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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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Fräulein, Tinette gerufen, da Französinnen den Männern begehrenswerter erschienen, eilte einem Platz zu. Sie war nur noch einige Häuserzeilen entfernt, als sie ein verräterisches Schlurfen und Schleppen vernahm - zu viert rückten die Wiederkehrer an. Keine komplett Zerfressenen und Zerfallenen, vor denen man sich mit raschem Lauf in Sicherheit bringen konnte, das waren jüngst Verwandelte, eben wiedergekehrte Wiederkehrer. Ihre Körper waren noch frisch, Haut und Sehnen hingen nicht in Fetzen von ihren Gliedern. Wie flugs sie näher kamen!
    Tinette schürzte den Rock und warf rennend einen Blick zurück. Der Schreck ließ sie beinahe straucheln: Die Unaussprechlichen hatten ihr Gefolge dabei! Entsetzt erzählte man sich in der Stadt davon: Die Ratten hatten durch ihren Instinkt verstanden, dass es im Bannkreis der Zombies immer etwas zu fressen gab, und folgten ihnen darum auf deren Raubzügen. Eine Schar von Ratten umschwänzelte die Wiederkehrer, die grölend und fletschend das Straßenmädchen erbeuten wollten.
    Tinette hatte den Platz fast erreicht, als aus einer dunklen Nische ein Mann hervortrat. Vor Angst schrie sie auf - noch ein Unaussprechlicher? Nein, auf den ersten Blick wirkte er wie ein gewöhnlicher Freier.
    »Nicht so hastig, Süße«, sagte er, dem Aussehen nach ein Geschäftsmann, der nachts Entspannung suchte.
    »Gnädiger Herr, steht mir bei!«, rief Tinette und zeigte dorthin, wo ihr die Wiederkehrer eben noch gefolgt waren.
    »Bin kein Gnädiger«, lächelte er. »Heute Nacht will ich dein Manfred sein.«
    »Manfred, schau!«, schrie das Mädchen. »Sie sind fast da!«

    »Wo?« Er zog sein Kurzschwert und setzte, da seine Sehkraft nachließ, eine goldene Brille auf. »Brauchst dir keine Sorgen zu machen.« Er schaute die niedliche Kleine an. »Solang du mein Schatz bist, fühl dich sicher.«
    »Das wäre wunderbar, Manfred.« Ohne die Gasse aus den Augen zu lassen, schmiegte Tinette sich an ihn. »Vielleicht verstecken sie sich nur.« Sie strich ihm über die Brust. »So ein starker, ein stattlicher Bursche bist du.«
    »Wo hast du dein Himmelreich?«, erkundigte er sich.
    »Drüben im Ochsen.« Sie nahm ihn bei der Hand.
    »So weit will ich nicht laufen.« Sein Atem ging heftig. »Warum nicht gleich hier?«
    »Hier ist es zu kalt.«
    »Will dich schon wärmen«, grinste der Herr. »In der Einfahrt dort stört uns keiner.« Er zeigte auf ein nobles Gebäude jenseits des Platzes, davor erhellte das Gaslicht jeden Pflasterstein. Kein Unaussprechlicher würde sich nähern, ohne dass man ihn kommen sah.
    Tinette war es zwar nicht geheuer, aber sie musste nehmen, was kam. Seit Frankfurts Straßen sich nachts dem Totentanz ergaben, hatte das Geschäft arg gelitten. Es gab kaum noch Freier, deren fleischlicher Drang ihnen den Mut verlieh, die Gefahr auf sich zu nehmen. Erleichtert, überhaupt Begleitung zu finden, stimmte sie zu, hakte Manfred unter, und aufmerksam in alle Richtungen spähend traten sie auf den Platz. Wie beängstigend menschenleer alles wirkte! Hohl klangen ihre Tritte auf dem Pflaster, sie warfen lange Schatten. Schritt um Schritt näherten sie sich der Pforte, drinnen brannte ein Wachfeuer, von den Bedienten angefacht, um die Unaussprechlichen fernzuhalten.

    »Bist ein zarter Engel«, schmeichelte Manfred und strich Tinette über den Rücken. »Oder sollte ich bei deinem flammend roten Haar besser Teufel sagen?«
    »Sollst gleich zu spüren bekommen, dass ich den Teufel im Leib hab«, schäkerte Tinette.
    Der Herr drückte sie an sich. Plötzlich erlahmte seine Hand, sein Aug wurde groß. »O nein.«
    »Nein!«, schrie auch das Straßenmädchen.
    Es war erwiesen, dass die Zombies die Fähigkeit besaßen zu lernen. Manche von ihnen verstanden des Menschen Verhalten nachzuvollziehen und wurden so zu gerissenen Räubern. Die vier Unaussprechlichen, die Tinette gefolgt waren, hatten vorausgesehen, dass sie den Weg über den Platz nehmen würde, und schnitten ihr und dem Herren den Weg ab. Sie kamen so hurtig heran, dass Manfred zwar imstande war, das Kurzschwert zu heben, um sich hauen konnte er nicht mehr. Die zierliche Waffe ward ihm entwunden und flog auf das Pflaster, dass es gellte.
    »Zu Hilfe! Schutzleute, helft!«, schrie Tinette.
    Wie zu allen Zeiten waren die Polizisten nicht zur Stelle, wenn sie gebraucht wurden. Allein auf menschenleerem Platz, umringt von vier Zombies und einem Heer von Ratten, sah das Mädchen sein letztes Stündlein gekommen. Drei packten den

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