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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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durch quellistische Killer, aber Mitzi Harlan konnte genauso gut durch einen unvorsichtigen Einsatzkämpfer erschossen worden sein, was nichts an den Schlagzeilen geändert hätte.
    Er blickte über das Dock hinweg. »Natürlich habe ich das. Ich habe gesagt, dass ich es tun würde. Das wussten sie.«
    »Realer Tod?«
    Er nickte. »Soweit das möglich ist. Inzwischen dürften sie sie aus einer extern gespeicherten Kopie resleevt haben. Ich bezweifle, dass sie viel mehr als achtundvierzig Stunden ihres Lebens verloren hat.«
    »Und die Leute, die wir verloren haben?«
    Sein Blick war immer noch nicht von der anderen Seite der Erntestation zurückgekehrt. Es war, als könnte er Ado und die anderen dort im flackernden Fackelschein stehen sehen, grausige Gespenster beim Festmahl, die keine noch so große Menge an Alkohol oder take zum Verschwinden bringen konnte.
    »Ado hat ihren eigenen Stack verdampft, bevor sie starb. Ich habe es gesehen. Die Übrigen.« Er schien leicht zu erzittern, aber das konnte auch die abendliche Brise über der Lagune oder nur ein Achselzucken gewesen sein. »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich haben sie sie geschnappt.«
    Niemand von uns musste die logische Schlussfolgerung aussprechen. Wenn Aiura die Stacks geborgen hatte, würden sich ihre Besitzer nun in virtuellen Verhörzellen befinden. Gefoltert, wenn nötig, bis zum Tod, dann erneut ins selbe Konstrukt geladen, damit die Prozedur von vorn beginnen konnte. So lange wiederholt, bis sie ausspuckten, was sie wussten, danach vielleicht noch ein paarmal mehr wiederholt, als Rache für das, was sie einem Mitglied der Ersten Familien anzutun gewagt hatten.
    Ich schluckte den Rest meines Drinks, und das Brennen löste einen Schauder aus, der von den Schultern das Rückgrat hinunterlief. Ich hielt Koi das leere Glas hin.
    »Auf die Hoffnung, dass es sich gelohnt hat.«
    »Ja.«
    Danach sprach ich nicht mehr mit ihm. Die allgemeinen Strömungen der Party spülten ihn von mir fort, und ich wurde in einer Ecke mit Segesvar zusammengetrieben. Er hatte je eine blasse, kosmetisch hübsche Frau im Arm, identisch in schimmernden bernsteinfarbenen Musselin drapiert, wie zwei lebensgroße Bauchrednerpuppen. Er schien in mitteilsamer Stimmung zu sein.
    »Gefällt dir die Party?«
    »Noch nicht.« Ich nahm mir einen take-Keks vom Tablett eines vorbeikommenden Kellners und biss hinein. »Aber es wird schon noch.«
    Er lächelte matt. »Du bist ein Mann, der schwer zufrieden zu stellen ist, Tak. Möchtest du rübergehen und dich stattdessen am Anblick deiner Freunde in den Ställen weiden?«
    »Im Augenblick nicht.«
    Unwillkürlich blickte ich auf die von Blasen übersäte Lagune hinaus, wo die Sumpfpantherställe lagen. Ich kannte den Weg sehr gut, und ich vermutete, dass mich niemand hätte aufhalten können, wenn ich hätte hinübergehen wollen, aber in diesem Moment spielte es für mich kaum eine Rolle. Außerdem hatte ich zu irgendeinem Zeitpunkt im vergangenen Jahr festgestellt, dass nach dem Tod und dem Resleeving der Priester in den Pantherkörpern der Gedanke an ihr Leid zu einem kalten und unbefriedigenden distanzierten intellektuellen Verständnis schrumpfte. Es war unmöglich, die riesigen Geschöpfe mit den feuchten Mähnen zu betrachten, wie sie sich gegenseitig in den Arenen zerfleischten, und darin immer noch die Männer zu sehen, die ich zur Strafe von den Toten zurückgeholt hatte. Falls die Psychochirurgen Recht hatten, waren sie in einem realen Sinne gar nicht mehr da. Vielleicht war der Kern des menschlichen Bewusstseins längst verschwunden, innerhalb weniger Tage von einem schwarzen, schreienden Wahnsinn zerfressen.
    An einem erstickend heißen dunstigen Nachmittag hatte ich in den steilen Sitzreihen über einer Arena gestanden, umgeben von einer brüllenden, tobenden Menge, und gespürt, wie sich die Vergeltung in meinen Händen in Seife verwandelte, sich auflöste und mir entglitt, als ich danach greifen wollte.
    Danach ging ich nicht mehr hin. Ich gab einfach nur noch die kortikalen Stacks, die ich mitgenommen hatte, an Segesvar weiter und ließ ihn den Rest erledigen.
    Nun sah er mich im Licht der Fackeln mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Also gut. Kann ich dich vielleicht für irgendeinen Teamsport interessieren? Du könntest mit Ilja und Mayumi in die Gravsporthallen runtergehen.«
    Ich warf einen kurzen Blick auf die zwei konfektionierten Frauen und erhielt von jeder ein pflichtbewusstes Lächeln. Keine von beiden schien

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