Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
Vom Netzwerk:
Kombination mit dem Schürzchen übergezogen und ihr hübsches Haar unter die Haube gesteckt; arbeitsbereit hielt sie den Staubwedel in der Hand. Bei den vielen Gemetzelten, die letztens im Dienstbotenbereich zu beklagen waren, sah die Rottenmeier es als Glücksfall an, dass ihnen die nützliche Person ins Haus geschneit war. Sie dankte Trojan für seine Vermittlung und nannte der Jungfer das wöchentliche Salär.
    Tinettes Miene verfinsterte sich für einen Moment, sie hatte in ihrer wahren Profession weit mehr eingenommen, dann dachte sie allerdings an die Sicherheit, die das noble Haus bot. Zugleich verstand sie Trojans Andeutung recht, dass sie bei den Männern seiner Truppe eine zünftige Nebeneinkunft zu erwarten hätte, und sagte zu.
    Dann sei es beschlossene Sache, nickte Fräulein Rottenmeier und schenkte der Jungfer ein Lächeln, was so gut wie nie vorkam. Sie wollte mit der Einweisung in die Räume beginnen, als aus dem Studierzimmer ein schrecklicher Krach ertönte, dem das Rumpeln fallender Gegenstände folgte und Hilferufe nach Sebastian. Gefolgt von Trojan und der neuen Stubenmamsell stürzte die Rottenmeier die Treppe hoch und ins Studierzimmer. Da lag auf dem Boden alles übereinander, die Studierhilfsmittel, Bücher, Hefte, Tintenfass, darauf der Tischteppich, unter dem ein schwarzes Tintenbächlein hervorfloss. Die Tinte verschwand in
den Ritzen der kostbaren Dielen, und auch Heidi war verschwunden.
    »Da haben wir’s!«, schrie die Rottenmeier den Kandidaten an, der mit angelegten Armen in der Ecke stand. »Teppich, Bücher, Boden, alles in Tinte! Das war noch nie da! Daran ist das Unglückswesen schuld!«
    Der Kandidat tupfte mit dem Tüchlein seine speichelnde Lippe ab. Das nervöse Zucken durchfuhr ihn, als das hübsche Stubenmädchen eintrat, sich kokett bückte und den triefenden Tischteppich aufhob.
    »Es ging so eins zwei drei, dass ich erst gar nicht …«, flüsterte er.
    Klara verfolgte vergnügt die allgemeine Aufregung und sagte: »Heidi hat das gemacht, aber nicht mit Absicht. Es darf nicht gestraft werden, denn es war nur so schrecklich eilig fortzukommen. Dabei riss es den Teppich mit, alles fiel zu Boden.«
    »Fortzukommen?«, gab die Rottenmeier zurück. »Warum denn und wohin wohl?«
    Klara zuckte die Schultern. »Es fuhren draußen viele Wagen vorbei; das Geräusch hat Heidi aufgeschreckt, darum ist es fortgeschossen. Vielleicht hat es noch nie eine Kutsche gesehen.«
    »Es ist, wie ich sagte!«, zischte die Rottenmeier den Kandidaten an. »Nicht einen Urbegriff hat das Wesen! Und wo ist das missliebige Ding nun hin?«
    Alle, die eben hereingestürzt waren, wandten sich wieder zum Ausgang. Klara gab Trojan Anweisung, auch sie im Stuhl auf die Galerie zu schieben. Als die Gruppe auf dem oberen Treppenabsatz anlangte, starrten sie hinunter,
von wo ihnen der soeben eingetretene Postbote entgegenblickte.
    Wie jeden Morgen war er durch einen Wächter ins Haus gelassen worden, da Fräulein Rottenmeier die Post persönlich ausgehändigt bekommen wollte. So gewohnheitsmäßig, wie der Wächter aufschloss und der Postmann eintrat, so ungewohnt war ein kleines Wesen im roten Kleid an ihnen vorbeigeschossen und im nächsten Augenblick verschwunden gewesen.
    »Wo ist das Kind?«, rief die Rottenmeier in das allgemeine Staunen.
    »Kind?«, fragte der Postbote.
    »Kind«, wiederholte der Wächter, der jetzt erst begriff, was ihm gerade entschlüpft war.
    »Natürlich, das Kind! Sie werden doch nicht …?« Ihr spitzer Finger zeigte auf die offene Haustür, dahinter sah man die Schutzmauer, darin das Eisentürchen im großen Tor, das ebenso offen stand. Die Straßenszene im Hintergrund mutete alltäglich an - Passanten, Fuhrwerke und Pferde -, nur das entlaufene Kind war nirgends zu sehen.
    »Hat es denn nichts gesagt?«, rief die Rottenmeier in höchster Bedrängnis.
    »Es sagte, es hört die Tannen rauschen«, antwortete der Postbote und hielt dem Fräulein ein Stapelchen Briefe entgegen.
    »Die Tannen? Sind wir im Wald?« Die Rottenmeier war am Rand ihrer Nerven, der Turm auf ihrem Kopfe schwankte, sie strauchelte und wäre gefallen, hätte Tinette ihr nicht eine stützende Schulter geboten. Die überforderte Hausdame hatte gerade noch Kraft genug auszurufen: »Fort! Hinfort
alle! Sucht sie! Und wenn ihr die ganze Stadt durchkämmen müsst!« An Tinettens Arm kehrte sie ins Studierzimmer zurück.
    Trojan aber stellte einen Trupp Männer zusammen, die sogleich mit der Suche

Weitere Kostenlose Bücher