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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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Plage vertrieben. Der Feuerstoß zog sich zurück, lachend standen die Männer um ihren Anführer.
    »Wir gäben prächtige Kammerjäger ab!«, riefen sie, ihr Gelächter erfüllte den Hinterhof.
    »Ins Haus«, befahl Trojan, sie zogen sich zurück. Er aber musterte die Gerettete beim Schein der Laterne.
    »Wie ist dein Name?«
    »Tinette, Herr.«
    »Was tust du so spät auf der Gasse?«
    Sie warf einen Blick die Fassade hoch: Das Haus erzählte vom Reichtum der Menschen, die hier lebten. »Bin Stubenmädchen, Herr«, antwortete sie, »derzeit auf Stellungssuche.«
    »Stubenmädchen, so.« Bei ihrem appetitlichen Anblick fiel es Trojan schwer, das zu glauben, doch fand er Gefallen an ihr. »Wie es sich fügt, ist uns jüngst ein Stubenmädchen gefressen
worden, armes Ding.« Er griff Tinette ins Haar und löschte den letzten Glutherd. »Unsere Dete könnte auch in der Küche Hilfe gebrauchen.« Er sah Tinette vielsagend an. »Wenn du also auf Stellungssuche bist …«
    »… könnte der Herr ein Wort für mich einlegen?«
    Sie schenkte Trojan ein Lächeln, das ihm den Vorgeschmack auf ein schönes Vergnügen gab. Er nickte sinnend, schloss das Tor und legte drei schwere Riegel vor.

Kapitel 11

    Als Heidi die Augen aufschlug, konnte es nicht begreifen, wo es war. Es lag auf einem hohen Bett, vor sich hatte es einen unbekannten Raum, und wo die Helle herkam, hingen lange Vorhänge. Auf einmal fiel ihm ein, dass es in Frankfurt sei, es erinnerte sich an den gestrigen Tag.
    Heidi sprang auf, zog sein rotes Kleidchen an, dann lief es an eins der Fenster. Es wollte den Himmel sehen und die Erde draußen. Es konnte aber die schweren Vorhänge nicht wegschieben, so kroch es darunter, um ans Fenster zu gelangen. Es lief von einem zum nächsten, immer war dasselbe vor seinen Augen: Mauern und Fenster und wieder Mauern.
    Heidi wurde ganz bang zumute. Auf der Alm war es gewohnt, aufzustehen und hinauszulaufen vor die Tür und zu sehen, ob der Himmel blau und die Sonne schon droben sei, ob die Tannen rauschten und der Schnee schmelzen würde. Wie das Vöglein, das zum ersten Mal in seinem glänzenden Gefängnis sitzt, hin und her schießt und bei allen Stäben probiert, ob es durchschlüpfen und in die Freiheit hinausfliegen kann, so lief Heidi zwischen den Fenstern umher und
probierte, ob sie nicht aufgingen; denn dann musste man doch etwas anderes sehen als Mauern. Aber wie sehr das Kind auch drehte und zog und die kleinen Finger unter die Rahmen zu treiben suchte, alles blieb eisenfest aufeinander sitzen. Als Heidi einsah, dass die Anstrengung nichts half, überdachte es, wie es wäre, vor das Haus zu laufen und dort die Landschaft zu betrachten.
    Da klopfte es an die Tür, Sebastian steckte den Kopf herein. Er trug ein großes Teebrett, denn er brachte das Silberzeug aus der Küche, um es im Esszimmer zu verwahren.
    »Frühstück ist bereit«, sagte er kurz.
    Heidi verstand in diesen Worten keine Einladung, hatte aber eine Frage. Wie Fräulein Rottenmeier ihm aufgetragen hatte, trat es vor Sebastian und sagte mit großer Deutlichkeit: »Sie oder Er!«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich möchte etwas fragen, Sie oder Er.«
    »Und warum sagt sie Sie oder Er zu mir, Mamsell?«
    »So muss ich jetzt sagen«, versicherte Heidi. »Außerdem heiße ich nicht Mamsell, sondern Heidi.«
    »Sie oder Er braucht sie mich nur in Anwesenheit von Fräulein Rottenmeier nennen«, erwiderte Sebastian, der trotz der gewichsten Stiefel ein umgänglicher Mensch war. »Was will sie fragen?« Er setzte das schwere Tablett auf den Tisch.
    »Man sieht hier nur steinerne Straßen, sonst nichts. Aber wenn man im Haus noch höher hinaufsteigen würde und dort aus dem Fenster schaut, was sieht man dann?«
    »Gerade dasselbe.«
    »Aber wohin kann man denn gehen, dass man weit hinuntersehen kann über das ganze Tal?«

    »Da muss man auf einen Turm steigen, einen Kirchturm.« Sebastian hörte jemanden kommen. »Von dort guckt man über alles hinweg.«
    Fräulein Rottenmeier trat in Heidis Stube und rief: »Was ist mit dir, Adelheid? Begreifst du nicht, was ein Frühstück ist? Komm herüber!« Sie musterte Sebastian missgünstig. »Und er tu, was ihm aufgetragen.« Ein Wink auf das Silberzeug, dann führte sie Heidi mit hartem Griff den Flur entlang.
    Im Esszimmer saß Klara an ihrem Platz und begrüßte Heidi mit vergnügtem Gesicht, denn sie sah voraus, dass heute wieder allerlei Ungewöhnliches geschehen würde. Heidi aß sein Butterbrot, und wie alles zu

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