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Heike Eva Schmidt

Heike Eva Schmidt

Titel: Heike Eva Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Purpurmond
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Staubwolke stieg auf, und wir mussten beide husten.
    »Verzeihung, ich muss unsere Putzfee wirklich mal bitten, hier etwas sauber zu machen«, murmelte er zerknirscht.
    Ich hörte gar nicht richtig hin, sondern blätterte mit fliegenden Fingern die losen Papiere durch.
    »Darf ich?« Zielsicher fischte Körner ein vergilbtes Blatt heraus und wedelte damit vor meiner Nase herum. »Sie haben völlig recht, wenn Sie dem letzten Hexenprozess in Bamberg besondere Aufmerksamkeit widmen, Caitlin«, sagte er wohlgefällig. »Immerhin war es für die Verurteilten Rettung in letzter Minute! Hätte der junge Richter Förg dieses kaiserliche Mandat nicht gerade noch rechtzeitig erhalten …«
    »Was? Ich meine – wie bitte?«, rief ich und erhob mich halb von meinem Stuhl. Körner nickte so selbstverständlich, als habe er vergessen, dass er mir noch vor ein paar Tagen die Unterlagen mit den Hinrichtungsprotokollen gezeigt hatte. Entweder litt der Professor unter Gedächtnisschwund, oder …
    »Wussten Sie das etwa nicht?«, fuhr er fort. »Drei Angeklagte waren schon auf den Scheiterhaufen gebunden worden, als der Befehl vom Kaiserhof in Wien verlesen wurde, alle ausstehenden Todesurteile unverzüglich zu annullieren. Hier, sehen Sie …«, erklärte er und deutete auf die mit Schreibmaschine getippten Zeilen. Mein Blick flog über den Text.
    Der Bote kam keine Minute zu früh. Im Morgengrauen des 17. Mai 1630 erreichte das Schreiben mit einem Kaiserlichen Mandat, ausgestellt vom Reichshofrat in Wien am 11. Mai, das besagte, alle Hexenprozesse unverzüglich einzustellen und alle Angeklagten freizulassen, Bamberg. Daraufhin wurde die Hinrichtung dreier wegen Hexerei angeklagter Frauen unverzüglich ausgesetzt.
    »Wahnsinn«, brachte ich gerade noch heraus und ließ mich mit einem Plumps auf den Stuhl zurückfallen. Ich war platt. Hatte ich es mit Daniels und Jakobs Hilfe doch tatsächlich geschafft, die Geschichte zu verändern! Hier stand es schwarz auf weiß. Körner nickte bestätigend. »Ja, das war damals wirklich ein Wahnsinn, der in den Städten grassierte. Zum Glück wurde diesen Grausamkeiten in Bamberg ein Ende bereitet. Stellen Sie sich nur vor, sie hätten das junge Mädchen, diese Dorothea Flock, verbrannt! Immerhin war sie schwanger …«
    »Dorothea hat ein Kind gekriegt?« Jetzt schrie ich wirklich. Körner musterte mich irritiert und schob mir das Blatt Papier hin.
    Drei Tage nach dem vom Kaiser befohlenen Ende der Hexenverbrennungen in Bamberg wurden sämtliche Mitglieder der bisherigen, sogenannten »Hexenkommission« der Stadt verwiesen. Zwei Henker waren bereits vorher geflohen. Sieben Tage später ehelichte eine der zuletzt Verurteilten, die junge »Flockin«, den kürzlich als Richter zu Bamberg ernannten Daniel Förg. Ein halbes Jahr später brachte sie einen Jungen zur Welt. Das Kind wurde von dem jungen Abt des Klosters Michaelsberg, Bruder Jakobus höchstpersönlich, auf den Namen »Conrad« getauft.
    Jakob war also Abt des Klosters geworden. Und Conrad hatte ich mich genannt, als ich im alten Bamberg in Männerkleidung unterwegs gewesen war! Dorothea und Daniel hatten ihren Sohn mir zu Ehren auf diesen Namen getauft! Die Schrift verschwamm vor meinen Augen, als mir vor Rührung die Tränen kamen.
    »Caitlin, ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte der Professor besorgt.
    »Ja, klar. Ich bin nur … Ich freue mich so für Dorothea«, schniefte ich zwischen Lachen und Heulen.
    »Ja, das ist … sehr nett von Ihnen«, stammelte Körner. Doch ich konnte förmlich sehen, wie er innerlich die Augen verdrehte und das Wort »Pubertät« im Display auf seiner Stirn erschien. Kein Wunder, er konnte ja nicht ahnen, was für gute Freundinnen Dorothea und ich in dieser buchstäblich »ver-rückten« Zeit geworden waren.
    Geradezu euphorisch schüttelte ich dem verwirrten Professor die Hand und hüpfte die Treppe zum Ausgang hinunter. Dorothea und Daniel haben also ihr Happy End bekommen, dachte ich wehmütig. Im Gegensatz zu mir. Auf den letzten Stufen wurde ich langsamer und blieb schließlich stehen, weil mir der Gedanke an Jakob erneut einen schmerzhaften Stich versetzte, etwa so, als hätte der Kurzdolch des Soldaten aus dem Castrum mein Herz gestreift.
    Wieder zu Hause, schaltete ich noch einmal meinen Computer an. Professor Körner hatte mir doch damals eine Mail mit einem riesigen Attachment zur Hexenverfolgung in Bamberg geschickt. Ich klickte mich durch gefühlte 50 Word-Dateien, aber ich musste es

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