Sie tut das respektvoller, als sie es spontan in Interviews tun wird. „Ich war fünf Jahre lang mit einem wundervollen Mann verheiratet ... verheiratet zu sein brachte unbestreitbar eine gewisse Geborgenheit und Sicherheit mit sich – das Gefühl, dass jemand voll und ganz hinter dir steht und du hinter ihm, und dass Entscheidungen gemeinsam getroffen werden müssen. Ich habe viel von Ric gelernt.“ Sie erwähnt, dass sie an seiner Seite gereift sei. Der Zeitpunkt für diese Reflexionen ist gut gewählt, denn in diesen Tagen wird auch ihre Ehe geschieden. Was zukünftig mit ihr als Frau geschehen soll, darüber klingt Heidi etwas ratlos: „Ich weiß offen gesagt nicht, ob ich noch mal heiraten will … aber wir werden sehen. Was ich weiß, ist, dass ich immer eine Optimistin, eine Romantikerin und eine Verfechterin der Liebe sein werde.“
In Europa wird Flavio Briatore Anfang Oktober erneut über den Stand seiner Beziehung zu Heidi gefragt und er betont, dass sie zusammen seien und dass er es mit ihr ernst meine. Heidi erwähnt in ihrem Buch ihren damaligen Freund mit keinem Wort. Wahrscheinlich, weil zum Zeitpunkt seines Erscheinens Ende 2004 die Beziehung beendet war – und das nicht in
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