Heidi und die Monster
Geschäftsmann, weil er gut im Fleisch stand, der Biss des ersten grub sich in seine Schulter. Manfred stieß einen Laut namenloser Überraschung aus, der in Schmerz überging. Als der zweite Zombie seine Gurgel durchbiss, verstummte er. Der dritte riss Manfreds gutgeschneiderte Weste auf und grub die Zähne in seinen Bauch. So stand der Herr, der auf ein bisschen Vergnügen aus gewesen war,
und wurde bei lebendigem Leib gefressen. Es schüttelte ihn, weil seine Nerven den Schock schwer ertrugen; Blut drang in Stößen aus seinem Hals.
Tinette hatte ein Fünkchen Hoffnung, dass sie es nur mit dem vierten Zombie aufnehmen musste. Schon spürte sie seine grauen Klauen an ihrer Taille; ein Biss von ihm, und um sie wäre es geschehen. Sie ballte die Faust und schlug sie hart gegen seine Stirn. Das brachte den Zombie kurz aus der Fassung, sein Griff erlahmte. Tinette ließ sich fallen - mitten hinein in die Ratten, die Tiere stoben auseinander. Sie ging zu Boden, weil sie Manfreds Schwert auf den Steinen blitzen sah. Tinette packte den Knauf und fuhr liegend herum. Als der Wiederkehrer sich auf sie stürzen wollte, fuhr ihm der blanke Stahl in den Leib. So heftig, dass Tinettes Arm samt Schwert durch den Zombie hindurchdrang und sich der Schleim seiner Innereien über sie ergoss. Die Durchbohrung machte ihm noch nicht den Garaus, also riss sie die Waffe zurück, holte aus und fegte mit einem gezielten Schlag den Kopf des Zombies vom Rumpf. Der Schädel flog so weit, dass er, holpernd und rollend, erst am Sockel der Straßenlaterne zum Stillstand kam. Kopflos baumelte der Torso des Wiederkehrers über dem Mädchen, angewidert schob sie ihn beiseite und stand auf.
Besudelt mit grauem Schlick wollte sie als Erstes Manfred zu Hilfe eilen. Das Schwert sank ihr in der Hand herab; hier kam jede Hilfe zu spät. Der Herr, mit dem sie ein Schäferstündchen halten wollte, war kaum noch zu erkennen. Seine Kleider hingen in Fetzen, die Eingeweide quollen hervor, unter den schlürfenden, knackenden, saufenden Zombies verschwand er zur Gänze.
Einer der drei wurde der frischen Beute gewahr. Tinette verschwendete keinen Gedanken mehr an den unglücklichen Manfred, machte kehrt und rannte. Hätte sie sich umgewandt, wäre ihr aufgefallen, dass der Wiederkehrer die Verfolgung nicht aufnahm. Dennoch war eine wilde Jagd hinter Tinette her; sie hörte es tappeln und zappeln, das Heer der Ratten versuchte sein Glück an der Fliehenden. Einige sprangen an ihrem wehenden Rock hoch, ein Tier brachte es mit einem Satz zustande, sich in Tinettes Haar einzukrallen. Sie schrie und fasste sich rennend an den Kopf, konnte des Nagers aber nicht habhaft werden.
Da sah sie ein Licht und ein Tor, das ein wenig offen stand. Hinter soliden Mauern lag ein stolzes Haus. Dort stand einer in Schwarz, der trug einen Helm auf dem Kopf, in seiner Hand glomm eine Zigarre.
»Helft! Guter Mann, helft mir!«, schrie Tinette und stolperte näher.
»Nicht weiter«, antwortete Trojan, der Hüter von Haus Sesemann.
»Ihr werdet doch nicht …!« Vor dem Kerl warf sie sich hin und barg ihren Kopf in den Händen, damit nicht noch mehr Ratten sich darin verbissen.
»Bring mir die Plage bloß nicht ins Haus.« Trojan war im Begriff, hinter die Einfriedung zurückzutreten und das Tor zuzuwerfen, als er sah, welch ein hübsches Wesen seinen Beistand suchte. Ein Blick in die Runde, kein Wiederkehrer schien in der Nähe, Trojan erbarmte sich Tinettes. Mit der glimmenden Zigarrenspitze ging er gegen die Ratten vor. Wie gierig die Untiere auch waren, Feuer fürchteten sie vor allem anderen. Er presste die Glut in Tinettes Haar, dass es
qualmte und rauchte, sie schrie, doch die Wirkung war zum Guten. Die Viecher flohen aus dem Nest ihres Haares. Gegen die übrigen war mit einer Zigarre nichts auszurichten. Trojan riss das Mädchen auf die Füße, schlug auf dessen Rock ein, wo sich noch einige versteckten, die nun darunter hervorkamen. Er zerrte Tinette hinters Tor.
»Feuerspritze!«, rief er seinen Männern zu.
Stets einsatzbereit, waren sie zur Stelle und hatten die Pumpe mit dem Brennspiritus zur Hand. Einer bediente den Schwengel, einer entzündete den Strahl, dass sich feurige Lohe daraus ergoss. Trojan führte den Strahl auf die Gasse und erwischte die Ratten mit seinem Feuerspiel. Sie wurden von den Flammen gepackt und durch die ungeheure Hitze sogleich geröstet, dass sie schwarz und tot liegen blieben. Der Einsatz dauerte kurz, binnen Sekunden hatte Trojan die
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